Wie die in London erscheinende Tageszeitung "The Independent" unter Berufung auf offengelegte Dokumente des britischen Außenministeriums (Foreign Office) berichtet, plante die NATO 1976 einen Putsch in Italien, um dadurch zu verhindern, dass die Italienische Kommunistische Partei (PCI) nach den Wahlen vom 20. Juni des Jahres die Regierung des südeuropäischen NATO-Mitglieds übernehmen könnte. Die Dokumente, deren Geheimhaltung 30 Jahre nach den Ereignissen ausgelaufen war, wurden von einem italienischen Forscher in den Regierungsarchiven in Kew, Surry, entdeckt.
1976, inmitten des Kalten Krieges, hatten immer mehr Italiener genug von den korrupten und damals seit 30 Jahren ununterbrochen regierenden Christdemokraten. Die von Enrico Berlinguer geführte und einen gemäßigten Kurs folgende Italienische Kommunistische Partei hatte die besten Aussichten, die Christdemokraten an der Regierung abzulösen und nach den Wahlen eine Koalitionsregierung zu bilden.
In einem geheimen Memorandum des britischen Außenministeriums vom 6. Mai 1976 - keine drei Jahre nach dem Putsch gegen die Regierung von Salvador Allende in Chile - wurde unter dem Titel "Italy And The Communists: Options For The West" (Italien und die Kommunisten: Optionen für den Westen) diskutiert, "Aktionen in Unterstützung eines Staatsstreichs oder anderer subversiver Aktivitäten" durchzuführen. Die Verfasser räumten ein, dass ein Putsch in Italien "unvorhersehbare Folgen" haben würde, zugleich rechnete man "in der einen oder anderen Form" mit der Unterstützung "der rechten Kräfte, der Polizei und der Armee". Obwohl die Möglichkeit eines Putsches als "attraktiv" bezeichnet wurde, wurde sie letztlich als "wenig realistisch" verworfen.
Die zunehmende Stärke der italienischen Kommunisten hatte die westlichen Regierungen bereits seit längerer Zeit beunruhigt. Im Januar 1976 hatten der damalige US-Außenminister Henry Kissinger und der frühere deutsche Bundeskanzler Willy Brandt, damals Präsident der Sozialistischen Internationale, über die Situation in Italien beraten. Dabei hatte Kissinger erklärt, der "politische Charakter" der NATO werde sich verändern, wenn die Kommunisten in einem Mitgliedsland der Allianz an die Macht kämen. Die übrigen NATO-Regierungen teilten Kissingers Sorge: Trotz ihrer reformistischen Linie wurde die PCI als der Sowjetunion nahestehend betrachtet. Der damalige britische Verteidigungsminister äußerte deshalb die Sorge, dass "sensible Dokumente in Moskau enden" könnten.
Die PCI erreichte bei der Wahl am 20. Juni 1976 mit 34,3 Prozent nur den zweiten Platz hinter den Christdemokraten, die auf 38,7 Prozent der Stimmen kamen. Dazu beigetragen haben dürften auch die Terroraktivitäten der geheimen NATO-Truppe "Gladio", die erst 1991 aufgedeckt wurde.
"Gladio" ist italienisch und bedeutet "Kurzschwert". Es war Guilio Andreotti, der langjährige christdemokratische Ministerpräsident Italiens, der sich in den 90er Jahren als Pate der Mafia vor Gericht verantworten mußte, der die Existenz von "Gladio" öffentlich machte, nachdem in Rom mysteriöse Dokumente aufgefunden worden waren, was einen pflichtbewussten Staatsanwalt, Felice Casson, sowie eine Handvoll Parlamentarier zu unbequemen Fragen animierte. Die heissen Papiere wurden ausgerechnet in jener Wohnung sichergestellt, die den von den Geheimdiensten unterwanderten "Roten Brigaden" nach der Entführung des christdemokratischen Ministerpräsidenten Aldo Moro im April 1978 als Versteck gedient hatte. Moro wurde nach 55 Tagen Gefangenschaft ermordet, sein Leichnam in einem Auto deponiert, das auf halbem Wege zwischen den Parteizentralen der Christdemokraten und der Kommunisten im Zentrum Roms abgestellt war.
Aldo Moro war ein Unterstützer des von Berlinguer vorgeschlagenen "historischen Kompromisses" zur Bildung einer stabilen neuen Regierung unter Einschluss der Kommunisten. Die PCI hatte mit dem "historischen Kompromiss" versucht, die Lehren aus dem blutigen Putsch der CIA und der Generäle um Pinochet gegen den vom Volk gewählten chilenischen Präsidenten Salvador Allende vom 11. September 1973 zu ziehen.
Die Mörder Aldo Moros seien von der italienischen Justiz schon lange rechtskräftig verurteilt, aber die Auftraggeber und Hintermänner dieses Verbrechens seien nie ermittelt worden und erfreuten sich noch immer ihrer Freiheit, sagte 1998 der damalige italienische Staatspräsident Oscar Luigi Scalfaro bei einer Sondersitzung des italienischen Parlaments zum 20. Jahrestag des Mordes.
In Italien ist seit langem gerichtsnotorisch, dass die "Roten Brigaden" und ihr Umfeld bereits zu einem frühen Zeitpunkt durch die Geheimdienste infiltriert waren und der zivile wie der militärische Geheimdienst Italiens in eine ganze Reihe schwerster Verbrechen wie Morde, Bombenattentate, Putschvorbereitungen und Erpressungen verstrickt ist und Teil von "Gladio" war. Seit den 50er Jahren hatte dieses geheime NATO-Netzwerk die Staaten Westeuropas umspannt. Die gesamte Aktivität von "Gladio" unterstand einer geheimen Kommandozentrale im NATO-Hauptquartier in Brüssel. Für "Gladio" existierten (und existieren) keine gesetzlichen Grundlagen, so sich die Organisation auch jeder demokratischen Kontrolle.
"Gladio" wird als treibende Kraft hinter der sogenannten "Strategie der Spannung" vermutet. Unter dieser Bezeichnung wird eine Serie von Anschlägen und Morden verstanden, die von italienischen Faschisten verübt wurden, um sie dann linken Gruppen in die Schuhe zu schieben. Zu diesen Verbrechen gehört am 12. Dezember 1969, als die Massenbewegung der StudentInnen und ArbeiterInnen auf ihrem Höhepunkt war, die Explosion einer Bombe in der Landwirtschaftsbank Mailands, die 16 Menschenleben fordert und 84 verletzt. Im Rahmen der Ermittlungen kommt es zum “zufälligen Tod eines Anarchisten” (Titel des Theaterstückes von Dario Fo) als Giuseppe Pinelli während eines Polizeiverhörs aus dem Fenster “fällt”. Heute wird ein Mitglied der faschistischen “Ordine Nuovo als Täter genannt.
Am 28. Mai 1974 explodiert während einer antifaschistischen Demonstration in Brescia eine Bombe, die neun Tote und 90 Verletzte fordert. Nur gut zwei Monate später, am 4. August 1974, explodiert eine Bombe im Schnellzug Florenz-Bologna, 12 Menschen sterben, 48 werden verletzt.
Am 2. August 1980 detoniert eine Bombe im Bahnhof von Bologna und richtet dort ein Blutbad an: 85 Menschen sind tot, 200 verletzt. Anfänglich wird wieder die Linke beschuldigt, letztlich aber werden zwei Mitglieder der faschistischen “Bewaffneten Revolutionären Kerne” (NAR) zu lebenslanger Haft verurteilt, zwei Offiziere des Militärgeheimdienstes SISMI werden des Legens falscher Spuren zu mehrjährige Haftstrafen verurteilt, die mutmaßlichen Auftraggeber Licio Gelli - vom politischen Arm des "Gladio"-Netzwerks, der Loge "Propaganda Due" - und der CIA-Agent Francesco Pazienza werden zu je 10 Jahren Haft verurteilt.
Quelle: The Independent, Schweizerische Friedensbewegung, Qui bono? / RedGlobe
weiter führende Links
Über den Zusammenhang zwischen der NATO-Terrorbande Gladio und dem 11.September 2001 gibt es u.a. folgende Artikel:
www.radio-utopie.de (deutsch)
http://www.prisonplanet.com (english)
Corriere della serra (italiano)
Bather at Deauville by Kees van Dongen
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Cornelis Theodorus Maria "Kees" van Dongen (26 January 1877 – 28 May 1968)
was a Dutch-French painter who was one of the leading Fauves ("Wild men" =
th...
vor 15 Stunden
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