In der Jungen Welt gab es unlängst ein paar Interviews und Berichte über Banda Bassotti, eine meiner absoluten Lieblingsbands. Grund genug, um nochmals auf die bisherigen Vorstellungen der kommunistischen Ska-Punk-Band aus Italien zu verweisen und die bislang unterbliebenen Vorstellungen nach zu holen. Wie war das mit eurem Namen? Warum hattet ihr keinen Namen? Auf der letzten Buchmesse in Havanna waren die Kubaner von eurer Version des Liedes »Que linda es Cuba« begeistert. Wir sind jedes Jahr dort und haben gesagt: Die laden wir ein! Wie gefällt euch die Rosa-Luxemburg-Konferenz? Gibt es nichts Vergleichbares in Italien? Das Traditionsblatt wurde ein Jahr nach dem Bankrott 2001 wieder aufgelegt. Damals hieß es kritisch, das einzig Rote an der Zeitung sei das Apostroph zwischen dem L und dem U im Namen. Eigentlich setzt ihr aber nicht auf Parteien. Das war der Gipfel, auf dem Carlo Giuliani von einem Carabiniere durch einen Kopfschuß getötet wurde. Was bedeutet der Name Carlo Giuliani heute in Italien? Wie ist es mit der G-8-Bewegung seither weitergegangen?
Schrei laut!
Banda Bassotti sind eine der wichtigsten Ska-Punk-Bands.
Von Katja Herzberg
Banda Bassotti wird die Panzerknackerbande aus den Disney-Comics in Italien genannt. Wörtlich übersetzt bedeutet es »Dackelbande«. So heißt auch eine bekannte italienische Band. In der links-alternativen Szene garantiert sie berauschende Ska-Punk-Konzerte, bei denen spätestens nach Erklingen des zweiten Titels fast jeder im Publikum die revolutionäre Faust reckt. Die Band ist eine politische Gruppe, die Musik macht. Am Samstag spielten sie auf der Rosa-Luxemburg-Konferenz dieser Zeitung in der Berliner Urania.
Die Mitglieder von Banda Bassotti lernten sich Anfang der 80er Jahre in Rom kennen, in Solidaritätsaktionen für Nicaragua, Palästina und das Baskenland. Auch arbeiteten sie bei den sogenannten freien Arbeiterbrigaden mit, die Häuser renovierten, damit sie die linke Szene nutzen konnte. Banda Bassotti wurde 1987 gegründet, musikalisch orientierte man sich am Reggae Rock von The Clash und dem New-Wave-Ska der Specials. Mit ihrem Combat-Rock traten Banda Bassotti zunächst auf Großdemonstrationen, in den »Centri Sociali« (soziale Zentren bzw. besetzte Häuser) oder einfach auf der Straße auf. Dabei war ihr wichtigstes politisches Ziel stets der Kampf gegen den Faschismus. Mit befreundeten Bands initiierten sie das Festival »Gridalo Forte! No al Fascismo! No al Razzismo!« (Schrei laut! Nein zum Faschismus! Nein zum Rassismus!), das von 1988 bis 1991 einmal im Jahr in Rom stattfand. An ihm beteiligten sich Antifa-Gruppen aus ganz Europa mit Workshops, Diskussionen und Konzerten. Im Zuge des Festivals entstand ein Dokumentationszentrum, das »Gridalo Forte Records« getauft wurde und sich zu einer Plattenfirma weiterentwickelte. So wurde 1991 der Sampler »Balla e difendi« (Tanze und verteidige) unter Mitwirkung von Banda Bassotti, Red House, Filo da Torcere und AK 47 veröffentlicht.
Ihr erstes Album nahmen Banda Bassotti erst zehn Jahre nach ihrer Gründung auf. 1991 erschien »Figli della stessa rabbia«, das sie nicht nur in Italien, sondern auch international bekannt machte. Das zweite Album »Avanzo di cantiere« konnte die Gruppe dann 1994 im Baskenland bei Arki Arkarazo, dem Gitarristen von Negu Gorriak, aufnehmen und anschließend vor großem Publikum in Spanien auftreten. Nach diesen Erfolgen löste sich die Banda 1996 erst einmal auf. Das Musikerleben kostete zuviel Kraft und war mit dem römischen Alltagsleben nicht vereinbar.
2001 kam es zun einer Reunion für ein Benefizkonzert. 12000 Fans feierten die Gruppe empathisch. Diesem starken Eindruck konnte sich die Banda Bassotti nicht entziehen, die daraufhin beschloß, weiterzumachen. Nun mit drei Bläsern und mehr Ska als Punk. Nach sieben Jahren Abstinenz ging man wieder ins Studio. 2002 erschien »L’altra faccia dell’Impero«. Die anschließende Tour führte sie erstmals auch über Grenzen Europas hinweg, unter anderem nach Japan. 2003 spielten sie das Album »Asi es mi vida« ein, auf dem sie internationale Arbeiterlieder coverten. Nach Erscheinen der fünften Platte, »Amore e odio« kam Banda Bassotti erstmals zu einer kleinen Tour nach Deutschland. Mit dem aktuellen Album »Vecchi Cani Bastardi« tourten sie auch in Südamerika. Im März erscheint eine neue CD. Die Banda Bassotti hat noch einiges vor.
Wir spielen, wo was los ist
Warum über die Panzerknacker in Teilen der linken Presse Italiens nicht berichtet wird. Ein Gespräch mit Banda Bassotti
Interview: Harald Neuber
»Liebe die Musik, hasse den Faschismus«, heißt das Motto der italienischen Ska-Combo Banda Bassotti. Am vergangenen Wochenende spielte die Banda auf der XIII. Internationalen Rosa-Luxemburg-Konferenz. Wir sprachen mit dem Leadsänger Picchio, mit David und Sigaro (Gitarre, Gesang).
Sigaro: Dabei stammt der Name gar nicht von uns. Als wir angefangen haben, hatten wir keinen Namen. Die Leute haben uns so genannt. Es hieß dann: »Hey, da kommt die Banda Bassotti.« Wir fanden das super.
Picchio: … wir haben in Solibewegungen gearbeitet, mit Palästina, Kuba und anderen Völkern …
David: … und die Musik hat den Leuten offenbar gefallen. Auf einmal haben wir immer mehr Einladungen bekommen. 1989 dann haben wir uns als Gruppe gegründet. Es kamen mehr Leute dazu. Und heute sind wir fast ein Dutzend.
Sigaro: In Italien gibt es da leider ein paar Probleme. Die KP in Portugal liegt, wenn ich mich richtig erinnere, stabil bei 15 Prozent. In Italien ist die Linke total zersplittert.
Picchio: Das Absurde ist, daß sich die Parteien voneinander abgrenzen wollen und so zu Sektierern werden. Wir erleben das immer wieder. Weil wir uns natürlich auch positionieren, erscheint in manchen linken Blättern nichts über uns. Es kam vor, daß wir vor Zehntausenden in Rom gespielt haben, und am nächsten Tag gab es in Teilen der linken Presse noch nicht einmal eine Meldung.
David: Das trifft eben auch auf Il Manifesto zu, ein linkes Blatt, das sich als unabhängig bezeichnet.
Picchio: Wir haben es schon fast leichter, in die bürgerliche Presse zu kommen.
David: Was damals geschehen ist, hat auch in der Polizei Folgen gehabt. Einige haben den Dienst quittiert, andere wurden versetzt oder suspendiert. Besonders die stundenlange Folter von Inhaftierten in der Diaz-Schule hat im Apparat, glaube ich, einigen die Augen geöffnet.
Picchio: Ein Problem sind aber die Medien. Über die politischen Zeitungen habe ich ja schon gesprochen. Darüber hinaus sind fast alle Medien in der Hand einiger weniger Konzerne. Berlusconi ist dabei führend. Der politische Widerstand gegen Militarisierung und Ausbeutung steht dieser Konzernmacht entgegen.
»In unserer Seele sind wir Piraten«
Was machen die Söhne von The Clash und The Specials heute? Ein Gespräch mit Banda Bassotti
Interview: Katja Herzberg
Banda Bassotti hat neun Mitglieder. Wie es sich für ein echtes Kollektiv gehört, sind alle gleichberechtigt, weshalb die Band als Gruppe spricht.
Die Banda Bassotti ist mehr als eine Musikgruppe. Zu Beginn der 80er Jahre habt ihr Solidaritätsaktionen organisiert, aus denen die Band entstanden ist. Hat sie eure Motivation über die Jahre verändert?
Es hat sich nichts geändert. Natürlich vergehen die Jahre, die Familien wachsen, und mit 20 Jahren auf Tour zu gehen ist sicherlich etwas anderes als mit 45 oder 50 Jahren. Aber Touren gefällt uns trotzdem immer noch sehr gut. Wir richten unsere Lieder an Arbeiter, Ausgebeutete und Arbeitslose. Wo auch immer wir in der Welt unterwegs sind, kommen die auf unsere Konzerte. Die Leute wollen in Würde leben und arbeiten. Das zu transportieren ist noch immer unsere Motivation.
Die Musik ist immer ein Übertragungsmittel der Forderung nach Freiheit gewesen. Linke Musik wurde in den 70er Jahren in Italien von Liedermachern und chilenischen Folkbands wie Inti Illimani oder Quilapayun geprägt. Danach kamen dann The Clash, Rage Against The Machine, die Asian Dub Foundation und vielleicht auch wir. Das war zwar ganz andere Musik, die aber dasselbe wollte: eine ganz andere Gesellschaft.
Kann Musik überhaupt etwas bewirken?
Wir können nicht sagen, daß die Musik etwas verändert hätte, aber sie war die Tonspur zu den Kämpfen, sie hat neue Ideen in die Köpfe junger Menschen getragen. Sie hat zur Weiterentwicklung der Kultur beigetragen.
In den 80er Jahren habt ihr eure Musik als »Combat-Rock« bezeichnet. So hieß auch das vorletzte Album der Clash, und das ist mittlerweile auch schon wieder mehr als 20 Jahre her.
Wir sagen immer, daß wir Söhne von The Clash und The Specials sind. Aber wir sind beeinflußt von Tausenden Stilen. Musik ist glücklicherweise vielfältig, und jeder von uns hört alles. Wir sind mit Sicherheit mit Punk, Ska und südamerikanischer Musik verbunden und glauben, daß man das auch in unserer Musik und in den Texten hört. Letztlich ist unsere Musik aber Banda Bassotti.
Zu Weihnachten habt ihr auf eurer Myspace-Internetseite einen ersten Titel aus dem neuen Album eingestellt. Der Song heißt »Cuore malato«, in dem ihr die EU kritisiert.
Die Italiener sind ein Volk von Einwanderern gewesen. Die USA, Deutschland, die Schweiz, Belgien, in all diese Länder sind sie von 1900 bis nach dem Zweiten Weltkrieg gegangen, um Arbeit zu suchen. Sie wurden behandelt wie Wesen zweiter Klasse. Man hat sie ausgebeutet und ihre Namen verändert. Heute kommen die Menschen aus den armen Ländern nach Italien und in die EU, um ein besseres Leben zu finden – wie die Italiener damals, die diese Leute nun genauso furchtbar behandeln, wie sie damals selbst behandelt wurden.
Seit anderthalb Jahren ist die Berlusconi-Ära zu Ende. Ist das Leben in Italien jetzt freier geworden?
Die Mitte-Links-Regietrung unter Prodi macht dieselbe Politik wie die Mitte-Rechts-Regierung unter Berlusconi. Ob sich das Leben für die Menschen verbessert hat, die mit 1000 Euro im Monat leben und eine Miete von 700 Euro zu zahlen haben, wagen wir zu bezweifeln. Die Politiker haben keinen Kontakt zum realen Leben. Der alltägliche Einkauf, Miete bezahlen, die Schulbücher für die Kinder – das alles kennen sie nicht. Die Mehrheit der Politiker ist für uns der Abschaum der Menschheit. Sie leben in einem Meer von Geld, während die Leute nicht mal bis zum Monatsende kommen.
Verkauft ihr mit eurer Plattenfirma »Gridalo Forte Records« überhaupt noch CDs?
Es wird Zeit, zu schließen. Das Label ist entstanden, um denen eine Stimme zu geben, die sie sonst nicht bekommen. Heute ist das nicht mehr nötig. Alle können sich im Internet darstellen. Das Label hat seine Geschichte gehabt. CDs verkaufen sich nicht mehr, alle laden sie aus dem Internet herunter. Wir treten in Buenos Aires auf – und ein ganzer Platz singt. Wir spielen in Europa und Japan – und alle singen unsere Lieder. Das heißt, daß alle die Musik runterladen. In unserer Seele sind wir Piraten. Deshalb sagen wir, daß es so in Ordnung geht. Livespielen, Leute treffen, Geschichten kennenlernen – das ist, was wir wollen.
Quelle: jungewelt.de
Asi Es Mi Vida
Title
01 Guatanamera
02 Que Linda Es CubaCuba Si, Yanqui No
03 Nicaragua Nicaraguita
04 Gracias A La Vida
05 El Pueblo Unido Jamas Sera' Vencido
06 Sam Song
07 Go On Home British Soldiers
08 El Quinto Regimento
09 El Paso Del Ebro
10 Arbeitsloser Marsch
11 Stalingrado
12 Fischia Il Vento
13 Poliouchka Polie
14 Proceso
15 Yup La La
16 Asi' Es Mi Vida
17 Figli Dell'officina
18 Holiday In Ramallah
Genre: Folklore
Bitrate: 128 kBit/s
Year: 2003
Baldi E Fieri
Title
01 Inno Amaranto
02 Fino All'ultimo Bandito
03 Sveglia (Bonus Track)
Genre: Ska
Bitrate: 192 kBit/s
Year: 2005
Bella Ciao
Title
01 All Are Equal For The Law
02 Bella Ciao
03 La Ballata Della Sanguisuga
04 Zio Paperone
Genre: Ska
Bitrate: 192 kBit/s
Year: 1993
Bather at Deauville by Kees van Dongen
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Cornelis Theodorus Maria "Kees" van Dongen (26 January 1877 – 28 May 1968)
was a Dutch-French painter who was one of the leading Fauves ("Wild men" =
th...
vor 16 Stunden
2 Kommentare:
danke für den upload!
iPod oder Macbook oder oder oder kostenlos - KEIN FAKE!!!
naja wobei man muss dan zuminders der politischen Korrektheit erwähnen das die in ihrem zweiten Album einen gewaltigen Fehltritt geleistet haben den ich ehrlich gesagt auch erst beim zweiten mal hinhören bemerkt habe... (dieses ist aber in diesem Post ja nicht vorhanden;))
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