Mumia wurde jede Chance verbaut

Demo »Freiheit für Mumia Abu-Jamal« am Samstag in Berlin.
Ein Gespräch mit Kai Spange
Interview: Lukas Dubro

Kai Spange ist Sprecher des Berliner Bündnisses »Freiheit für Mumia Abu-Jamal«

Am Samstag findet eine Demonstration für die Freilassung Mumia Abu-Jamals statt. Wie ist der aktuelle Stand in dem Fall des Afroamerikaners, der seit 26 Jahren im US-Gefängnis sitzt und von der Todesstrafe bedroht ist?
Mumia ist am 27. März jegliche Chance auf ein neues Gerichtsverfahren und eine Freilassung verbaut worden. Entgegen der in den Medien verbreiteten Meinung ist Mumia trotz der vorläufigen Aufhebung der Todesstrafe von der Hinrichtung bedroht. Die Richter des 3.US-Bundesberufungsgericht hielten die Verurteilung wegen Mordes aufrecht und eröffneten der Staatsanwaltschaft die Möglichkeit, in einem abgetrennten Verfahren erneut die Todesstrafe zu verhängen. Der Weg zu seiner Freiheit ist wieder länger geworden.

Wie kam es zu der jetzigen Niederlage vor Gericht?
Die Entscheidung vom 27. März ist aus unserer Sicht ein Resultat der mangelnden öffentlichen Aufmerksamkeit. Deshalb braucht Mumia uns jetzt. Wir müssen den Druck wieder aufbauen und für ihn auf die Straße gehen. Schon in der Vergangenheit hat sich gezeigt, daß immer dann, wenn Mumias »juristische Mittel« ausgeschöpft waren, durch öffentlichen Druck die Politik als auch die Justiz zum Einlenken bewegt werden konnte. So wurde schon 1995 seine Hinrichtung durch eine starke Solidaritätsbewegung verhindert.

Was für Aktionen sind geplant, um Mumia Abu-Jamal zu unterstützen?
Wir vom Berliner Bündnis »Freiheit für Mumia Abu-Jamal« mobilisieren für Samstag zu einer Demonstration, auf der wir die Freiheit Mumias fordern. Ursprünglich war geplant, die Aktion zeitgleich mit den Aktivisten aus den USA durchzuführen. Die Demo in Philadelphia wird nun aber eine Woche später stattfinden, damit die Öffentlichkeit der in Pennsylvania am 22. April stattfindenden Abstimmung im Präsidentschaftswahlkampf genutzt werden kann.

Es gab ein Problem mit der Demoroute ...
... ja, das stimmt, Wir wollten durch die Rosa-Luxemburg-Straße in Berlin-Mitte ziehen. Die Polizei hat im Vorgespräch jedoch eindeutig zu erkennen gegeben, daß sie das nicht akzeptieren wird. Das Problem sei der Bekleidungsladen »Tonsberg«, der die bei Neonazis beliebte Modemarke »Thor Steinar« verkauft und sich in der Straße befindet. Die Polizei war der Meinung, daß es aus der Demonstration heraus zu Gewalttaten gegen den Laden kommen könnte. Deshalb sollen wir nun eine Alternativroute durch die anliegenden unbelebten Nebenstraßen gehen. Für uns ist der Ablehnungsgrund aus der Luft gegriffen. Es gibt keinerlei Anhaltspunkte dafür, daß von der Demonstration Gewalt ausgehen wird. Wir finden, daß unser Recht, auf die Straße zu gehen und unsere Meinung zu sagen, wichtiger ist, als das Interessse der Neonazis, ungestört, in ihrem Laden Geschäfte machen zu können.