Auf der Suche nach dem zur Zeit idealst
schamvoll reaktionären Popgesang in deutscher Sprache,
triffst Du irgendwann unweigerlich auf ...
ERIK & ME
Steh doch mal auf! Genauere Zustandsbeschreibungen
werden gewünscht, bitte bestätigen Sie kurz die
Entgegennahme dieses Schreibens. Komischerweise fühle
ich mich nicht verpflichtet, mich unter den Umständen
zurückzuziehen oder frühzeitig zu resümieren. Fast ein
Jodler, sowas kommt doch auch nicht alle Tage vor.
Generell bleibt alles im Farbübergang und verwischt
sich mit Luft. Die Formensprache bedarf keinerlei
Hinterfragen oder Vergegenwärtigen. Als bodenständiges
Herumgeschwebe artikuliert sich eine empfindsame
unantastbare Regung, kalt auf warm; die Frage ist gar
nicht, ob oder wo, sondern dass man Es wiedergefunden
zu haben glaubt, jenes Etwas, das kurz weg war, eben
nur mal schnell woanders.
Das passt alles schon so zusammen, als würden zehn
Jahre Bandgeschichte hinter Ihnen liegen. Gar nichts
mehr muss ausprobiert, verstärkt werden. Erik & Me
präsentieren sich als idealst schamvolle Reaktion auf
den massenhaft auftretenden mülligen deutschen
Chart-Pop im alternativen Gewand, Marke Juli, Mia,Wir
Sind Helden et cetera. Bei Erik & Me werden
Inhaltskonstanten, die im Allgemeinen stark
nachgefragte Smartness eines verblödeten
Durchschnittsgewissens und die sich daraus ableitende
nebelige Sicht auf eine Scheiß-Welt, nicht gebraucht.
Hier wird geschmeckt, darf etwas riechen,
Gestank-Metaphern lösen sich nicht so einfach bei
Bedarf in Mode, Geld oder Attitüde auf.
Eine stinknormale Gruppe entdecke ich mal wieder,
nichts Besonderes, wirklich. Das macht mich gerade
so hellhörig. Spuren von Indie- und Folkrock, die
sich an schwülstigem Schlager reiben aber eben
doch ihre autonomen Verhaue nicht so ohne Misstrauen
verlassen. Da ist ein bisschen Flowerpornoes- und
auch Go Plus oder Jens Friebe (und alles zusammen in Niemand), da sind diese zarten Wellenbewegungen bei
gleichzeitigem rau und schnöde heruntergespielten
Sound. Alles noch mal ein Stück weg vom Diskursrock.
Alles nur einfache Lieder, Alltagsdinge, stinknormale
Ewigkeitsminiaturen und dann eine Gesangsstimme, die
sich vom diesem Klangbild ablöst, aufsteigt in teils
falsettartige Höhe und nach jeweils nach viel zu kurzer
Zeit aber im gefühlt richtigen Moment - wieder
herunterkommt. Die Stimme ist praktischerweise nicht zu
schön, nicht zu schleimig. Und dennoch wirkt sie, durch
das was sich da einer damit ausdenkt und zurechtmoduliert
tatsächlich aufregend und neu. Das kann ich gar nicht
anders sagen. Dagegen werden die Texte von mir am Anfang
fast fahrlässig überhört und dabei sind sie doch
stellenweise tatsächlich so dicht dran an der
Peinlichkeit, am Kitsch, dass Vergleiche mit Xavier
Naidoo oder Münchner Freiheit von Spöttern bestimmt
kommen werden. Aber das ist gerade interessant die
Band hier geht halt, und das ist das Erfreuliche, mal
wieder ein echtes Wagnis ein.
Jörg Gruneberg in Persona Non Grata 2008
Gruss
RRS
Hundertsechzig Zeichen
Titelliste
1. Seltsam
2. Vielleicht
3. Wind
4. Niemand
5. Finden
6. Halt
7. Wal
8. Nur das Gras
9. Gezeichnet
10. Frau Tagesschau
11. Versehen
12. Rückwärts
13. Selbstgespräch
Genre: Alternative
Bitrate: 160 kBit/s
Year: 2008
PW=likedeeler
4 Kommentare:
Downloadlimit ist leider erreicht.
Bitte um Re-UP .-)
ist in Arbeit...
Link ist erneuert - have phun
THX ;-) und schönen Sonntag noch
Kommentar veröffentlichen