Sieht sie nicht brav aus, die Anna Fischer? Was sie mit Panda hinlegt ist erfrischender Punkrock, wie ich ihn seit den frühen Nina Hagen Sachen oder Hans-A-Plast nicht mehr gehört habe. Punk ohne klischeehafte Punk-Attitüde!
Bei dem Namen Panda fällt einem wohl nicht gleich Rockmusik aus Berlin ein, oder? Wobei Rockmusik es eh nicht trifft. Schnoddriger Punkrock trifft auf Sixties Beats, das alles spielt sich in einer Garage ab, aber es nützt gar nichts, wenn man versucht ein Genre zu finden, in die man die Berliner Combo einordnen könnte, denn man zuckt trotzdem unweigerlich zusammen, wenn die ersten Töne erklingen und Sängerin Anna dem ahnungslosen Trommelfell den ersten Tritt in die Fresse verpasst. More to come...selten hat es nach Wanda Jackson eine Stimme gegeben, die sich so durch die Gehörgange pflügt wie diese und nur noch ein verzweifeltes Fiepen hinterlässt.
Das Ganze hingerotzt mit gepflegter Berliner Schnauze macht einen nur ungläubig aufhorchen. Tja, und wenn man das alles überstanden hat, ohne sich mit einem Buch auf dem Kopf unter dem Tisch zu verkriechen, dann ist es Zeit was über die Band zu erfahren. Gegründet hat sich das Quintett 2004, wobei von gegründet gar nicht die Rede sein kann. Sängerin Anna dräute es endlich eine Band zu finden, nachdem sie sich drei Monate in der Dominikanischen Republik darin ergangen hatte, Songs zu schreiben, die im regnerischen Berlin darauf warteten endlich wieder an die Sonne zu dürfen. Casting ist etwas für Plastikpeople, also trieb sie sich in in Bars und auf Konzerten rum und landete schließlich bei einem Gig von ‚Toulouse‘. Es war Liebe auf den ersten Blick, Anna quetschte sich zur Band auf die Bühne, jammte begeistert mit und schnappte sich die vier Jungs. Die Geburtstunde von Panda!! ‚Entern‘ trifft es da wohl eher.
An den Texten hat keine Geringere als Lucy Van Org mitgefeilt, ehemals Lucilectric, die mit ‚Mädchen‘ 1994 die Charts smashte und zur Heldin einer ganzen Girlie Generation wurde. Lang ist es her und mittlerweile gehört sie zu den wenigen namenhaften Produzentinnen, die Deutschland vorzuweisen hat und damit alles so schön rockt und knallt, haben sie die Fünf dann noch Rod von den Ärzten ins Boot gezogen. Bei soviel prominenter Unterstützung ist nicht weiter verwunderlich, dass nach einem Jahr bereits Universal anklopfte und ein Majorlabel-Deal ins Haus stand.
Aber alles der Reihe nach. Wie kam es überhaupt zu der Zusammenarbeit mit Lucy van Org?
“Ach, da muss man ewig weit ausholen. Ich habe ja in den letzten Jahren sehr viel mit Schauspielerei gemacht, aber meine große Liebe war immer auch die Musik. Ich hatte schon an verschiedenen Projekten gearbeitet, aber das funktionierte alles nicht so. Zuletzt machte ich dann mit einer Freundin zusammen Musik, aber die haute dann für Geld, Gold und Glück nach Köln ab und so stand ich da. Meine Agentin machte mich dann mit Lucy bekannt, und die meinte ‚Tja, wenn Du allein Mucke machen willst, musst Du erst mal Gitarre spielen lernen und ein paar coole Texte schreiben‘. Also habe ich mich erst mal für besagte drei Monate verdrückt und das gemacht. Als ich dann zurückkam, präsentierte ich Lucy meine Ausbeute und die war sehr angetan. Aber seien wir mal ehrlich, so solo sein Ding durchzuziehen ist grottenöde. Da fehlt einfach der Spirit und der Spaß. Also habe ich mich nach einer passenden Band umgeguckt und siehe da, ich fand Toulouse. Es hat gleich geklickt . Der totale Glücksfall!!
Aber wir brauchten noch jemanden, der uns soundtechnisch an die Hand nimmt, wir hatten bestimmte Vorstellungen: es sollte tough und straight klingen, wir lieben die traditionellen Elemente englischer und amerikanischer Beatmusik, und natürlich auch den rebellischen Sixtiessounds der Yardbirds. Und Garage darf auch nicht fehlen, wir brauchten einen energetischen arschtretenden Sound, der auch zu unseren Texten passt. Es war uns aber auch wichtig unseren kreativen Freiraum zu behalten und viel zu experimentieren. Rod ist einfach der perfekte Mann für uns!!“
Böse Zungen könnten natürlich behaupten, dass Annas Erfolge als Schauspielerin, u.a. in ‚Liebeskind‘ und ‚Berlin, Berlin‘ mit dazu beigetragen haben, den Focus auf Panda zu lenken und Aufmerksamkeit zu ergattern, aber davon will Anna nix wissen.
„Den Plattenvertrag hatten wir ja schon vorher, bevor ich die Goldene Kamera und diese ganzen Auszeichnungen bekam. Unser Erfolg liegt darin begründet, dass wir total krasse Musiker am Start haben und uns die ganze Zeit mächtig ins Zeug gelegt haben. Wir haben 100 Prozent gegeben und alle Beteiligten sind totale Profis, ob die Produzenten, Musiker oder whatever, die ihr Ding schon seit Jahren durchziehen. Nee, Universal war eher ziemlich überrascht, als dieser ganze Medienrummel dann losging. Bis dato wussten die vermutlich nicht mal, dass es ‚Liebeskind‘ überhaupt gibt.“
Gerade haben sie als Support Act von Rosenstolz eine komplette Tour absolviert und das besondere an dieser Geschichte war dass Rosenstolz an Panda herantraten und diese fragten, ob sie denn nicht Lust hätten. Eine besondere Ehre natürlich, aber auch ein ziemlich schwerer Stand, hat Rosenstolz doch eine sehr toughe Fangemeinde, die so leicht nichts aus der Reserve locken kann.
„Das war mal eine Erfahrung. Es liegt auf der Hand, dass Rosenstolz und wir jetzt nicht soviel gemeinsam haben. Es ist auch nicht die Musik, die wir privat hören würden, aber uns war schon bewusst, dass es eine Riesenchance und auch Ehre ist, dass wir spielen durften. Umso geiler war es für uns tatsächlich einen Teil des Publikums zu begeistern. Die wollten Zugaben und haben geschrien. Das war sehr krass - es gab natürlich auch Buuuh-Rufe, aber das war ja nicht anders zu erwarten. Für uns war es natürlich auch ein Erlebnis auf dieser Riesenbühne zu stehen. Normalerweise spielen wir in kleineren Clubs, wie jetzt letzens auf der Fratelli Tour.“
Das Wagnis, alle Texte im schönsten Berliner Slang zu singen war für sie nie eins. Nun ja, haben sie aber auch das Glück, dass es wohl der charmanteste Dialekt überhaupt ist. Aber auch hier ist Anna stur: Wenn es den Leuten nicht gefallen hätte, Pech gehabt!!
Beeinflussen lassen sie sich nicht gerne und so muss man auch dreimal schlucken, wenn man sich die Texte anhört. Großstadtgeschichten, aber ohne Glamour and Metropolenattitude, stattdessen angeschmuddeltes Ambiente, verzagte Menschen, wie Stefan + Tina, zwei waschechte Berlina... Stefan ist immer rattendicht und Tina, die Fette hat Übergewicht...
Eine von hunderttausend Geschichten über zwei, die lieber betrunken vorm Supermarkt rumlümmeln als sich der Einsamkeit zu stellen. Ob schmutzig, runtergekommen und zwielichtig, Berlin klebt und hier hat selbst Scheiße Flair.
Und Wünsche für die Zukunft? Wenn es gerade dermaßen gut läuft, erscheint es mir deplatziert danach zu fragen. Also, bei was könntest Du kotzen??
„Wenn man mich dazu bringen will, Gefühle zu zerreden und zu erklären. Das kann ich nämlich nicht. Klar, wenn einen was ankotzt muss das raus, aber im umgekehrten Fall, wenn es sich um positive Gefühle handelt, dann möchte ich sie so belassen und nicht für andere auseinanderpflücken. Das zerstört nur alles. Viele Leute wollen einen so ausquetschen, immer alles ganz genau zu wissen. Manchmal will ich lieber die Fresse halten.”
In dem Sinne: Halt die Klappe, halt det Maul, halt die Fresse, halt die Schnauze!!!
Maul halten, ich schneid‘ Dir Deine Zunge raus und schlag Dir jeden Zahn einzeln aus!!
Quelle: westzeit.de
Tretmine
Title
01 Jeht kacken
02 Du kotzt ma an
03 Frauen und Männer
04 Sex umschreiben
05 Hierbleiben
06 Dinge
07 Stefan & Tina
08 Herzschmerzkacke
09 Schnauze
10 Terror anna Türe
11 Meene Wohnung
12 Manno wat is'n dabei
Genre: Punkrock
Bitrate: 221 kBit/s (VBR)
Year: 2007
1 Kommentar:
Hallo Likedeeler!
Danke für das Angebot! Die meisten der CDs werde ich aber wohl selbst digital nicht wiedersehen. Ich hatte über die Jahre eine Sammlung von CDs aufgebaut, die zum Einen aus unhörbaren Raritäten bestand, aber auch aus CDs, mit denen jede Party zu rocken war (ohne Rock!)
Vieles original aus den 80ern + 90ern. Warp - Pioneers of the hypnotic Groove fällt mir gerade ein und die ganzen anderen Warp CDs. Thirteen Moons natürlich, die hab ich aber zumindest noch auf HD. Marc Almond, Marc & the Mambas,80er HipHop Schooly D, Bambaata, etliche Material/Bill Laswell/Axiom CDs, jede Menge Sampler mit 12" Versionen. Ich könnte stundenlang weitermachen.
Digital ist zwar ok, aber nicht besser. Beim Sammeln geht's eben auch um das Haben. Auch bei den LPs ist viel, was ich nur einmal angehört habe, aber trotzdem nicht weggeben würde.
Direkter Kontakt unter k o n e c at g m x . d e
Jörg NRO
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