Manche Piraten nützen der Musikindustrie
Raubkopien sind nicht immer nur schlecht für die Film-, Software- und Musikbranche. Sie können auch für Gratis-Werbung und damit für höhere Gewinne sorgen.
Es ist das alte Lied - etwa der Musikkonzerne: Raubkopien gefährden die Branchen, weil Umsätze verloren gehen. «Stimmt», sagt Karen Croxson von der Universität Oxford. «Manchmal.» Denn nicht jede Kopie sei ein verlorener Verkauf. Wer das Produkt sowieso nie gekauft hätte - etwa, weil er Student ist und kein Geld hat -, kann dem Hersteller mit seiner Raubkopie auch nicht schaden.
Unter Umständen nützt er dem Unternehmen sogar, indem er die Umsätze mittels Mund-zu-Mund-Propaganda anheizt. Croxson nennt das «Buzz» - was sich auf Deutsch am besten mit dem Treiben in einem Bienenstock beschreiben lässt.
Die Ökonomin erregt zur Zeit mit einer Studie Aufmerksamkeit, die sich mit den positiven Aspekten der Piraterie auseinandersetzt. Croxsons Paradebeispiel für «Buzz» oder die positive Wirkung der Piraterie ist die britische Band Arctic Monkeys. Die Briten waren berühmt, bevor sie ihren ersten Plattenvertrag unterschrieben. Mit ihrem Debut-Album brachen sie alle Rekorde, und verkauften in der ersten Woche 360'000 Exemplare.
Diesen Erfolg habe die Band nicht der «Marketing-Maschinerie eines riesigen Plattenlabels» zu verdanken, sagt Croxson, sondern der Tatsache, dass ihre Fans die Band mit Raubkopien im Internet bekannt gemacht hätten. «Piraterie treibt den Konsum an, Konsum treibt den Hype an und der Hype wiederum verstärkt die künftige Nachfrage.» Bei unbekannten Bands sei es für Plattenfirmen extrem attraktiv, ein gewisses Mass an Piraterie zu dulden oder gar zu fördern.
DJs zu drohen zahlt sich nicht aus
Für Croxson macht das Vorgehen des Branchenverbands Ifpi denn auch keinen Sinn. Dieser will Schweizer DJs verklagen, wenn sie Lieder auf CDs oder Festplatten kopieren, ohne dafür zu bezahlen. Gemäss der Professorin zahlt sich das nicht aus. «Die Drohung könnte das Verhalten der DJs beeinflussen und dafür sorgen, dass Songs weniger gespielt werden.» Das sei kontraproduktiv.
Allerdings gilt das nicht für jede Branche. «Einige investieren extrem viel, um ihre Produkte vor Piraterie zu schützen, während andere es bleiben lassen», sagt Croxson. So ist es praktisch unmöglich, Fifa Soccer 2008 für die Playstation III zu kopieren. Die neuste Version von Microsoft Office hingegen lässt sich fast widerstandslos illegal installieren. Der Grund: Manchen Branchen schadet Piraterie mehr als sie nützt, bei anderen ist es umgekehrt. Das hat mit den Kunden und deren Kosten fürs Raubkopieren zu tun. Diese bestehen aus dem Wert der Zeit, die fürs Kopieren verwendet wird, der Sorge erwischt zu werden oder auch den moralischen Bedenken.
Bei Spielen für Konsolen würde ein lascher Kopierschutz die Industrie ruinieren. Die Spiele werden hauptsächlich von jungen Kunden gekauft, die wenig Geld, viel Zeit und wenig Skrupel zu kopieren haben. Bei Bürosoftware ist es genau umgekehrt. Croxson: «Weil die wertvollen Nutzer das Raubkopieren scheuen, sind die Hersteller weit gehend geschützt vor Umsatzverlusten durch Piraterie.»
Quelle: tagesanzeiger.ch
1 Kommentar:
auf den Punkt gebracht!
an den downloads verdienen doch jetzt die provider - oder?
die idee ist eine quersubventionierung: die internetdienstanbieter tun den filmgesellschaften und musikLABELN
geld überweisen.
same2
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