Wie kaum eine andere Band überzeugten Gov't Mule mit einem von Southern-Rock, Soul, Funk und Jazz durchzogenen, knallhart und knochentrocken gespielten Blues-Rock, der sie zu einer der führenden Gruppen in der US-amerikanischen Jamrock-Szene machte.
Gegründet wurde Gov't Mule, der Name leitet sich von Government Mule ab und umschreibt in den Südstaaten der USA den dicken Hintern einer Frau, 1994 von Gitarrist und Sänger Warren Haynes, Bassist Allen Woody, beide von der Allman Brothers Band, und Drummer Matt Abts (ex-Dickey Betts Band) als Sideproject der Allman Brothers Band.
Warren Haynes kam am 06.04.1960 in Asheville/North Carolina, USA, zur Welt. Er hörte als Kind die Musik von Otis Redding, Wilson Pickett und Smokey Robinson und begann unter dem Einfluss von Jimi Hendrix und Eric Clapton bzw. Cream mit 12 Jahren das Gitarrespielen. Danach spielte er in diversen lokalen Bands, von denen Ricochet noch am bekanntesten war. 1980 stieß Haynes dann zur Begleitband des Country-Outlaws David Allan Coe, mit dem er neun Alben einspielte und bis 1984 auf Tournee ging. Durch Coe lernte Haynes, der anschließend als Sessionmusiker in Nashville seinen Lebensunterhalt verdiente, auch die beiden Allman Brothers-Musiker Dickey Betts und Gregg Allman kennen. Als Betts 1987 mit den Aufnahmen zu seinem Album Pattern Disruptive (1988) begann, holte er Warren Haynes als Gitarrist und Co-Songwriter in seine Band. Daneben schrieb Haynes gemeinsam mit Gregg Allman für dessen Solo-Album Just Before The Bullets Fly (1988) den Titelsong. Kein Wunder also, dass Warren Haynes den Job als zweiter Leadgitarrist bekam, als die Allman Brothers sich 1989 reformierten.
Allen Woody wurde als Douglas Allen Woody am 02.10.1956 in Nashville/Tennessee, USA, geboren. Der Sohn eines Lastwagenfahrers hörte in seiner Kindheit viel Country-, Blues- und Rockmusik und begann ab dem 14. Lebensjahr auf dem Bass, der Mandoline und der Gitarre zu spielen. Unter dem Einfluss von Paul McCartney, Jack Bruce und Felix Pappalardi schloss er sich bald diversen lokalen Bands an und studierte an der "Middle Tennessee State University" das Fach Musik. Anschließend jobbte er in Nashville bei "Gruhn Guitars" und verkaufte dort Musikinstrumente. Ab Mitte der 80er spielte Woody Bass in der Artimus Pyle Band, die von Lynyrd Skynyrds ex-Drummer angeführt wurde, bevor er 1989 zur Allman Brothers Band stieß.
Matt Abts wurde am 30.09.1953 in Oklahoma, USA, geboren. Der Sohn eines Armeebediensteten verbrachte seine Kindheit bis zum 16. Lebensjahr auf diversen Militärbasen, bevor sich seine Familie in Virginia niederließ. Abts startete seine musikalische Karriere in einer Highschool-Band in Panama und spielte sich danach durch unzählige Bands in Virginia. Ab 1988 gehörte er zur Dickey Betts Band und spielte danach für Montrose und Mick Taylor.
Haynes, Woody und Abts jammten erstmals nach einem Konzert der Allman Brother Band im Mai 1994 in einem kleinen Club in Los Angeles zusammen. Die drei blieben nach dem Auftritt in Kontakt und gründeten noch im selben Jahr mit Gov't Mule ein Bluesrock-Powertrio, das mit seinen mächtigen Powerriffs und einem dynamischen Zusammenspiel ganz an Vorbilder wie Cream, Led Zeppelin, Mountain und die Allman Brothers Band erinnerte. Ihr Debüt-Album Gov't Mule veröffentlichte die Band 1995. Das von Michael Barbiero (Soundgarden, Blues Traveler) produzierte Werk vereinte erstklassigen Heavy-Blues mit Jazz-Elemente und Allman Brothers-Reminiszenzen zu einem kraftvollen Album, das es bis auf Platz 5 der "Top Blues Album-Charts" von BILLBOARD schaffte. Zu den Highlights der CD zählten die teilweise A-Capella vorgetragene Version von Son Houses "Grinnin' In Your Face", der Blues-Rocker "Mother Earth" und das Free-Cover "Mr. Big".
Ihr ganzes Potential entfalteten Gov't Mule aber auf der Bühne. Nachzuhören z.B. auf ihrem zweiten Album Live At Roseland Ballroom (1996), das während eines Konzertes zum Jahreswechsel 1995/96 mitgeschnitten wurde. Die Band improvisierte hier ungezügelt drauf los und die Musiker "zeigten sich als vielseitige, einfallsreich agierende Meister ihrer Instrumente" (GOOD TIMES). Zu den Höhepunkten der CD zählte die überlange Version von "Trane" und der Song "Mule" mit seiner fantastischen Slide-Einlage. Warren Haynes wurde darüber hinaus 1995 und 1996 vom Magazin GUITAR PLAYER zum besten Slidegitarristen des Jahres gewählt.
Im Frühjahr 1997 trennten sich Haynes und Woody von der Allman Brothers Band, um sich fortan nur noch Gov't Mule zu widmen. Das dritte Album Dose (1998) enthielt erneut übermächtige Powerriffs, abgefahrene Slidepassagen und einen Sound, der zwischen Southern-Rock, Heavy-Blues, Funk und Jazz pendelte. Zu den besten Tracks der CD zählten die beiden Bluesrock-Überflieger "Game Face" und "Towering Fool", das Instrumental "Birth Of The Mule" und das Beatles-Cover "She Said, She Said". Am Silvesterabend 1998 gaben Gov't Mule dann im "Roxy Theatre" in Atlanta, Georgia, ein legendäres Konzert, das auf den beiden DoCDs Live... With A Little Help From Our Friends Vol. 1 + 2 (1999) festgehalten wurde. Die Band ließ sich an diesem Abend von befreundeten Gastmusikern wie Derek Trucks (g), Chuck Leavell (key), Randall Bramblett (sax), Bernie Worrell (key) Jimmy Herring (g) und Marc Ford (g), unterstützen. Zu hören gab es Jam-Rock der Spitzenklasse mit eigenen Bandklassikern wie "Thorazine Shuffle", "Mule" und "Wandering Child" sowie exzessive Cover-Versionen von Black Sabbath ("War Pigs"), Steve Marriott ("30 Days In The Hole"), Free ("Mr. Big"), Traffic ("Sad And Deep As You"), Neil Young ("Cortez The Killer"), Mongo Santamaria ("Afro-Blue"), "Albert King ("The Hunter"), Lowell George ("Spanish Moon") und Frank Zappa ("Pygmy Twylyte"). "Gov't Mule und Anhang zünden hier ein teilweise furios abgehendes Feuerwerk, dann wieder laden sie zu entspanntem Zuhören, vermengen Blues-Momente mit Southern-Boogie. Auch zu Hause auf dem Sofa, fernab der ursprünglichen Konzerthalle wirken die Darbietungen, man kann sich ihnen kaum entziehen, und langweilig wird es gar nicht. Dazu spürt man das hier fließende Musiker-Herzblut viel zu sehr" (GOOD TIMES). In den USA erschien das komplette Konzert auch als vier CDs umfassende "Collector's Edition".
Ausnahmslos Eigenkompositionen befanden sich auf dem Studioalbum Life Before Insanity (2000). Das WOM JOURNAL urteilte: "Über 74 Minuten voller Emotionen und roher, manchmal harter, manchmal softer echter Rock-Musik". Zu den Gastmusikern dieser ausgezeichneten Produktion gehörten Ben Harper (voc, lap-steel) und Johnny Neel (key). Neben den überragenden Songs "Wandering Child", "Lay Your Burden Down" und "Fallen Dawn", gab es als Hidden Track auch eine spritzige Version von Robert Johnsons "If I Had Posession Over Judgment" zu hören.
Für Allen Woody war dies das letzte Album mit der Band, denn er wurde nach einem Herzinfarkt am 26.08.2000 in seinem Hotelzimmer im "Courtyard Marriott Hotel" in Queens, New York, tot aufgefunden. Zunächst wussten Haynes und Abts nicht, ob sie ohne Woody weitermachen sollten, doch dann kam ihnen die Idee, mit verschiedenen Bassisten (insgesamt 25) die beiden Tribute-Alben The Deep End Vol. 1 (2001/US # 128) und The Deep End Vol. 2 (2002/US # 117) einzuspielen. Am Bass waren z.B. mit dabei: Jack Bruce, Oteil Burbridge, Bootsy Collins, John Entwistle, Flea, Roger Glover, Phil Lesh, Tony Levin, Jason Newsted, Chris Squire, Mike Watt sowie Chris Wood, und weitere bekannte Gastmusiker fanden sich u.a. in Gregg Allman, Randall Bramblett, Jerry Cantrell, Audley Freed, Chuck Leavell, Little Milton, Art Neville, John Scofield und Derek Trucks. Die CDs gerieten nicht nur zu einem fantastischen Tribut an Allen Woody, sondern auch zu einem grandiosen Meisterwerk, auf dem virtuos dem Southern-, Blues- und Jam-Rock gefrönt wurde. In Europa erschienen die beiden CDs auch in einer Box, ergänzt durch eine acht Tracks umfassende Bonus-CD. Der darauf enthaltene Song "Sco-Mule" wurde Anfang 2003 für einen "Grammy" nominiert.
Fortsetzung fand dieses Projekt auf dem Mitschnitt The Deepest End - Live In Concert (2003/US # 153), der als DoCD plus DVD erschien und die Highlights eines Konzertes vom 3. Mai 2003 im "Saenger Theatre" in New Orleans präsentierte. Den Bass-Part bei diesem Konzert teilten sich Greg Rzab, Dave Schools, Victor Wooten, Rob Wasserman, Paul Jackson Jr., George Porter Jr., Mike Gordon, Will Lee, Roger Glover, Jack Casady, Conrad Lozano, Jason Newsted und Les Claypol. Als Gastmusiker traten außerdem Karl Denson (sax), Bernie Worrell (key), Bela Fleck (banjo), die Dirty Dozen Brass Horns, Sonny Landreth (g), Fred Wesley (tr), Ivan Neville (key) und David Hidalgo (voc, g) auf. Zu hören gab es u.a. Bandklassiker und Cover-Versionen wie den "32/20 Blues" von Robert Johnson, "Goin' Down" von Don Nix, "Maybe I'm A Leo" von Deep Purple, "Voodoo Child" von Jimi Hendrix, "Politician" von Cream, "Wasted Time" von den Eagles sowie "Sweet Leaf" und "War Pigs" von Black Sabbath - eine enorme Spannbreite auf allerhöchstem Niveau. Warren Haynes hatte sich zuvor 2001 der Allman Brothers Band wieder angeschlossen. Außerdem spielte er bei The Dead und nahm als Solist CDs auf.
Das nächste Studioalbum von Gov't Mule erschien mit Déjà Voodoo (US # 86) Ende 2004, in Europa im März 2005. Gov't Mule präsentierten sich auf dieser CD in Quartett-Besetzung, denn Haynes und Abts hatten Keyboarder Danny Louis und Bassist Andy Hess als feste Mitglieder in die Band geholt. "Nach Woodys Tod wussten Matt und ich, dass wir nicht als Trio weitermachen würden. Es hätte uns zu viel Kraft gekostet, einen Bassisten mit der Ausstrahlung von Allen Woody aufzubauen. Es konnte nur zu viert weitergehen" (W. Haynes in ECLIPSED). Danny Louis stieß bereits im April 2002 zur Band. Er hatte zuvor mit Curtis Stigers, Jules Shear und den Bottle Rockets gespielt. Andy Hess, geb. am 22.06.1966 in Deutschland, gehörte ab September 2003 zum Line-Up von Gov't Mule. Er begann mit 15 Jahren Bass zu spielen und fand seine musikalischen Vorbilder in Miles Davis, den Beatles und Johnny Guitar Watson. Hess spielte z.B. für Gabriel Gordon, Freedy Johnston, Joan Osborne, Nena, Tina Turner, Shawn Colvin, David Byrne und war Mitglied bei den Black Crowes und in John Scofields Begleitband.
Déjà Voodoo glänzte mit gewohnt kraftvollen Bluesrock-Songs, die Hardrock-, Jazz-, Soul-, Latin- und Psychedelic-Elemente in sich vereinten und einen handwerklich perfekten Sound lieferten. ECLIPSED schrieb: "Der in diesem Kontext ungewohnte schwere Orgelsound rückt Gov't Mule noch stärker in die Nähe der Allman Brothers. Songschreiberische Defizite werden durch spielerische Finessen ausgeglichen. Gewöhnlich sind die Studio-Alben dieser Band ja ohnehin eher als Taster für die folgenden Live-Shows und -Alben zu verstehen". In Europa erschien die CD mit einer Bonus-CD, auf der sich fünf Live-Songs befanden, die im Oktober 2004 in Chicago aufgenommen wurden. Ihr erstes Deutschland-Konzert gaben Gov't Mule danach am 10. April 2005 in Hamburg vor einem restlos begeisterten Publikum.
Hatte bisher Michael Barbiero alle Studio-Alben der Band produziert, so übernahm das auf High & Mighty (2006/US # 62) Gordie Johnson, der ehemalige Kopf der Bluesrocker von Big Sugar. Der von Powerriffs angetriebene Bluesrock auf dieser CD fiel kraftvoll wie eh und je aus. Es wurde wieder inspiriert gejammt und ein atmosphärisch dichter Sound geschaffen, der auf einer bestens aufeinander eingespielten Rhythmussektion basierte und von Haynes Gitarrenkünsten vorangetrieben wurde. Mit "Mr. High & Mighty" und "Brand New Angel" waren auf der CD sogar wieder zwei Songs mit Klassiker-Potential vertreten, und das Spektrum reichte dieses Mal von Heavy-Blues ("Streamline Woman", "Million Miles From Yesterday") und Ballade ("Child Of The Earth", "Nothing Again") über Reggae ("Unring The Bell"), Led Zeppelin ("Brighter Days") und die Allman Brothers ("Endless Parade") bis hin zum Instrumental-Funk und Bonus-Track ("3 String George"). Der dt. ROLLING STONE kommentierte: "Gov't Mule sind integer, kommen auf den Punkt und bescheren uns eine Rock-Revue, die kein Nachgeborener so zustande bringt".(blue rose records)
Diskographie:
"Gov't Mule" (1995)
Gov't Mule
"Live At Roseland Ballroom" (1996)
Live At Roseland Ballrom
"Dose" (1998)
Dose
"Live...With A Little Help From Our Friends" (1999/DoCD)
"Live…With A Little Help From Our Friends Vol. 2" (1999/DoCD)
"Life Before Insanity" (2000)
Life Before Insanity
"The Deep End Vol. 1" (2001)
Part 1:
The Deep End Vol. 1
Part 2:
The Deep End Vol. 1
"The Deep End Vol. 2" (2002)
Part 1:
The Deep End Vol. 2
Part 2:
The Deep End Vol. 2
"The Deepest End - Live In Concert" (2003)
Part 1:
The Deepest End
Part 2:
The Deepest End
"Déjà Voodoo" (2004)
Part 1:
Deja Voodoo
Part 2:
Deja Voodoo
"Mo Voodoo EP" (2005)
Mo' Voodoo
"High & Mighty" (2006)
Part 1:
High and Mighty
Part 2:
High and Mighty
"Mighty High" (2007)
Part 1:
Mighty High
Part 2:
Mighty High
"The Haunted Holy House" (2008)
Part 1:
The Holy Haunted House
Part 2:
The Holy Haunted House
"By A Thread" (2009)
Part 1:
By A Thread
Part 2:
By A Thread
Compilations:
"Live…With A Little Help From Our Friends - Collector's Edition" (1999/4 CDs)
Part 1:
Live ... With a Little Help From Our Friends
Part 2:
Live ... With a Little Help From Our Friends
Part 3:
Live ... With a Little Help From Our Friends
Part 4:
Live ... With a Little Help From Our Friends
Part 5:
Live ... With a Little Help From Our Friends
"The Deep End Vol. 1 + 2" (2002/3 CDs)
"The Best Of Capricorn Years" (2006/DoCD)
Part 1:
Best of the Capricorn Years
Part 2:
Best of the Capricorn Years
DVDs:
"Rising Low" (2002)
Live Bootlegs:
Philadelphia, PA, 09-23-1998
Part 1:
Philadelphia, PA, 09-23-1998
Part 2:
Philadelphia, PA, 09-23-1998
Woodys Last Show - 08-19-2000
Woodys Last Show - 08-19-00
Live New Orleans - House Of Blues
Part 1:
Live New Orleans - House Of Blues
Part 2:
Live New Orleans - House Of Blues
Live Liberty Hall - Lawrence 2003
Part 1:
Live Liberty Hall - Lawrence 2003
Part 2:
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Live Orpheum Theatre - Boston 2008-10-31
Part 1:
Live Orpheum Theatre - Boston 2008-10-31
Part 2:
Live Orpheum Theatre - Boston 2008-10-31
Live Tower Theatre - Philadelphia 2009-10-31
Part 1:
Live Tower Theatre - Philadelphia 2009-10-31
Part 2:
Live Tower Theatre - Philadelphia 2009-10-31
Bather at Deauville by Kees van Dongen
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Cornelis Theodorus Maria "Kees" van Dongen (26 January 1877 – 28 May 1968)
was a Dutch-French painter who was one of the leading Fauves ("Wild men" =
th...
vor 18 Stunden
1 Kommentar:
Rattenscharf, Danke Mann!
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