Hab gerade bei laberflash und braeburn auf dem Blog gelesen, dass die alte Diskussion darüber, ob Kritiker Israels Antisemiten sind, oder nicht, dort wieder aufgeflammt ist.
Ich kann die Frage für mich einfach beantworten: ich bin kein Antisemit. Ich unterstützte in den 80er Jahren den meines Erachtens berechtigten Anspruch der Palästinenser auf einen eigenen Staat. Verfasste auch Gedichte, um für mich klarzubekommen, wie aus dem Israel der verfolgten Juden ein Israel der Verfolger werden konnte. Ich las brav all die schlauen Artikel. Und heute in der Retrospektive sehe ich, dass mein/unser Verhalten der damaligen Zeit angemessen war. Deswegen höre ich auch weiterhin gerne Banda Bassotti und Ska-P. Slime und Normahl, die ja glücklicher Weise in einer Sprache singen, die wir alle verstehen, sind ebenfalls nicht vor solchen Vorwürfen gefeit; ihnen wird aus Teilen der Linken struktureller Antisemitismus, Rassismus und Deutschtümelei vorgeworfen.
Glücklicherweise wurden nach und nach in den 90ern die Stimmen lauter, die wie der 1923 in Beckum, Westfalen geborene, langjährige Knesset-Abgeordnete, Journalist und Friedensaktivist Uri Avnery sagten:
Man braucht nicht gegen Palästina zu sein, wenn man Israel liebt,
man braucht nicht gegen Israel zu sein, wenn man Palästina liebt.
Lasst uns für Israel, für Palästina, für den Frieden, für Gerechtigkeit,
und für eine gemeinsame Zukunft sein.
In diesem Sinne müssen wir Israel, müssen wir die Palästinenser immer wieder kritisieren, und es geht, verdammt nochmal nicht darum, wer wem den größeren Vorwurf machen kann, sondern dass dieser ewige Krieg im Mittleren Osten endlich beendet wird, dass das Elend, Hungern, Töten und Sterben endlich aufhört!
Im nachfolgenden Bericht zeigt Uri Avnery, dass fundamentale Kritik an der israelischen Politik semitisch ist!
Uri Avnery - 03.05.2008
JEDES MAL, wenn ich wieder einmal die berühmten Worte David Ben-Gurions höre: „Deshalb sind wir hier versammelt …“, muss ich an Issar Barsky denken, einen charmanten jungen Mann, den jüngeren Bruder meiner Freundin.
Das letzte Mal trafen wir uns vor dem Speiseraum des Kibbuz Hulda am Freitag den 14. Mai 1948.
In der kommenden Nacht sollte meine Kompanie al-Kubab, ein arabisches Dorf an der Straße nach Jerusalem, östlich von Ramleh, angreifen. Wir waren sehr mit den Vorbereitungen beschäftigt. Ich reinigte mein in der Tschechoslowakei für die deutsche Wehrmacht fabriziertes Gewehr, als jemand kam und uns erzählte, Ben Gurion halte gerade eine Rede über die Gründung des Staates.
Ehrlich gesagt, war keiner von uns an Reden von Politikern in Tel Aviv interessiert. Die Stadt schien uns weit weg zu sein. Der Staat, das wussten wir, war hier bei uns. Wenn die Araber gewinnen sollten, dann würde es keinen Staat geben und uns auch nicht. Wenn wir gewännen, dann würde es einen Staat geben. Wir waren jung und selbstbewusst und zweifelten keinen Augenblick daran, dass wir gewinnen würden.
Aber da gab es etwas, was mich wirklich neugierig machte: wie würde der neue Staat heißen? Judäa? Zion? Jüdischer Staat?
Also eilte ich zum Speisesaal. Ben Gurions unverkennbare Stimme schallte aus dem Radio. Als er zu den Worten kam „…nämlich den Staat Israel …“ war ich zufrieden und ging.
Draußen begegnete ich Issar. Er gehörte zu einer anderen Kompanie, die in jener Nacht ein anderes Dorf angreifen sollte. Ich teilte ihm den Namen des Staates mit und sagte noch „Pass auf dich auf!“
Einige Tage später fiel er. Deshalb erinnere mich an ihn so, wie er damals war: ein Junge von 19 Jahren, freundlich lächelnd, ein groß gewachsener Sabre (ein im Lande Geborener), voller Lebensfreude und Unschuld.
JE MEHR WIR uns jetzt den grandiosen 60-Jahr-Feiern nähern, um so mehr werde ich von der Frage umgetrieben: wenn Issar seine Augen öffnen und uns sehen würde - noch immer ein Junge von 19 Jahren - was würde er über den Staat denken, der offiziell an jenem Tag gegründet worden war?
Er würde einen Staat sehen, der sich weit über seine wildesten Träume hinaus entwickelt hat. Aus einer kleinen Gemeinschaft von 635 000 Seelen (mehr als 6000 von ihnen waren mit ihm in jenem Krieg gefallen) sind wir nun zu einer Gemeinschaft von mehr als sieben Millionen angewachsen. Die beiden großen Wunder, die wir erreicht haben – die Wiederbelebung der hebräischen Sprache und die Errichtung der israelischen Demokratie – sind weiterhin Realität. Unsere Wirtschaft ist stark, in manchen Gebieten – wie z.B. High-tech – sind wir Weltspitze. Issar wäre begeistert und stolz.
Aber er würde auch spüren, dass mit unsrer Gesellschaft etwas nicht in Ordnung ist. Der Kibbuz, wo wir damals unsere kleinen Biwakzelte aufgestellt hatten, ist ein wirtschaftliches Unternehmen geworden – wie jedes andere. Die soziale Solidarität, auf die wir so stolz waren, ist zusammengebrochen. Viele Erwachsene und Kinder leben unterhalb der Armutslinie, alte Leute, Kranke und Arbeitslose werden hilflos sich selbst überlassen. Die Kluft zwischen reich und arm klafft in unserem Lande auseinander wie nirgendwo sonst in der wirtschaftlich entwickelten Welt. Und unsere Gesellschaft, die einst das Banner der Gleichheit und Gerechtigkeit hochhielt, schnalzt nur noch mit der kollektiven Zunge und geht zur Tagesordnung über.
Am meisten wäre er bei der Entdeckung erschrocken, dass der brutale Krieg, der ihn tötete und mich verwundete, wie Tausende andere, immer noch in vollem Gange ist. Er bestimmt das ganze Leben der Nation. Er füllt die ersten Seiten der Zeitungen und steht zu Beginn aller Nachrichtenprogramme.
Dass unsere Armee, die Armee, die einmal wirklich „wir“ war, etwas völlig anderes geworden ist, eine Armee, deren Hauptbeschäftigung es ist, ein anderes Volk zu unterdrücken.
IN JENER NACHT griffen wir tatsächlich al-Kutab an. Als wir in das Dorf kamen, war es schon verlassen. Ich brach in eines der Häuser ein. Der Topf war noch warm, das Essen stand auf dem Tisch. In einem der Regale fand ich einige Photos: ein Mann, der sich offensichtlich gerade die Haare gekämmt hatte, eine Frau vom Dorf, zwei kleine Kinder. Ich habe diese Photos noch immer bei mir.
Ich vermute, dass das Dorf, das in jener Nacht von Issar angegriffen wurde, sich ähnlich darstellte. Die Dorfbewohner – Männer, Frauen und Kinder – flohen im letzten Augenblick und ließen alles, was zu ihrem Leben gehörte, zurück.
Vor dieser historischen Tatsache gibt es kein Entrinnen: Israels Unabhängigkeitstag und der palästinensische Nakba- ( Katastrophen-) Tag sind die beiden Seiten ein und derselben Münze. In 60 Jahren ist es uns nicht gelungen – tatsächlich haben wir es nicht einmal versucht - den Knoten aufzulösen, um eine andere Realität zu schaffen.
Und so geht der Krieg weiter.
FÜR DEN 60. Unabhängigkeitstag bildete sich ein Komitee, das für dieses Ereignis ein Emblem wählte. Das, was schließlich ausgewählt wurde, könnte ebenso gut auch für Coca Cola oder einem Eurovision Liederwettbewerb passen.
Das wirkliche Emblem dieses Staates ist ganz anders, und kein Bürokratenkomitee musste es erfinden. Es ist fest mit dem Boden verbunden und man sieht es schon von weitem: die Mauer. Die Trennungsmauer.
Trennung zwischen wem? Zwischen was?
Anscheinend zwischen dem israelischen Kfar Sava und dem benachbarten palästinensischen Kalkilia, zwischen Modiin Illit und Bilin. Zwischen dem Staat Israel (und einigem gestohlenen Land) und den besetzten Gebieten. In Wirklichkeit aber zwischen zwei Welten.
In der fiebrigen Phantasie derjenigen, die an den „Zusammenprall der Kulturen“ glauben, ob nun George Bush oder Osama Bin-Laden – die Mauer ist die Grenze zwischen zwei Titanen der Geschichte: der westlichen Kultur und dieser islamischen Kultur, zwei Todfeinden, die den Krieg zwischen Gog und Magog kämpfen.
Unsere Mauer ist die Frontlinie zwischen diesen beiden Welten geworden.
Die Mauer ist nicht nur ein Bau aus Beton und Stacheldraht. Mehr als alles andere, ist solch eine Mauer, wie jede Mauer ein ideologisches Statement, eine Absichtserklärung, eine psychische Realität. Die Erbauer erklären damit, dass sie mit Leib und Seele zu einem Lager gehören – zum westlichen; und dass auf der anderen Seite der Mauer die andere, die entgegengesetzte, die feindliche Welt beginnt, die Massen der Araber und Muslime.
Wann wurde das entschieden? Wer traf diese Entscheidung? Und wie?
Vor 102 Jahren schrieb Theodor Herzl in seinem grundlegenden Werk „der Judenstaat“, das die zionistische Bewegung ins Leben rief, einen bedeutungsschweren Satz: „Für Europa würden wir dort (in Palästina) ein Stück des Walles gegen Asien bilden; wir würden den Vorpostendienst der Kultur gegen die Barbarei besorgen.“
So wurde in 22 deutschen Wörtern das Weltbild des Zionismus – und unser Platz darin – dargelegt. Und jetzt nach einer Verzögerung von vier Generationen folgt die materialisierte Mauer der geistigen.
Das Bild ist klar und deutlich: wir sind ein Teil Europas (wie Nordamerikas), ein Teil der Kultur, die ganz europäisch ist. Auf der andern Seite: Asien, ein (angeblich) barbarischer Kontinent, ohne Kultur, der auch die muslimische und arabische Welt umfasst.
Man kann Herzls Weltbild verstehen. Er war ein Mensch des 19.Jahrhunderts, und er schrieb diese Abhandlung, als der Imperialismus der Weißen seinen Höhepunkt erreicht hatte. Er bewunderte ihn mit ganzer Seele. Er bemühte sich (vergeblich), ein Treffen mit Cecil Rhodes zu arrangieren, den Mann, der damals den britischen Kolonialismus symbolisierte. Er ging auf Joseph Chamberlain zu, den Britischen Kolonialminister, der ihm Uganda anbot, zur damaligen Zeit eine britische Kolonie. Zur selben Zeit bewunderte er auch den deutschen Kaiser und sein so wohl geordnetes Reich, das - in Herzls Todesjahr - einen schrecklichen Völkermord an den Hereros in Südwest-Afrika beging.
Herzls Maxime blieb kein abstrakter Gedanke. Die zionistische Bewegung folgte ihr vom ersten Augenblick an, und der Staat Israel führt diese bis zum heutigen Tage fort.
HÄTTE ES anders werden können? Hätten wir ein Teil der Region werden können?
Hätten wir eine Art kulturelle Schweiz werden können, eine unabhängige Insel zwischen Ost und West, eine Brücke bilden und ein Vermittler zwischen beiden Teilen werden können?
Ein Monat vor dem Ausbruch des Krieges von 1948 und sieben Monate bevor der Staat Israel offiziell gegründet worden war (also bald nach dem 29.November 1947), veröffentlichte ich eine Broschüre unter dem Titel: „Krieg oder Frieden in der semitischen Region“. Ich begann mit den Worten:
„Als unsere zionistischen Vorväter entschieden, eine sichere Zufluchtsstätte in Palästina
zu errichten, hatten sie die Wahl zwischen zwei Möglichkeiten:
„Sie hätten in Westasien als europäischer Eroberer erscheinen können, der sich selbst
als Brückenkopf der weißen Rasse und als Herr über die „Eingeborenen“ empfindet,
wie die spanischen Eroberer und die angel-sächsischen Kolonialisten in Amerika.
So wie es die Kreuzfahrer zu ihrer Zeit taten.
„Die andere Möglichkeit wäre die gewesen: sich selbst als ein asiatisches Volk zu sehen,
das in seine Heimat zurückkehrt – sich selbst als ein Erbe der politischen und kulturellen
Tradition der semitischen Region zu sehen.“
Die Geschichte dieses Landes hat Dutzende Invasionen erlebt. Sie können in zwei Kategorien eingeteilt werden.
Da waren die Invasoren aus dem Westen, wie die der Philister, Griechen, Römer, Kreuzfahrer, Napoleon und die Briten. Solch eine Invasion errichtete einen Brückenkopf, und seine psychische Einstellung ist auch die eines Brückenkopfes. Die Region ist ein feindseliges Territorium, seine Bewohner Feinde, die unterdrückt oder umgebracht werden müssen. Am Ende wurden alle diese Invasoren wieder vertrieben – außer den Philistern.
Und es gab die Invasoren, die aus dem Osten kamen, wie die Amoriter, die Assyrer, die Babylonier, die Perser und die Araber. Sie eroberten das Land und wurden ein Teil davon, beeinflussten seine Kultur und wurden beeinflusst von dieser Kultur und schließlich schlugen sie Wurzeln.
Die alten Israeliten gehörten zur zweiten Kategorie. Selbst wenn es Zweifel über einen Exodus aus Ägypten gab, wie es in den Büchern Moses beschrieben wurde und keine Eroberung von Kanaan, wie es im Buch Joshua beschrieben wurde, ist es vernünftig zu vermuten, dass es sich um Stämme handelte, die aus der Wüste kamen und sich langsam zwischen den befestigten kanaanitischen Städten niederließen, die sie nicht erobern konnten, wie es tatsächlich im 1.Buch der Richter beschrieben wird.
Die Zionisten andrerseits gehörten zur ersten Kategorie. Sie brachten das Weltbild eines Brückenkopfes, eine „Vorhut Europas“ zu sein, mit sich. Dieses Weltbild ließ die Mauer zum nationalen Symbol werden. Es müsste grundlegend geändert werden.
EINE UNSERER nationalen Eigentümlichkeiten ist es, dass in einer bestimmten Diskussionsweise, bei der alle Teilnehmer - ob von der Linken oder der Rechten - das Argument benutzen: „Wenn wir nicht dies oder jenes tun, dann wird dieser Staat zu existieren aufhören!“ Könnten wir uns solch ein Argument in Frankreich, England oder in den USA vorstellen?
Dies ist ein Symptom von „Kreuzfahrer“-Ängsten. Auch wenn die Kreuzfahrer in diesem Land fast 200 Jahre blieben und acht Generationen als „Einheimische“ dort aufwuchsen, waren sie sich ihrer andauernden Existenz dort nie sicher.
Ich mache mir keine Sorgen über die Existenz des Staates Israel. Er wird so lange existieren, wie Staaten existieren. Die Frage ist nur: Welche Art von Staat wird es sein?
Ein Staat mit permanentem Krieg, der Schrecken seiner Nachbarn, ein Staat, in dem Gewalt alle Lebensbereiche durchdringt, wo die Reichen gedeihen und die Armen im Elend leben; ein Staat, der von seinen besten Kindern verlassen wird …
Oder ein Staat, der im Frieden mit seinen Nachbarn lebt – zum gegenseitigen Nutzen aller; eine moderne Gesellschaft mit gleichen Rechten für alle seine Bürger und ohne Armut; ein Staat, der seine Ressourcen in Wissenschaft und Kultur, Industrie und Umwelt investiert; ein Staat, in dem künftige Generationen gerne leben wollen; eine Quelle des Stolzes für alle seine Bürger.
Das sollte das Ziel der nächsten 60 Jahre sein. Ich denke, das ist es, was sich auch Issar gewünscht hätte.
Quelle: uri-avnery.de
(Aus dem Englischen: Ellen Rohlfs und Christoph Glanz, vom Verfasser autorisiert)
Botschaft von Uri Avnery zum 14. Mai 2008
Israel ist 60 Jahre alt – darüber dürfen wir uns freuen.
Die Nakba – die Katastrophe für die Palästinenser - ist auch 60 Jahre alt – das müssen wir beklagen.
Es liegt auch im Interesse Israels, dass dieser Tragödie ein Ende gesetzt wird
Auf eine Art, die gerecht, moralisch und praktisch ist und die alle Seiten befriedigt.
Als ein Israeli, der als Soldat 1948 den Beginn dieser Tragödie miterlebt hat,
fühle ich mich besonders verpflichtet.
Man braucht nicht gegen Palästina zu sein, wenn man Israel liebt,
man braucht nicht gegen Israel zu sein, wenn man Palästina liebt.
Lasst uns für Israel, für Palästina, für den Frieden, für Gerechtigkeit,
und für eine gemeinsame Zukunft sein.
1 Kommentar:
Oi!Polloi:Bei eurer letzten Deutschland-Tour gab es ja ein paar Probleme mit Antisemitismus Vorwürfen. Ein paar Leute haben es dir übel genommen, dass du in Freiburg eine Israel Fahne verbrannt hast. Wie stehst du denn in diesem Konflikt?? Stehst du da voll auf der Seite der Palästinenser?? Kannst du Leute die Israel unterstützen überhaupt nicht nachvollziehen??
Vielen Dank, daß du uns das fragst, denn wir sind sehr dankbar für die Gelegenheit, zu diesem Thema auf unsere Kritiker reagieren zu können. Unsere Position lautet folgendermaßen: Jeder Arsch, der gegen eine bestimmte Minderheit Haß schüren will, wie in diesem Fall dem jüdischen Volk, hat eine gehörige Tracht Prügel nötig. Wir sind total gegen Antisemitismus und überhaupt gegen jeglichen Rassismus. Die Schrecken der Shoah oder des Holocaust dürfen nie, nie wieder stattfinden, und jede Art rassistischer Ideologie, die uns zu etwas ähnlich Furchtbarem wie diesem führen könnte, muß massiv bekämpft werden, bevor sie noch mehr Geister vergiften kann. Aus diesem Grund sind wir seit Jahren aktiv an antifaschistischen Aktivitäten beteiligt und können die Wichtigkeit von physischem Widerstand gegen Faschismus gar nicht genug betonen. Jeder, der auf einem unserer Gigs war, weiß, daß wir uns stets zu diesem Thema äußern, und auch ein ganz kurzer Blick auf unsere Texte von Songs wie “Nazi Scum” und “Let the Boots Do the Talking” zeigt, wie wir zu diesem Thema stehen. Unser Song “Bash the Fash” erwähnt eindeutig die Judenverfolgung der Nazis und fordert die Hörer dazu auf, die Fehler der 30er Jahre nicht zu wiederholen, nämlich der Verfolgung tatenlos zuzuschauen – und unsere Anmerkungen zu “Let the Boots Do the Talking” rühmen die jüdischen Kämpfer des Aufstands im Warschauer Ghetto. Worte allein zählen natürlich nicht so viel wie Taten, weshalb wir auch versuchen – obwohl keiner von uns eine Schlägernatur ist – unseren Worten Taten folgen zu lassen. Diese kranken Wichser müssen aufgehalten werden und das liegt an uns. Krank ist das einzige Wort, das wirklich auf die zutrifft – wie sonst könnte man die Faschisten beschreiben, die in York zu demonstrieren versuchten, um das Massaker an der jüdischen Bevölkerung im Mittelalter zu feiern? Wir waren damals da, um es mit ihnen aufzunehmen. Als wir mal in Estland waren und ein paar ortsansässige Nazi-Boneheads uns so `ne Scheiße erzählen wollten, von wegen wie die Juden ihr Land regieren und ausgerottet werden sollten, nahmen wir es auch mit ihnen auf und mehrere von den Wichsern mußten sich daraufhin erst mal im Krankenhaus behandeln lassen. Jeder der uns trotz alledem als antisemitisch hinstellen will, muß mehr als nur ein bißchen verwirrt sein und weiß offensichtlich nicht allzuviel über uns. Wenn sie sich dazu bequemt hätten, unsere Texte zu lesen, hätten sie vielleicht gemerkt, wo wir stehen – wie würden sie die Texte erklären? Wie würden sie erklären, daß wir, wenn wir denn antisemitisch wären, letztes Jahr daran beteiligt waren, Geld für ein alternatives soziales Zentrum in Israel aufzubringen? Wie würden sie erklären, daß wir zusammen mit der israelischen Punkband Useless ID gespielt haben und sogar vorhatten, ein paar Gigs mit ihnen in Israel zu geben? Wie sie die Tatsache erklären, daß wir vor Jahren den britisch-jüdischen Anarcho-Rapper Jacob Lagnado mit auf Tour genommen haben? Oder daß seine Schwester Alice was mit uns aufgenommen hat und auf unserer “Six of the Best”-CD erscheint (ganz nebenbei bemerkt die CD, auf der vorne drauf eine Faust abgebildet ist, die ein Hakenkreuz zerschlägt, neben den Worten “smash racism smash fascism”)? Das paßt wohl nicht ganz zu ihren Abschuldigen, wir würden die Vernichtung der jüdischen Rasse wollen, oder? Genaugenommen ist es dermaßen beschissen blöd, das zu behaupten, daß ich eigentlich gar nicht meine Zeit damit verschwenden sollte, auf solche idiotischen Anschuldigungen zu antworten. Das ist genau wie der andere Vorwurf, den so ein Pimmelkopf in Freiburg an uns gerichtet hat, demzufolge wir, weil wir nie eine saudische Flagge verbrannt haben, offensichtlich die kompromißlose islamische Scharia-Gesetzordnung unterstützen! Was fur ein Idiot! Wir haben absolut kein Problem damit, wenn jemand eine Saudiflagge abfackelt, aber wir sehen das nicht gerade als eine unserer Prioritäten bei unseren Shows, da wir dem Publikum genug Intelligenz zutrauen um selbst zu sehen, was diese Art von religiösem Fundamentalismus für eine Scheiße ist. Es fällt mir schwer zu glauben, daß jemand wirklich glauben könnte, daß wir islamische Hardliner sind! Das ist so was von blöd, daß ich nicht weiter darauf eingehen werde. Ich sollte es eigentlich auch nicht nötig haben, unsere antifaschistische Glaubwürdigkeit noch einmal darzulegen, aber wir verstehen natürlich die besondere Lage, in der die Deutschen bezüglich eurer Rolle in der Shoah sind. Wir sind natürlich sehr froh darüber, daß so viele der deutschen Punks fest dazu entschlossen sind, daß so etwas nie wieder passieren darf, und wir sind uns des Wachsens der Neonazi-Bewegung, besonders im Osten, bewußt – und auch derer, die die israelische Okkupation als einen Vorwand benutzen, um in ganz Europa antijüdischen Haß aufzurühren. Diesen Scheißern gehen die Leiden der Palästinenser natürlich am Arsch vorbei, die für sie vermutlich eh nur “dreckige Araber” sind. Ein gutes Beispiel dafür könnte der Holocaust-Leugner David Irving sein, der vor kurzem nach Edinburgh umziehen wollte. Wir waren natürlich an der Kampagne gegen ihn beteiligt, aber ratet mal, wer die Kampagne organisiert hat? Die Edinburgh Palestinian Solidarity Campaign (deren erstes Mitglied übrigens ein jüdisches Individuum war). Ich würde was drauf wetten, daß das eine Menge Leute in der deutschen Linken überraschen würde, nach dem Müll, den wir von ihnen zum Thema der Palästinenser gehört haben, und da scheiden sich auch die Wege mit einer Menge der Leute, die wir in Deutschland getroffen haben. Ich würde sagen, daß eure Geschichte und die resultierenden Schuldgefühle und die Entschlossenheit, daß die Judenverfolgung nie wieder passieren sollte, bewirken, daß viele deutsche Punks die Situation nicht mehr objektiv beurteilen können. Wie sonst soll man erklären, daß es bei uns möglich ist, daß Palästinenser und Juden zusammen für den Frieden arbeiten können, in Deutschland aber fast die ganze “anarchistische” oder linke Literatur, die wir zum Thema gelesen haben, fast alle Palästinenser als verrückte “fascho-islamistische Mörder” darstellt (® direktes Zitat von einem Plakat in Freiburg)? Wie kommt es, daß in ganz Europa alle politischen Squat-Zentren etc. in jedem anderen Land voller Zeug zur Unterstützung der Rechte der Palästinenser sind, und bloß in Deutschland jegliche Kritik an Israel als irrationaler Judenhaß verurteilt wird? Hört mal, wir wollen Frieden und Gerechtigkeit im Nahen Osten und wir haben sowohl jüdische als auch palästinensische Freunde und interessanterweise sind unsere Freunde in Israel total gegen die Okkupation (einer von ihnen der in Deutschland auf Urlaub war hat gesagt dass die Deutsche Punx wenn sie uber Israel und Palestina sprechen “generally pretty fucked up” sind ) und unsere palästinensischen Freunde sind weder Moslems noch “Faschisten”. Die deutsche Linke muß aufhören, diese Sache so vereinfacht zu betrachten. Viele von ihnen scheinen in der Tat alles, was Israel macht, durch die rosarote Brille zu sehen, und eine fast schon Ami-mäßige Sicht der Araber als ausschließlich verrückte islamische Mörder geschluckt zu haben. Das Ergebnis davon ist, daß eine Menge Leute, die sich selbst wohl als Antirassisten sehen würden, die gleiche Scheiße labern, die bei objektiver Betrachtung wirklich nur als rassistischer Dreck beschrieben werden könnte. Damit meine ich einiges von dem widerlichen antiarabischen Rassismus, den wir in dem Zentrum, in dem wir in Freiburg spielten, sahen. Als wir ankamen, schauten wir uns oben ein bißchen um und fanden diese Plakate für eine Demo – von denen das erste gleich “Solidarität mit Israel!” forderte, was dich offensichtlich nicht überraschen wird, aber da wir nicht aus Deutschland kommen, dachten wir zuerst ehrlich, daß sei eine Art Witz – vergiß nicht, wir kommen nicht aus Deutschland und der Rest der europäischen Anarcho-Linken findet die Vorstellung, Solidarität zu zeigen für einen Staat, der das Gebiet der einheimischen Bevölkerung internationaler Verurteilung zum Trotz besetzt hält, ein enormes Arsenal chemischer, biologischer und nuklearer Waffen besitzt, regelmäßig Folter, außergerichtliche Ermordungen und kollektive Strafmaßnahmen gegen Zivilisten (oder “berechtigte Sicherheitsmaßnahmen”, dem Berliner “anarchistischen” Zine “Interim” zufolge) ausübt, Friedensaktivisten niederschießt (ich sehe die Israeli Soldaten haben diese Woche jetzt auch ein Israeli Friedensaktivist erschossen - bei einem Demo gegen diese sogenante “Sicherheitsmauer”) oder mit dem Bulldozer zu Tode walzt, Kinder inhaftiert, etc. etc. – wir finden das ziemlich krank – aber dann fanden wir noch mehr Zeug, etwa “Antifa”-Aufkleber, auf denen stand, “Coole Kids tragen keinen Keffiyeh”, was der typische Palästinenserschal ist – was zum Teufel??? Stell dir vor, darauf hätte es geheißen,”Coole Kids keine Kipa” oder etwas wie “Coole Kids tragen keinen Turban” – welches blöde Arschloch auch immer sich diesen wundervollen antifaschistischen Slogan ausgedacht hat, sollte sich echt langsam mal wieder einkriegen – aber es kommt noch schlimmer. Neben den anderen Plakaten mit Zeug über die “Fascho-islamistischen Mörder” gab es auch eines, auf dem einfach nur “Fuck the Palestinians” stand – das ist so was von krank; ich würde gerne mal die Erklärung hören, die die Leute von dem Zentrum zur Verteidigung von einer dermaßen abstoßenden Einstellung aufbringen wollten. Wir konnten das kaum glauben und zerfetzten die meisten dieser Plakate, bis auf eines, das wir für unser Set behielten. Durch dieses Zeug merkten wir erst, wie verquer in Deutschland anscheinend alles geworden ist, bezüglich dieses Themas, so daß es bei euch vermeintliche “Anarchisten” wie diese “Interim”-Idioten in Berlin gibt, die Haft ohne Gerichtsverfahren, Kollektivbestrafungen, Folter und die systematische Demütigung palästinensischer Zivilisten als ?gerechtfertigte Sicherheitsmaßnahmen” verteidigen, und für fast alles, das wir angeblich bekämpfen sollen, wie Atomwaffen, Militärdienst, das Herumtrampeln auf den Rechten einheimischer Völker, etc. muß für Israel eine Ausnahme gemacht werden. Scheisse. Folter ist falsch, Rassismus ist falsch und auch die furchtbaren Leiden der Juden unter Hitler rechtfertigen das nicht. Du mußt verstehen, wie dieser Umgang der deutschen Linken mit dieser Sache auf uns wirkt. Vergiß nicht, da wo wir herkommen (dem UK), ist der einzige Ort, an dem du “Solidarität-mit-Israel”-Plakate und den Davidsstern gehißt sehen wirst, ist in den Teilen Nordirlands, die von rechten protestantischen paramilitärischen Todeskommandos kontrolliert werden, denn die sehen sich als in einer ähnlichen Lage wie die israelischen Siedler, da sie gegen einheimische Guerillas oder “Terroristen”, wie sie dazu sagen würden, kämpfen und deshalb die Flagge Israels neben ihrem eigenen ekelhaften Emblem der “Red Hand of Ulster” gehißt haben. Diese Gruppen verfügen über wohldokumentierte Verbindungen zu rechtsradikalen Organisationen auf dem Festland und haben die gleiche Art gestörter religiöser Vorstellungen wie ein gewisser Teil der Siedler. Uns ist klar, daß das ein paar von den Lesern überraschen könnte. Egal, kommen wir zum eigentlichen Thema zurück, es gibt einen gewissen antienglischen Rassismus in Schottland (ich erinnere mich daran, daß ich auf der Schule wegen meines englischen Akzents verprügelt wurde, als ich jung war), aber als wir Thatcher kritisierten, taten wir das nicht, weil sie Engländerin war – wir taten das, weil sie ein verdammt übler Bastard ist. Es gibt auch sehr viel Rassismus gegen Afrikaner in Großbritannien, aber wenn wir die nigerianische Regierung wegen ihrer Unterdrückung des Stammes der Ogoni kritisieren, tun wir das nicht, weil wir schwarze Menschen hassen würden. In Großbritannien hört man auch manchmal rassistische Sprüche über Chinesen, aber als wir gegen das waren, was in Peking auf dem Platz des Himmlischen Friedens passierte, als die Demonstranten von der Armee umgebracht wurden, war das nicht, wegen einer rassistischen Haltung gegenüber Asiaten, sondern weil das ein schreckliches Verbrechen war. Genauso, wenn wir Scharon kritisieren, tun wir das nicht, weil er ein Jude ist, sondern weil er ein rechter rassistischer blutdürstiger Kriegsverbrecher ist, der für den Tod 1000er Leute verantwortlich ist. Interessanterweise haben uns die Leute in Freiburg auch deshalb angemacht, weil wir Scharon als Kriegsverbrecher bezeichneten, und sagten, daß müsse ich wohl in einer deutschen Boulevardzeitung gelesen haben. Tatsächlich hab ich das aus dem israelischen Bericht demzufolge er verantwortlich ist für den Tod der palästinensischen Flüchtlinge in den libanesischen Flüchtlingslagern Sabra und Schatila und wegen dem er seinerzeit von seinem Ministerposten zurücktreten mußte. Seine blutige Geschichte reicht aber noch weiter zurück. 1953 führte Scharon persönlich einen Überfall auf das jordanische Dorf Qibya durch, bei dem 69 Menschen ums Leben kamen (mehr als 40 davon waren Frauen und Kinder), im Februar 1955, nachdem ein israelischer Radfahrer getötet worden war, führte er einen weiteren Angriff auf die ägyptischen Stellungen im Gaza, bei dem 39 Menschen starben (die unverhältnismäßige Art dieser Reaktion spielte eine große Rolle darin, Nassers Mißtrauen gegenüber den Israelis zu nähren und damit den Weg für den späteren Krieg zu bereiten), 1982 startete Scharon nach der Verwundung eines israelischen Diplomaten in London als Vergeltung die Invasion des Libanon – Tausende starben und weitere Tausende wurden verstümmelt und verletzt als die Israelis Beirut belagerten und bei ihrem Angriff Napalm und andere Chemiewaffen wie z.B. Phosphorbomben verwendeten. Unglaublicherweise versuchten uns viele von diesen Leuten, die wir in Deutschland trafen, zu erzählen, daß Israel nur den Frieden wolle und erzählten uns, wie “die Araber dreimal (!!) in Israel eingefallen” seien – tja, nee, ich denke, das war ein bißchen anders – versucht?s mal anders herum – 1956 fiel Israel mit britischer und französischer Unterstützung in Ägypten ein, 1967 überfiel Israel Ägypten, Syrien und die West Bank und Gaza (was auch zum 1973er Krieg führte, als Ägypten versuchte, das Gebiet zurückzubekommen, das es verloren hatte) und 1982 marschierte Israel in den Libanon ein. Ganz zu schweigen von der terroristischen Bombenkampagnen seitens israelischer Agenten in Ägypten im Jahre 1954, als sie eine ganze Serie von Bombenanschlägen gegen britische und US-amerikanische Ziele wie Büchereien und Kinos etc. durchführten, um einen Keil zwischen Ägypten und den Westen zu treiben. Kein Wunder, daß so viele Araber gegenüber Israel mißtrauisch sind. Das ist kein hirnloser Antisemitismus – das ist das Ergebnis bitterer Erfahrung. Trotzdem versuchen diese Leute, uns glaubhaft zu machen, daß der Ärger in der Region gänzlich das Produkt des irrationalen Hasses der Araber auf die Juden ist. Es gab gewiß Fälle von arabischer Gewalt gegen die Juden, wie das Blutvergießen, das die Briten im Irak als Teil ihrer typischen “Teile-und-herrsche”-Politik entfachten, aber im Großen und Ganzen hatten die Juden und Araber in der Region jahrhundertelang friedlich Seite an Seite koexistiert, bis die massive jüdische Einwanderung begann und es offensichtlich wurde, daß es das Ziel der Zionisten war, Palästina zu übernehmen und die einheimische Bevölkerung zu vertreiben. Hier sollten wir vielleicht eine interessante Geschichte erzahlen und zwar die Geschichte von dem Arabischen Dorf Kafr Bir’im. Die Leute die dort wohnten hatten immer ein gutes Verhaltnis mit den Juden und als die Gebiet unter der Britische Macht war hatten sie ganz viele Judische Fluchtlinge geholfen nach Palestina zu kommen. In Oktober 1948 haben die Judische Soldaten aber das Dorf besetzt und am 13 November haben sie die Einwohner rausgeworfen. Die Einwohner hatten dann absolut nichts aber statt Gewalt zu benutzten haben sie versucht ihr Dorf friedlich durch die Israeli Gezetze zuruck zu kriegen - es gab einen Prozess und das hat bis 1953 gedauert. Endlich haben sie dann gehort, dass sie das Dorf am 16 September zuruck kriegen wurden. An diesem Tag haben die Israeli Luftwaffe aber gesagt, dass das Dorf jetzt eine Bombenangriffsubungsgebiet war und die Palastinenser konnten nur zuschauen als die Israelische Luftwaffe das ganze Dorf mit Bomben total zerstort hatte. Ich frag dich, wie hattest du darauf reagiert wenn sowas zu deinem Dorf passiert ist? Fur uns ist es kein Wunder, dass die Palastinenser zuruck kampfen. Keiner von den Leuten, mit denen wir in Deutschland redeten, schien aber von diesen beiden Seiten der Geschichte wirklich zu wissen, und wir waren schockiert von dem unglaublichen Unwissen von beinahe allen von denen, die mit die rechthaberischsten Ansichten zu dem Thema vertraten. Keiner schien Bescheid zu wissen über die israelische Anwendung von biologischer Kriegsführung gegen arabische Dörfer schon in den 1940er Jahren, von den israelischen Gasangriffen auf das Flüchtlingslager Khan Younis, von den israelischen Versuchen, einen biologischen Kampfstoff zu entwickeln, der nur Araber treffen sollte (1998 von dem israelischen Knesset-Mitglied Dedi Zucker als “monströs” aufgedeckt), von der israelischen Zerstörung der Ernte der einheimischen Beduinen in der Wüste Negev mittels chemischer Entlaubungsmittel, als die Scharon-Regierung versuchte, sie aus der Gegend zu “transferieren”, von dem Massaker an Palästinensern des rechten Siedlers Baruch Goldstein, von dem Absturz einer El Al-Maschine in Amsterdam, der einen tödlichen Ausstoß von Chemikalien, die im israelischen Chemiewaffenprogramm verwendet wurden, verursachte, von den Bombenangriffen auf palästinensische Schulen durch israelische Siedler und israelische Terrorgruppen wie Nikmat Olalim, etc. etc. – all diese Informationen sind dokumentiert und verfügbar. Wenn ihr über so etwas euer Maul aufreißen wollt, recherchiert verdammt noch mal vorher ein bißchen. Aber schließlich gibt es niemanden, der blinder ist, als die, die nichts sehen wollen, und das würde ja nicht in eure romantische antifaschistische Phantasie passen. Wie viele von diesen Leuten kennen denn überhaupt irgendwelche Palästinenser oder Israelis bzw. waren selbst schon einmal dort, um sich die Sache selbst anzuschauen? (Und ja, ein paar Mitglieder unserer Band waren schon in Israel.) Es ist schon scheiße einfach für irgendein Kid in Südwestdeutschland, sich darüber auszulassen, wie böse die Palästinenser doch sind und wie die Israelis doch nur Frieden wollen etc. und daß die Palästinenser nicht das Recht haben sollten, zu ihren Häusern zurückzukehren, die sie in der Naqba (der Katastrophe) von 1948 verloren, aber es wäre etwas verdammt anderes, wenn es IHR wärt, die im stinkenden Flüchtlingslager mit offener Kanalisation, Hungerrationen, keinerlei Hoffnung auf einen Job oder eine Zukunft oder die Möglichkeit wegzuziehen leben müßtet, und mit der täglichen Demütigung durch fremde Soldaten, die Mitglieder eurer Familie getötet und verstümmelt haben – wie würde euch das verdammt noch mal gefallen? Was würdet ihr tun? Wißt ihr was, niemand würde diese Frage beantworten, außer ein paar Leuten, die versuchten zu sagen, die Probleme der Palästinenser seien alle auf den Islam zurückzuführen! Ja, klar! Wißt ihr noch was, wenn einer von euch Leuten, die so ein Zeug von sich geben, euch wirklich mal die Mühe machen würdet, mit ein paar israelischen Punks Kontakt aufzunehmen, würdet ihr merken, daß sie eure Ideen nicht teilen. Ja, die Leute, die tatsächlich dort leben, wissen es besser als ihr – und wollt ihr wissen, was sie denken? Kuckt mal auf die Website der israelischen Punkband Dir Yassin, z.B., besonders diesen Teil: http://www.angelfire.com/il/deiryassin/ethnic_cleansing.html
Sie stehen mit dieser Meinung beileibe nicht alleine da, und es ist auch interessant, daß, während meine andere Band Kansalaistottelemattomuus aus Finnland auf der Tour in Deutschland angemacht wurde wegen unserer 7″, auf der es einen Song über die israelische Okkupation gibt und deren Cover das Photo eines arabischen Jungen zeigt, der sich vor lauter Angst in die Hose gepißt hat und von israelischen Soldaten weggeschleppt wird, wir von Leuten aus Israel selbst wirklich positive Reaktionen bekamen, da viele Leute es mochten und froh darüber waren, daß endlich jemand etwas zu dem sagte, was in ihrem Namen passierte. Eine andere Sache, die ich hier vielleicht erwähnen sollte, ist daß uns Leute anmachten weil wir zum Boykott Israels aufgerufen haben, was laut ihnen bedeutet, wir wollten die Zerstörung des Landes. Was wir wollen, ist das ENDE der Zerstörung (ich bin z.B. nicht einverstanden mit der Band, die den Song “Burn Israel Burn” geschrieben hat – ich finde, wir haben alle schon mehr als genug Brand im Nahen Osten gesehen) und wir sehen einen Boykott als einen Weg, Druck auf Israel auszuüben und die illegale Besiedlung palästinensischen Landes zu erschweren. So lange diese illegalen Siedlungen dazu in der Lage sind, ihr notwendiges finanzielles Einkommen durch die Waren zu beziehen, die sie mit der stillschweigenden Duldung der israelischen Regierung unter dem Siegel “Produce of Israel” exportieren, muß der Boykott weitergehen. Das ist unsere Antwort auf die Okkupation – wir unterstützen natürlich keinesfalls die Bombenattentate auf Restaurants oder dergleichen, die nicht nur schrecklich sind, sondern noch dazu Scharon genau in die Hände spielen und ihm eine Ausrede liefern, sein brutales Vorgehen gegen die Palästinenser und die vollkommene Zerstörung ihrer Gesellschaft fortzuführen, im Rahmen seiner Versuche, sie zu vertreiben und ein “Großisrael” zu schaffen. Wir treten ein für die Solidarität mit den israelischen Friedensaktivisten, politischen Gefangenen wie Mordechai Vanunu und den Totalverweigerern und das haben wir auf dem Gig auch sehr klar gesagt, nachdem wir die Plakate gesehen hatten. Um das zu betonen und unsere Ablehnung der Forderungen nach Solidarität mit dem israelischen Staat zu demonstrieren, verbrannten wir eines der “Solidarität-mit-Israel”-Plakate. Im Kontext unserer vorhergehenden Statements zu Antifaschismus und dem Lob des jüdischen Aufstands im Warschauer Ghetto und Aufforderungen zur Unterstützung israelischer Friedensaktivisten an dem Abend könnte nur jemand, der uns absichtlich falsch verstehen wollte, versuchen, das als Antisemitismus darzustellen – zumal das alles in verständlichem Deutsch geschah. Was jetzt den Spruch, die Israelis seien die Nazis von heute, angeht, so habe ich natürlich nie etwas dergleichen gesagt (so eine Verallgemeinerung wäre verdammt lächerlich), und tatsächlich war das einzige Mal, daß ich das Wort “jüdisch” in den Mund nahm, war um die Juden zu rühmen, die im Warschauer Ghetto-Aufstand gegen die Schlächter von der SS kämpften. Was ich jedoch sagte, war daß etwas sehr falsch sei im Staate Israel, als die israelische Tageszeitung Ha`aretz einen Armeeoffizier zitierte, der sagte, die israelische Armee könne und solle von den Taktiken, die die Nazis bei der Eroberung des Warschauer Ghettos anwandten, lernen und diese selbst bei der Übernahme von dicht besiedelten Palsätinensergebieten wie der Nablus Casbah oder dem Flüchtlingslager Jenin anwenden. Unsere Freiburger Kritiker schienen kein Problem damit zu haben, daß die Israelis Taktiken der Nazis aufgriffen oder mit der Tatsache, daß Ha`aretz darüber berichtete – die sind einfach nur darüber wütend geworden, daß ich es erwähnte. Es ist immer dasselbe; erwähne Folter von israelischer Seite, und die Folter ist nicht das Problem – du bist es, weil du ja “antisemitisch” bist; erwähne ihre Kollektivstrafen gegen Zivilisten, und das ist dann auch nicht das Problem – das bist du, weil du “antisemitisch” bist – eine recht bequeme Art, um berechtigte Kritik zum Schweigen zu bringen. Das gestaltet sich dann aber schon schwieriger, wenn die Kritiker selbst zu den Millionen jüdischer Menschen weltweit gehören, die gegen die Politik Israels sind und den unbestreitbaren Rechtsruck in der israelischen Politik sehen. Wie sagte doch vor kurzem ein jüdischer Kommentator, “?My parents were murdered by jackbooted Germans and now they are commemorated by jackbooted Israelis”. Im Grunde genommen könnte ich fortfahren mit der israelischen Bombardierung von Wohnblocks aus der Luft, um einen Verdächtigen zu treffen und dabei über 100 Verstümmelte und Verletzte zurückzulassen, ganz zu schweigen von 12 Toten; von der Entwurzelung 100 Jahre alter Olivenhaine; damit, wie ein israelischer Geheimdienstoffizier vors Kriegsgericht gestellt wurde, weil er sich weigerte, Zivilisten zu Zielen zu machen; der Ermordung von Journalisten, Krankenwagenpersonal und sogar UN-Mitarbeitern; der absichtlichen Tötung von Friedensaktivisten in den letzten Monaten; dem Plattwalzen von Wohnhäusern und Geschäften; der ständigen Demütigung durch die Besatzung; verhaftete Palästinenser dazu zu zwingen, sich ihre eigene Folterart auszusuchen; etc. etc. – ihr könnt ja gerne zur Solidarität mit so was aufrufen – wir allerdings finden das genau so abstoßend wie ein Hamas-Bombenattentat auf unschuldige israelische Zivilisten. Jawohl, die Deutschen haben eine besondere Verantwortung wegen dem, was unter den Nazis geschah, aber diese Verantwortung bedeutet nicht, alles zu rechtfertigen, was Israel tut, mag es noch so brutal oder nicht zu verteidigen sein – es ist die Verantwortung, nie wieder wegzusehen, wenn rassistische rechte militaristische Ideologien schwächere Gruppen unterdrücken. Ja, Solidarität mit dem jüdischen Volk gegen Antisemitismus, aber Solidarität mit dem Israel Scharons und seiner Regierung von ethnischen Säuberern??? Seht bitte nicht über das hinweg, was sie tun, denn die eine Sache, die alles charakterisierte, was unsere deutschen Kritiker sagten, war eine komplette Gleichgültigkeit gegenüber den Rechten und der Lage des einheimischen palästinensischen Volkes – manche Leute wollten sogar tatsächlich behaupten, die Palästinenser existierten in Wirklichkeit gar nicht – so ähnlich wie in der Türkei, wo man die Existenz der Kurden ablehnt, die lediglich als “Bergtürken” gesehen werden. Es gibt soviel mehr, das ich zu dem Thema gern sagen würde, aber wenn wir so weiter machen, dann gibt es kein Ende. Nur noch mal grundlegend, diese Sache ist nicht so schwarzweiß, wie viele deutsche Linke es sehen (vergiß nicht z.B., daß die Zionisten in Palästina 1941 auf die Nazis zukamen und ihnen anboten, gemeinsam gegen die Briten zu kämpfen, um Hitler beim Erringen des Siegs zu helfen – und daß während des Spanischen Bürgerkriegs, als eine überproportional hohe Zahl der antifaschistischen Freiwilligen aus Amerika Juden waren, die Zionisten sie verurteilten und versuchten, ihnen Steine in den Weg zu legen), und vor allem “Israel” ist nicht mit “jüdisch” gleichzusetzen. Genauso wie “Boykottiert Israel” NICHT heißt, “Boykottiert die Juden”, genauso wenig stimmen Millionen Juden weltweit der Politik (oder manche sogar, wie die Gruppe Neturei Karta, der Existenz) Israels zu. Es wird zweifellos noch Leser geben, die immer noch denken, daß ich so ein verrückter Antisemit bin, nur weil ich die Politik Israels ablehne, also sage ich denen zwei Dinge. Erstens, ich will ein Ende der Gewalt sehen – ich will genauso wenig wie ihr, daß Leute in Jerusalemer Cafés in die Luft gesprengt werden – aber ich sehe den Weg dahin in der Entfernung der Siedlungen und einen gerechten Frieden für die Palästinenser. Eure “?gerechtfertigten Sicherheitsmaßnahmen” und Unterstützung von Scharon & Co, die ihr mit euren Rufen nach “Solidarität mit Israel” ermutigt, werden nicht zum Frieden führen – nur zu mehr Schmerz, Leid und Blutvergießen. Zweitens, wenn ihr uns nicht zuhören wollt, tut euch wenigstens selbst den Gefallen und findet heraus, was die jüdischen Menschen selbst dazu zu sagen haben. Wenn ihr zu dem Thema euer Maul aufreißen wollt, könntet ihr wenigstens zuerst was zu allen Seiten der Fakten lesen. Schaut vorbei bei: www.gush-shalom.org und www.couragetorefuse.org und besonders bei www.nimn.org ebenso wie www.icahd.org (Israeli Coalition Against House Demolitions), www.jewsagainsttheoccupation.org und www.wrmea.com/jews_for_justice – es gibt noch viele mehr, wenn ihr nur nachschaut, was nur beweist, daß die Politik der Herrschenden in Israel in etwa genauso sehr das ganze jüdische Volk repräsentiert wie George Bush alle Amerikaner repräsentiert (also bedeutet es, sich gleichermaßen gegen diese Politik auszusprechen, NICHT, Haß für das jüdische Volk als Ganzes zu empfinden) – und für diejenigen unter euch, die offen genug sind, um sich mit der palästinensischen Sichtweise zu befassen, versucht es bei www.electronicintifada.net und www.palestinechronicle.com – wer damit immer noch ein Problem hat, soll uns damit verschonen, sondern sich mit ein paar dieser israelischen Aktivisten selbst in Kontakt setzen und sie davon überzeugen, daß ihr es von eurem sicheren, bequemen westdeutschen Zuhause aus es besser wißt. Die Person, von der wir jedoch ganz gerne hören würden, ist das Genie, das sich dieses “Fuck the Palestinians”-Plakat ausgedacht hat – wir würden gerne deine Rechtfertigung hören. “Fuck the Palestinians”? Fuck YOU – arsehole. Das gilt auch für deine gleichgesinnten Kumpels – dieses Zentrum in Freiburg sollte sich mal gründlich mit sich selbst und mit den Leuten, die es benutzen, auseinandersetzen – und der Idiot, der das Teil auf ihrer Website über uns geschrieben hat, muß unbedingt mal seine rosarote Brille absetzen, wenn er Israel betrachtet, und sich erst einmal die Fakten anlesen, bevor er den Mund aufmacht. Die Welt ist ein bißchen anders, als die vereinfachte Art, in der diese Leute sie sehen – macht die Augen auf, Leute.
Diese Antwort oben habe ich zum grossten Teil vor einem Paar Monaten geschrieben aber dazu mochte ich auch ein Paar andere Dinge sagen. Du fragst ob wir “auf der Seite den Palastinenser” sind - ich wurde lieber sagen wir sind auf der Seite des Friedens und der Gerechtigkeit. Gerechtigkeit fur die Palastinenser ware gut auch fur die Israelis - die Okkupation und die Lust von Leuten wie Sharon noch mehr Lebensraum fur die Judische Siedler weg von den Palastinensern zu stehlen bringt nur mehr Gewalt. Die Okkupation bringt auch ganz viele andere Probleme fur die normale Israelis - Arbeitslosigskeit ist jetzt 11% und die Okonomie ist auch total gefuckt. Deswegen macht der rechts-orientierte Wickser Netanyahu jetzt neue Gezetzte um Leute die streiken wollen zu verbieten. Solche Arschlocher - die reiche Elite - sind die Leute die die Israelis bekampfen sollten - nicht die Palastinenser - und solche Arschlocher sind die Leute die den Krieg weiter fuhren wollen. Schau mal zum Beispiel wie sie Ismail Abu Shanab behandelt haben - dieser Hamas Fuhrer war der erste zu sagen Hamas konnte mit Israel leben statt fur die totale Zerstorung von Israel zu kampfen aber was haben Sharon und co dann gemacht? Sie haben ihm getottet - das sind nicht die Aktionen von Leuten die Frieden wollen. Jedesmal dass es neue Friedensinitiativen geben macht Sharon und die Militarische-Elite die heute an der Macht in Israel sind neue Angriffe oder Totungen ohne Prozess um die Palastinenser zu provozieren. Jeden Tag gibt es aber noch mehr Israelis die sehen, dass es nicht so weiter gehen kann und dass die Okkupation nur mehr Arger bringt. Jetzt gibt es nicht nur einfache Soldaten die sagen sie werden nicht im Westbank und Gaza dienen aber auch Piloten ( 27 davon haben gesagt die werden nie mehr mitmachen - wie einer sagt: “Is it legitimate to take F-15’s and helicopters designed to destroy enemy tanks, and use them against cars and houses in one of the most heavily populated places in the world? We killed 14 innocent people, nine of them children. Afterwards my commander gave an interview in which he said he sleeps well at night and his men can do the same. Well, I can’t.” ) und Soldaten von der Elitesondereinheit Sayeret Matkal ( die sagten “We cannot continue to stand silent - Israeli military activities in the West Bank and Gaza Strip are depriving millions of Palestinians of human rights” ). Ausserdem haben sogar vier von den Ex-chefs von der “Shin Bet” Geheimpolizei haben jetzt gesagt, dass die Okkupation nicht weiter gehen konnen und dass Sharon viel Scheisse baut. Ich denke das zeigt ganz deutlich ( zu denen die bereit zu sehen sind), dass es nicht “anti-semitisch” ist Sharon und seinen Krieg zu kritisieren aber um das zu betonen werde ich dich endlich mit diesen zwei Zitaten verlassen:-
Yaron Ezrahi, professor of political science at the Hebrew University in Jerusalem:
The right-wing in Israel describes every criticism of the country as a form of anti-Semitism. It is very convenient for the present government - which is the most right-wing in Israel’s history and headed by a prime minister who has not taken the smallest initiative in the direction of a diplomatic effort in the peace process - to blame everything on anti-Semitism. This way, they try to write off any criticism of their own policies. Prime Minister Ariel Sharon has a long record in defining Israeli critics as disloyal. Any attempt to make the current government and its very questionable policies invincible to legitimate criticism should be wholly rejected. When Yitzhak Rabin was leading the peace process, there were extremely positive attitudes in Europe. It was very rare during that period to hear anti-Semitic voices.
Anneke Mouthaan, one of the founders of the Dutch Jewish group Another Jewish Voice:
Until comparatively recently, Europe felt so guilty about what happened to the Jews during World War II that they were completely unable to raise any objections to what Israel was doing in the Middle East. This taboo is gradually being broken as a new generation grows up. I see it as a positive development that people finally feel able to voice their concerns, and something that should have happened years ago. Many European Jews feel very uncomfortable with Israeli activity - not least because it’s counterproductive to achieving peace for Israel, which is what we all ultimately want, and to a certain extent because it is fuelling Muslim hostility towards Jews in Europe. However, many also worry about speaking out in public against Israel, because they believe they would be seen as treacherous. This is something that we still need to overcome - we have to make clear that it is not anti-Jew, anti-Semitic, to express reservations about what Israel is doing. This is a notion Israel has come up with in order to dismiss any criticism of its policies. That’s not to say Europe is prejudice free - the continent has simply found new targets. Last century it was the Jews, this time around it’s immigrants.
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