Keine Frage: Die DRESDEN DOLLS waren weder die ersten noch die einzigen, die sich an angeschwärztem Kabarett versuchten, doch waren sie diejenigen mit einem solchen Konzept, denen in jüngster Vergangenheit die größte Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Dass die Idee, Elemente der Kultur der 20er Jahre in die Gegenwart zu übertragen und sie in zeitgenössischer Musik aufgehen zu lassen, auch in Zeiten eines vermeintlichen Hypes keineswegs zum Scheitern verurteilt ist, zeigt das selbstbetitelte Debüt des KATZENJAMMER KABARETT. Anders als das Bostoner Duo geht das französische Quartett dabei bei weitem nicht so puristisch zu Werke, was die Instrumentauswahl betrifft: Keine Beschränkung auf das Wesentliche ist hier zu bemerken, ganz im Gegenteil: Es wird aus dem Vollen geschöpft und sich bei allem bedient, aus dem Töne zu gewinnen sind. Piano, E-Gitarren, Orgel und Elektronik, das alles findet seinen Platz auf dem Album und wird mal mehr, mal weniger in den Vordergrund gestellt. Auch stilistisch ist man nicht unbedingt um Homogenität bemüht, schwanken die einzelnen Lieder doch zwischen (fast) rein akustischem Düsterkabarett im Geiste der DRESDEN DOLLS und treibenden Death und Gothic Rock-Nummern. In beiden Spielarten zeigt sich das KATZENJAMMER KABARETT durchaus versiert und überzeugt mit Zerbrechlichkeit im klavierdominierten "Genuine, A Fantastic Revue" genauso wie mit vorpreschender geballter Energie in "Nevermore Brothel". Doch nicht nur von dieser Dynamik der Stil- und Geschwindigkeitswechsel lebt das Album und bezieht seinen nicht eben geringen Charme, sondern auch von seiner angenehm anachronistischen Ausstrahlung, die bei der Gestaltung beginnt und bis in die Musik hineinreicht: Die Gesangsstimme Mary Komplikateds ist am ehesten mit 'spröde' zu bezeichnen, voller Ecken und Kanten, ohne jedoch jemals zu nerven, während die elektronischen Einlagen mitunter so antiquiert wirken, als seien sie einem Computerspiel der 80er entnommen – so hebt sich der Gesamtklang wohltuend von diversen Neogothic-Bands ab, die seit Jahren durch die Zeitschriftenlandschaft geistern.
Diese vorliegende "First EP" war inkl. PDF-Booklet vor dem Erscheinen des Debut-Albums als Freedownload auf der Homepage der Band zu bekommen. Inzwischen ist sie dort schon lange verschwunden, wahrscheinlich auch, weil die beiden größten Hits "Gemini Girly Song" und "Katzenkjammer Kids" auf beiden Veröffentlichungen enthalten ist.
quelle: nonpop.de
Katzenjammer Kabarett - First EP
Tracklist:
1. Ouverture - 02:15
2. Katzenjammer Kids - 02:56
3. Gemini girly song - 04:27
4. Genuine, a fantastic revue - 03:28
5. The crowd around - 03:50
6. L'Amiral cherche une maison à louer - 02:34
7. Eve at the mansion - 04:06
8. Lies suck not - 02:37
9. Bal manekinow - 04:25
10. Broken dolls - 03:01
11. End - 10:03
1 Kommentar:
leider down :(
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