Meine persönliche Neuentdeckung des letzten halben Jahres sind Panteon Rococo, obwohl sie schon sieben Alben herausgebracht haben. Das neueste möchte ich Euch gerne vorstellen.
Roter Stern
Ich wurde in einer alternativen Welt geboren
Also erzähl mir nichts vom Rassismus
Jeden Tag suche ich ein Ideal
Manchmal gut, manchmal weniger
Ich glaube nicht an Hass gegenüber anderen
Das Blut färbt immer rot
Reich, arm, gut oder schlecht
Europäer oder Amerikaner
Ich trage ein T-Shirt mit einem roten Stern
Und ich denke nicht, dass es nur Mode ist 2x
Ich habe das Gespenst der Unvereinbarkeit ertränkt
Ich weiss, dass es nicht einfach und manchmal schwer ist
Die Mauern zerbrechen und du trägst sie
Hier haust das Leben, hier gibt es Kraft
Ich nahm die von dir verlassene Flagge
Ich lief auf die Straße und du bliebst
So ist mein Leben und sag mir was du denkst
Unsere beiden Welten existieren gemeinsam
Ich trage ein T-Shirt mit einem roten Stern
Und ich denke nicht, dass es nur Mode ist 6x
Paco, eure Musik wirkt fröhlich, aber in vielen eurer Texte geht es um Armut, soziale Probleme und Gewalt. Weshalb dieser Gegensatz?
PACO: In Südamerika können wir auch über sehr traurige Dinge reden, ohne gleich bestürzt zu sein. Unsere Lieder sind Chroniken von dem, was tatsächlich auf den Straßen passiert. Diese Art der Musik haben wir von unseren Eltern gelernt und hören sie seit unserer Kindheit.
MISSAEL: Das stimmt. Wenn in meinem Dorf zum Beispiel jemand stirbt, treffen sich die Leute in seinem Haus und trinken dort Café und Alkohol. Ein sehr lockerer Umgang mit dem Thema Tod.
Ihr seid auf dieser Tournee 13 Musiker, und jeder hat seinen eigenen Geschmack. Wer entscheidet, was gespielt wird?
MISSAEL: Panteón Rococo ist total demokratisch organisiert…
PACO…also entscheidet der, den wir zum Präsidenten wählen (lacht).
MISSAEL: Im Ernst: In der Gruppe diskutieren wir sogar über die kleinsten Details. Bis jetzt hat das gut funktioniert, immerhin ist die Band schon 13 Jahre lang zusammen. Eigentlich besteht Panteon aus neun Leuten, aber dieses Mal sind noch vier Gastmusiker dabei. Trotz der unterschiedlichen Interessen haben wir das gemeinsame Ziel, dass Panteon Roccoco als Band funktioniert.
Spielt ihr für ein ausgewähltes Publikum, oder seid ihr im Mainstram angekommen?
MISSAEL: Wir haben uns als Band niemals einem Publikum verschlossen und spielen für alle, die uns hören wollen. Manche begeistern sich wegen der Ideologie für uns, andere nicht.
PACO: Wir wollen niemanden diskriminieren…
MISSAEL: Hier in Frankfurt spielen wir zum Beispiel heute in diesem kleinen Café, aber in ein paar Tagen treten beim Greenfield-Festival auf, einem der größten Mainstream-Festivals der Schweiz.
Eben habt ihr eure Ideologie erwähnt. Wie ist es denn dazu gekommen, dass ihr mit den Zapatisten sympathisiert?
PACO: In meinem Fall über die Musik, durch Bands wir “Mano Negra”, die auch den Zapatismus unterstützen. Deren Texte haben mich angeregt mich zu informieren, welche Art von Revolution die EZLN vertritt: eine Revolution der Worte und des Respekts vor der indigenen Kultur. Zumindest ideologisch gesehen hat sich in Mexiko etwas verbessert, seit es die EZLN gibt. Unsere Generation versucht, die eigene indigene Kultur am Leben zu erhalten. Früher herrschte hier der Glauben vor, dass Indios kriminelle Diebe sind.
MISSAEL: Der Zapatismus hat uns sowohl als Gruppe vereint als auch die musikalische Bewegung Mexikos insgesamt. Als Zuschauer eines pro-zapatistischen Konzertes mit Tausenden von Zuschauern haben wir 1994 gemerkt, dass wir nicht alleine sind. Diese Erfahrung hat uns dazu angeregt, 1995 Panteon Roccoco zu gründen.
Angenommen, die EZLN kämpft wirklich für die Demokratie. Weshalb gründen sie nicht selbst eine Partei im bestehenden System?
MISSAEL: In Mexiko funktioniert die parlamentarische Demokratie nicht, Bei uns kontrollieren drei Parteien die gesamte politische Macht. Die Abgeordneten repräsentieren das Volk nicht, weil sie letztendlich die Interessen ihrer Parteien vertreten müssen, welche letzten Endes Wirtschaftsinteressen sind. Die EZLN hingegen setzt sich für die indigenen Dörfer ein, die traditionell andere Regierungsformen entwickelt haben wie Ältesten-und Dorfräte. Die Zapatisten wollen,dass diese gewählten Volksvertreter von der mexikanischen Regierung anerkannt werden.
Die Zapatisten bedecken ihre Gesichter mit Strumpfmasken. Hier in Deutschland kennt man das vor allem von Terroristen. Weshalb zeigen und diese Leute nicht ihr Gesicht?
PACO: Aus zwei Gründen. Erstens ist in México jeder mit dem Tod bedroht, der die Regierung kritisiert. Die Zapatisten verstecken sich nicht vor dem Volk, lediglich vor der Regierung. Aber dank der neuen Technologie schützen die Masken die Leute kaum. Heute ist das tragen der pasamontanas (Strumpfmasken) eher symbolische gemeint…
Deutschland ist nach Mexiko das Land, in dem ihr am bekanntesten seid. Weshalb?
MISSAEL: Deutschland ist eines der wenigen Länder, in denen man von Montag bis Montag Konzerte geben kann. Die Leute hören gerne Livemusik, was sehr wichtig ist. Außerdem denke ich, dass das deutsche Publikum sehr offen ist. Viele kommen auch zu unseren Konzerten, weil sie Spanisch lernen möchten. Ganze Klassen von Sprachschülern treffen sich dann abends bei unserem Konzert, um die Sprache zu lernen. Manchen gefällt unsere Musik dann so, dass sie zu Fans werden.Panteon Rococo
Year: 2007
1 Kommentar:
eine GANZ GANZ große Band!
spielen für mich zusammen mit The Locos, den Asesinos Cereales, la vela Puerca und (natürlich) Ska-P in der allerersten Liga!
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