Info:
Max Müller
Die Nostalgie ist auch nicht mehr das, was sie einmal war
Max Müller ist ein Unzeitgemäßer. Einer, der sich noch nicht
damit abgefunden hat, dass sperrige Musik längst in die Weiten
von MySpace verbannt worden ist und nicht mehr für ein prall
gefülltes SO 36 sorgt.
Zusammen mit seiner Band Mutter ignoriert Max Müller seit
Jahren beharrlich die veränderten Marktbedingungen, scheitert
daran ökonomisch auf dramatische Weise und ist gerade deshalb
schon zu Lebzeiten eine Legende geworden - immerhin gibt es
über Mutter bereits einen aufwendig gedrehten Dokumentarfilm -,
wovon er sich natürlich nichts kaufen kann. Sein neues Soloalbum
kommt nicht ganz so brachial wie Mutter daher, dennoch steht zu
befürchten, dass das mal wieder keine Sau interessiert, denn mit
dem flippig-belanglosen Popverständnis der Berliner Republik
und ihrer Kinder haben diese Songs rein gar nichts zu tun.Bereits
der CD-Titel ist großartig gewählt, denn er federt genau das ab,
was der gemeinste und dümmste Vorwurf gegenüber diesem
Album sein könnte - nämlich, dass es nostalgisch einer längst
nicht mehr relevanten Punk/Wave-Sperrigkeit anhänge. Weil
aber selbst die Nostalgie nichts mehr zählt, braucht man ihm
mit diesem Vorwurf erst gar nicht kommen. Was kann Max
Müller dafür, dass 90 Prozent seiner Weggenossen von einst
inzwischen nach Schlager klingen, weil nur das die Miete
finanziert?
Beruhigend, dass wenigstens einer noch dort weitermacht,
wo es im belebenden Sinne wehtut, wo musikalische
Unausgegorenheit für Reibeflächen sorgt, welche wiederum
das Ohr für die großartigen, nicht minder kompromisslosen
Texte schärfen, die Menschen mit Gürtelschnalle genauso
zum Kotzen finden wie die reichen, schönen, gebildeten
Kriegsgewinnler der Agenda 2010.
Hier tritt einer an, der die Unübersichtlichkeit der Postmoderne,
die es unmöglich mache, noch klare Feinde zu benennen, nicht
akzeptiert. In dieser Musik wimmelt es vor Feinden und
inakzeptablen Lebensmodellen. Es werden nicht weniger, es
werden immer mehr. Max Müller findet sich mit nichts ab, hat
mit niemandem seinen Frieden geschlossen. Deshalb gehört
diese komplett anti-nostalgische Platte nicht ins Museum,
sondern in möglichst viele CD-Player.
Text: Martin Büsser/Intro No.162/Juli 2008
Gruss
RRS
Die Nostalgie...
Titelliste:
01. do isch de Oma
02. Träumerei (Neurosen)
03. gut dass ich weiss
04. Frauenkrieg
05. der Kropf
06. Gürtelschnalle
07. Heimatmusik
08. es reicht schon lange nicht mehr
09. Erfolg
10. der letzte Mann
11. zwei einsame Schizoide
12. schön und reich
13. die Welt hasst Euch
14. wunderbare Menschen
15. Zwei (Antonia)
16. Märchwald
Genre: Alternative
Bitrate: 160 kBit/s
Year: 2008
pw=likedeeler
3 Kommentare:
Download Limit erreicht??
Ich packs neu und schiebs wieder hoch
Neuer link ist da
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