Ein Leserwunsch geht in Erfüllung. Das Debut von EL*KE gibt es heute, die anderen folgen in den nächsten Tagen.
Die Älteren unter uns werden sich vielleicht erinnern. Es war zu einer Zeit, als in der Fußball-Bundesliga noch die Welt in Ordnung war. Als noch echte Eisenfüße Marke Torsten Legat und Jürgen Kohler über die Plätze holzten und die deutsche Wertarbeit noch nicht von Taktikgurus und Filigrantechnikern zerstört wurde. Damals nahmen auch die Zuschauer auf den Rängen noch kein Blatt vor den Mund. Und der Lieblingsgesang, den die heimischen Fans nach triumphalen Siegen der gegnerischen Mannschaft zujohlten, lautete "Nächstes Jahr in Meppen". Ja, das waren noch Zeiten. Eine halbe Ewigkeit diente das Örtchen im Emsland als Synonym für Zweitklassigkeit. Ganze elf Jahre lang (Saison 1987/88 bis 1997/98) kickte der SV Meppen in der zweiten Liga. Dann war Schluß mit der Profifußballidylle.
Heute geistert der Club durch die Oberliga, drei Klassen unter der Eliteklasse. Und in etwa auf ähnlichem Niveau spielen drei andere Söhne der Stadt, die dieser Tage wehrlose Konzertbühnen und unschuldige Lautsprecherboxen belästigen: El*ke. Scheißname, klar. Aber den haben Bands wie die Smashing Pumpkins und Pearl Jam auch. Doch El*ke sind konsequenterweise auch gleich eine Scheißband. Und zu dieser Schlußfolgerung kommt ausgerechnet einer, der sonst fast alles automatisch gut findet, solange es denn nur auf Deutsch gesungen ist. Insofern muß den Wahlberlinern hier ein echtes Glanzstück gelungen sein.
Der Titelsong startet das Album mit einem geraunten "Jaaaa!", bei dem Sänger Peter Bolmer gleich klingt wie ein räudiger Hirsch in der Brunftzeit, dem man sämtliche Röhrorgane verstopft hat. Und jene Expedition durchs Tierreich und ihre schauderhaftesten Laute setzt sich durchs ganze Album fort. Im Idealfall sorgen diese dafür, daß man die Lyrics nicht mehr versteht und wie im Falle jenes Openers nur noch sowas wie "Ringelringelreihe" wahrnimmt, was erträglicher ist als der tatsächliche Text. Im schlimmsten Fall jedoch ist es so, daß Bolmer mit seinen Vokaleskapaden jeden kleinsten brauchbaren Ansatz zu noch kleinerem Kleinholz verarbeitet.
"Adrenalin" beispielsweise geht gut voran, bis er "Mir ist so schwindlig / Ich explodiere / Adrenalin" krächzt und man ihm dringend das Asthmaspray reichen will. Auch "Schutzengel" würde abgesehen von den Gaga-Lyrics halbwegs in Ordnung gehen. Wenn man nicht in jeder Sekunde eines dieser Formulare in den Drucker schieben wollte, auf denen weißkittlige Arzthelferinnen immer die Überweisungen zum Fachmann ausstellen. In Druckbuchstaben draufzuschreiben: "TIERARZT".
In "Komm Baby" glänzt der Sprechgesang mit der Emphase eines Falco auf 180 und dichtet dann "Komm, Baby, komm Baby, tanz mit mir / Komm Baby, komm Baby, das Leben ist hier". Klar, daß man da noch ein "Ba ba ba" hinterherpreßt, das nach unausstehlichen Schmerzen klingt. Irgendwann brechen sie in jedem Song, die Dämme, bei denen das große Schenkelklopfen einsetzt. Der größter Brüller jedoch ist die Single "Dach", mit denen El*ke unter textlicher Beihilfe von Ralf Goldkind (Ex-Lucilectric) der phönomenale Wurf unfreiwilliger Komik gelingt. Da dachten sie sich wohl: "Sollen sich die anderen doch von Beatles und Beach Boys beeinflussen lassen. Wir wissen was Besseres." Das Resultat: Zwischen Rammstein-R und Oomph!-Poesie paßt immer noch ein kehliges Jauchzen. Da reimt sich "Heiserkeit" doch prima auf "Heiterkeit". "Wir steigen beide aufs Dach." Wie praktisch. Wenn El*ke da oben sind, werden wir ihnen schon unterwegs begegnen. Denn nach einem kompletten "Wilder Westen"-Durchlauf hilft nur eines: Treppen runter. Und zum Lachen in den Keller gehen.
Quelle: plattentests.de
Wilder Westen
Title
01 Wilder Westen
02 Adrenalin
03 Dach
04 Schutzengel
05 Komm Baby
06 Elke sein
07 Ich male es dir auf
08 Bring mich ans Meer
09 Scheisskerl
10 Was machen wir bloss
11 Verboten scheissegal
12 Träume
13 Frei
14 Wilder Westen (live)
Genre: Rock
Bitrate: 128 kBit/s
Year: 2005
5 Kommentare:
Geil, danke, ich schulde dir was.
leider sind schon im ersten track ein paar fehler. offenbar springt das original :(
also hab mir gerade das album mit ins auto genommen. da hab ich einen mp3-player billigster art von aldi, lidl oder so. das album lief einwandfrei. auf'm rechner mit itunes, musiccube, foo2000 und vlc übrigens auch.
vielleicht solltest du dir das album nochmals besorgen oder auch mal gucken, ob dein rechner vielleicht nicht mehr genug arbeitsspeicher zur verfügung hat. ist bei mir manchmal mit dem f++++ng itunes so - ich liebe und hasse dieses programm.
so long
der likedeeler
Merkwürdig, habe dieselben Probleme mit dem Album. Leider kommen die Springen bei so gut wie allen Liedern vor.
Auch diesen Verweis hab ich jetzt runderneuert mit besserer Quali: http://crypt-it.com/s/KG6V6B
Viel Spaß
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