Auf die Plätze, fertig ... Kleinstadthelden sind schon losgerannt, bevor der Startschuss gefallen ist. Ungestüm und rastlos präsentieren sich die vier Rocker auf ihrem Debüt "Resignation und Aufstehen", als wollten sie endlich beginnen, endlich raus aus ihrer provinziellen Idylle im niedersächsischen Osterholz-Scharmbeck bei Bremen. Keinen ausgefeilten Masterplan hört man den zehn Kompositionen an, die dort in einer knappen halben Stunde runtergespielt werden. Stattdessen Impulse, rohe Energie, unbändigen Lebenswillen an allen Ecken und Enden.
Angst kennen Kleinstadthelden scheinbar nicht. Nicht vor dem in Verruf geratenen Genre mit den drei Buchstaben und großen Vergleichen - ganz selbstbewusst schreiben sie sich auf die Fahne, deutschen Emo-Rock zu machen, etwa wie ihn The Get Up Kids mal erdacht haben. Genauso wenig vor offenen Worten, die den Texten zwischen dem ehrlich-emotionalen Ausruf auch Mal Klischees und Plattitüden über das Erwachsenwerden, Lieben und Lernen verpassen. Was die textlichen oder kompositorischen Patzer vergessen macht, ist vor allem die Euphorie und Leidenschaft, mit der die Band ihre Songs vorträgt. Jeder Takt hält mühsam den nächsten zurück, jede Zeile zappelt unruhig in Erwartung der folgenden - das alles hat Kraft, weil es nicht bemüht wirkt, sondern einem inneren Zwang zu folgen scheint.
Ähnlich überzeugend kommt auch der heterogene Mix aus Einflüssen daher: Da klaut sich "Schiff ahoi" einfach ein Billy-Talent-Riff zum Einstieg, um dann eigentlich ganz konventionellen Pop-Punk mit der Extraportion Power abzuliefern. Der brillante Titelsong baut als Powerballade auf ein Klavierintro, und in Songs wie "Reise" oder dem treibenden "Kopf nähert sich Gefühl" orientieren sich Gesang und Musik an Emo-Vorbildern wie Boysetsfire, ohne die erprobten Popgefilde auch nur eine Sekunde zu verlassen. Ob es allerdings platte Zeilen wie folgende aus "Gucken was kommt" gebraucht hat, darf die Band bei Gelegenheit erklären: "Warum gibt es keine Fernsehzeitung fürs Leben / Könnt' ich heut' schon gucken was morgen geschieht." Äh, ja.
Trotzdem macht "Resignation und Aufstehen" viel richtig. Nämlich genau die Dinge, die bei Revolverheld, Killerpilze und dem ganzen anderen deutschen Teenie-Schmonz falsch laufen, weil sie unecht und berechnend sind. Manch einer wird den Unterschied nicht recht einsehen (wollen), dennoch sind Kleinstadthelden deutlich besser als die Vorurteile und Schubladen, mit denen man ihnen ohne weiteres Unrecht tun könnte. Mitreißend und begeisternd - so sollte Musik sein, so ist sie hier. Sturm und Drang standen schließlich schon Goethe gut.
Resignation und Aufstehen
Title
01 Feuer
02 Schritt ins Leben
03 Schiff Ahoi
04 Resignation und Aufstehen
05 Reise
06 Mit Dir
07 Kopf nähert sich Gefühl
08 Gedanken und Tränen
09 Was soll er denn tun?
10 gucken was kommt
Genre: Rock
Bitrate: 195 kBit/s (VBR)
Year: 2008
Bather at Deauville by Kees van Dongen
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Cornelis Theodorus Maria "Kees" van Dongen (26 January 1877 – 28 May 1968)
was a Dutch-French painter who was one of the leading Fauves ("Wild men" =
th...
vor 12 Stunden
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