Einstürzende Neubauten präsentieren eine eher ungewöhnliche Veröffentlichung. Am 13.05.2008 erscheint ihr Album "The Jewel", welches nur einem auserwählten Kreis zum Download stand, für die Öffentlichkeit. Im Album erhalten sind die vertonten Träume des Sängers Blixa Bargeld, was diese "sehr persönlich" machen würde. Des Weiteren sind ein 40-Minütiger Film sowie ein 40-Seitiges Booklet enthalten.
Einstürzende Neubauten sind nunmehr seit 1980 tätig und entwickelten mit ihrer expermintellen Musik eine Nische zwischen NDW, Industrial und Rock.
Einstürzende Neubauten agierten seit 1979 mit Fundstücken aus der im Verfall begriffenen Industriewelt und "beackern damit musikalisches Neuland, bis es fruchtbar wird. Wenn wir lange genug weitermachen, wird es Musik."
Blixa Bargeld (voc, g), bürgerlich: Christian Emmerich, 1959 in Berlin geboren, Mark Chung (perc), 1956 in Leeds, England, geboren, Alexander "Borsig" Hacke (electronics, perc), 1965 in Berlin geboren, F.M. Einheit (electronics, perc, voc), bürgerlich: Frank Martin Strauß, 1958 in Dortmund geboren, N.U. Unruh (perc), bürgerlich: Andrew Chudy, 1957 in New York geboren, war alles, was Schall macht, zur Erzeugung tönender Visionen von Armageddon und Apokalypse gerade recht.
Inspiriert von Kraftwerk (Metall auf Metall), in Verwandtschaft zu den radikalen Manifesten der Neutöner aus der Bauhaus-Ära und den Klang-Theorien von John Cage, gab sich der Suchtrupp durchaus findig im Aufspüren von Schrott, Bruchstücken, Abfällen, Alltagsgerätschaften jeder nur denkbaren Form und Konsistenz zum Erzeugen von Geräuschen. Bisweilen mußten sogar Haut und Knochen der Interpreten als Klangkörper herhalten. Dabei jonglierten sie geschickt mit der "Melodie der Stille, der Poesie der jähen Dynamiksprünge" ("Die Zeit"); bisweilen "nahm ihre Attacke auf die Trümmer der urbanen Zivilisation die Form wüster Kopulation an" ("New Musical Express").
Dazu gurgelte, grölte, röchelte, würgte und kreischte Bargeld bis kurz vorm Stimmbandriß: "Mein Kopf ist ein Labyrinth, mein Leben ist ein Minenfeld." Stahlversion (1980) ließ zunächst nur grollenden Verdruß an der Techno-Welt hören. Steh auf Berlin (1981) lieferte dann als Percussion aus Steinwürfen und Metallsplittern den Soundtrack zu den Hausbesetzer-Unruhen in der Stadt. Auf Platten wie Zeichnungen des Patienten O. T. (1983), 1/2 Mensch (1985), Fünf auf der nach oben offenen Richterskala (1987) und mit der im Hamburger Schauspielhaus aufgeführten Bühnenmusik zu Peter Zadeks Melodram "Andi" entfernten sie sich dermaßen von der Konvention konzeptuell gleichorientierter Bands wie SPK, Test Department, Art Of Noise, daß ihnen niemand mehr die Brechstange reichen konnte. "Musik setzt sich für mich aus drei Teilen zusammen: Macht, Magie, Wahnsinn", erläuterte Bargeld, der nebenbei gelegentlich bei Nick Cave den Baß zupfte. "Vieles, was wir tun", so Unruh, "hängt damit zusammen, daß wir durch das oberflächlich Deutsche zu etwas Tieferem durchstoßen wollen: Schwermut."
Dem entsprachen auch Texte voller Freude an der Ausweglosigkeit, am alles auslöschenden Finalschlag, am Verfall aller Werte. Katharsis, die aus dem Prozeß der Zerstörung Schönheit erzeugt, war nicht beabsichtigt, eher die Propaganda eines nihilistischen Totentanzes auf dem erloschenen Vulkan. Die Auftritte der Band hinterließen faszinierte Zuschauer: Während Bargeld und Chung unbeweglich auf der Bühne standen, rotes und blaues Licht die Musiker mehr verhüllte als zeigte, werkelte Unruh mit funkensprühendem Trennschleifer an dicken Stahlplatten oder legte zum Schrecken der Veranstalter auch mal ein kleines Feuer. Je mehr die Neubauten mit dem Kultur-Establishment liebäugelten, desto ratloser gerieten die Beschreibungen: "Nichts geschieht, und was da kommt, kommt unter dem Deckmantel der Kunst", befand "Q" über Tabula Rasa (1992). Bargeld selbst sah die Neubauten keineswegs als Kulturtruppe: "Die Neubauten haben mal zwei Theaterstücke in den achtziger Jahren gemacht", wehrte er sich gegen Feuilleton-Vereinnahmung, "es ist mehr Medien-Krimskrams als Realität." Mitte der neunziger Jahre verließ zunächst F.M. Einheit, dann Mark Chung die Band. 1996 erschien eine weitere Neubauten-LP, deren Titel Ende Neu treffend die Situation der Gruppe um Blixa Bargeld beschrieb, der im Duett mit Hackes Ehefrau Meret Becker Stella Maris sang. Die Truppe war nun ein Trio, das Album von Bargeld weitgehend allein eingespielt. Als die Neubauten 1997 damit auf Tournee gingen, konsolidierten sie sich mit Jochen Arbeit (g), Rudi Moser (dr) wieder als Quintett. Der Autor, Komponist, Schauspieler, Sänger, Performer Bargeld verdiente sich sein Geld nebenbei auch als Gitarrist der Gruppe Bad Seeds sowie als Dozent. Er habe sich, urteilte der "Musikexpress", "vom Anti-Helden zum Conferencier eines innovativen Kammerorchesters entwickelt, das dem Kunstlied näher steht als dem atonalen Fegefeuer". Seine Neubauten, so dasselbe Blatt in einer Rezension der Doppel-CD Silence Is Sexy (2000), überrundeten "das Gros der deutschen Bands bei der Suche nach einem zeitgemäßen Klangbild: Aus Stille erhebt sich Geräuschmusik, aus den Worten ziehen sich metallene Spuren, und plötzlich ist da gar nichts, bis man stutzt, den Volume-Regler aufdreht und hört, wie das Streichholz an der Reibefläche Feuer fängt."
Musik auch zum Riechen: "Beim Lied Pelikanol geht es um den Geruch eines Klebstoffes aus der Schulzeit, den jeder kennt" (Bargeld). Das "beste Neubauten-Album seit Haus der Lüge" von 1989, wie es der "Musikexpress" deklarierte? Oder wieder mal des Kaisers neue Kleider als Reizwäsche für Kulturdeuter? Silence Is Sexy sei "ein monolithisches Werk aus Geräuschen und Sprache", urteilte Christof Hammer in "Stereoplay", "das eher die klassischen Medien der "Pop"-Kultur auf ihre feuilletonistischen Fähigkeiten hin testet als umgekehrt die Feuilletons auf ihre popkulturelle Belastbarkeit". Im Fernsehen war Promotion eine Nummer kleiner zu haben, da ging Blixa auch schon mal zum Köcheln zu Biolek. "Das war super", so der Künster im "Spiegel"-Interview (14/2000), "seitdem kennt mich auch mein Zeitschriftenhändler. Der Moment, als ich die schwarze Tintenfischsoße über den weißen Reis gekippt habe, hat Biolek sprachlos gemacht. Ich habe das genossen. Die Stille war, wie immer, der schönste Moment."
Seine Rezension der Jubiläumstournee 20 Jahre Einstürzende Neubauten im Feuilleton der "FAZ" überschrieb Norbert Krampf im Mai 2000: "Die Sprengkraft liegt in der Stille." Textprobe: "Am Anfang steht die Identitätsfrage. Die glühende Dynamik des epischen Redukt zwischen leise gesprochenen Strophen und skandiertem Refrain verheißt hypnotische Kräfte des Sextetts."
2001 untermalten die hypnotischen Neubauten Hubertus Siegerts modernen Stummfilm "Berlin Babylon" über Berlin Mitte im Umbruch.
"Daneben gibt es einen Text von Walter Benjamin sowie einen von Ludwig van Beethoven zu hören", so Oliver Hüttmann im deutschen "Rolling Stone": "Das dürfte als Warnung einstweilen wohl genügen." Als die Band 2001 mit der Doppel-CD Strategies Against Architecture III einen Querschnitt durch die Arbeit der zurückliegenden zehn Jahre vornahm, wurde zunächst ein Aufschrei der Entrüstung laut, denn ein Best Of wollte so gar nicht zum Habitus der Daueravantgardisten aus Berlin passen. Doch das hauptsächlich mit unveröffentlichten Tracks bestückte Album konnte in seiner konzeptionellen Geschlossenheit alle Unkenrufe entkräften und wirkte gar wie "ein unfreiwilliger Kommentar zu einem wichtigen Abschnitt deutscher Geschichte", (‚Visions'). Wenig überzeugend fiel hingegen das Live-Album 9-15-2000 Ancienne Belgique/Brussels (2002) aus. Doch indem er 2003 aus den Bad Seeds ausstieg, wollte sich Blixa Bargeld wieder mit voller Kraft seinen in die Jahre gekommenen Neubauten widmen.
The Jewels
Title
01 Ich Komme Davon
02 Mei Ro
03 26 Riesen
04 Hawcubite
05 Die Libellen
06 Jeder Satz Mit Ihr Hallt Nach
07 Epharisto
08 Robert Fuzzo
09 Magyar Energia
10 Vicky
11 Ansonsten Dostojewsky
12 Die Ebenen (Werden Nicht Vermischt)
13 Am I Only Jesus
14 Bleib
15 I Kissed Glenn Gould
Genre: Industrial
Bitrate: 194 kBit/s (VBR)
Year: 2008
Bather at Deauville by Kees van Dongen
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Cornelis Theodorus Maria "Kees" van Dongen (26 January 1877 – 28 May 1968)
was a Dutch-French painter who was one of the leading Fauves ("Wild men" =
th...
vor 22 Stunden
1 Kommentar:
Der link ist tot
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