Rebellion gibts nicht zum download - Wir sehen uns auf der Straße

Freitag, Februar 22, 2008

The REDSKINS

In meiner Jugend - ach fühl ich mich alt, wenn ich so was schreibe - naja, eben damals, hatte ich einen irren Verschleiß an Redskins Tapes. Ich bekam sie, verlieh sie, ärgerte mich und holte mir ein neues Tape. Das letzte holte ich mir dann viel später, als ich schon längst da arbeitete, wo ich heute arbeite, von einem Kollegen und Genossen von den IS, die sich damals noch SAG nannte (oder kannte ich ihn von den SAG-Genossen?). Als Schüler beeindruckten mich die Redskins derart, dass ich eines Nachts go get organized an die Mauer sprühte. Hier möchte ich Euch die beiden offiziellen Alben der sozialistischen Ausnahme-Band vorstellen, auch wenn ich weiß, dass gerade die Singles, die auf den verschiedenen Tapes rumschwirren noch viel geiler sind. Nur leider ist es so, dass ich keine einzige vollständige Single oder EP besitze. Sollte einer von Euch stolzer Besitzer einer Single, EP oder Bootlegs sein, sei er/sie aufgefordert, den anderen LeserInnen diese vorzustellen.

Ach übrigens, bevor es jemand in den falschen Hals bekommt: ich bin kein Trotzkist und die meisten trotzkistischen GenossInnen gehen mir ziemlich auf die Nerven!
Aber die Redskins waren trotzdem der Hammer!



Wie viele andere so kam auch ich über die Redskins aus York zum Kult und Skinheadsein. Eines Augustmorgens im Jahre des Herrn 1993 stöberte unsereins im Plattenladen Zardoz in Altona und fand die LP "Neither Washington nor Moscow" zum sagenhaften Preis von nur DM 5. Überhaupt ist Zardoz für jeden zu empfehlen, der in Hamburg weilen sollte. Zwar haben sie auch nur ein durchschnittliches Programm, aber so manche Rarität oder gute Pladde verkaufen diese Unwissenden schon mal für fast lau (so auch Bob Marleys "Uprising" für nur DM 5!). Und Preise sind auch O.K.. Für Redskins "Live" mußte unsereins dort auch nur DM 22,80 löhnen. Dieser Pladdenkauf sollte mein Leben verändern, aber das ist wieder ' ne andere Geschichte. Also die Redskins gründeten sich zuerst 1979 als "No Swastikas", was zu doitsch heißt "Keine Hakenkreuze". 1980 benannte man sich dann in Redskins um und änderte den anfangs noch sehr Oi!-lastigen Stil recht bald. Lieder wie "Lev Bronstein" zeugen von ihren Anfängen. Ab sofort spielten Chris Dean(voc./git.), Martin Hewes(bass) und Nick King(drums) eine Mischung aus Oi!, Soul und Rockabilly, die sie selbst einmal als "Tamla Motormouth" bezeichneten. Ihr Selbstverständnis äußerte sich in dem kurzen Zitat "Walking like The Supremes and talking like The Clash". Redskins-Konzerte waren von Anfang an stets ausverkauft, im Publikum bildeten die Glatzen allerdings immer eine Minderheit. Im "Spirit of 69" steht z.B. "In London kamen immer genausoviele Rockabillies wie Skinheads zu ihren Konzerten." Sie waren keine dieser liberalen Wischi-Waschi-Bands, für die Probleme wie Arbeitslosigkeit und Rassismus oder Armut und Hunger schlimm sind, sondern sie fragten nach Ursachen und zeigten den Ausweg auf: die sozialistische Revolution. Vom ersten Tag an war man offen-politisch und trat für internationalen Sozialismus ein (so war auch der Titel ihrer einzigen LP "Neither Washington Nor Moscow. But international socialism"). Ihre Texte waren hochpolitisch und in ihnen sangen sie selbstbewußt und voller Wut auf dieses System und seine Vertreter z.B. über die Notwendigkeit der Organisierung ("Unionize!"), über die Möglichkeit der Revolution ("It can be done!") und über Solidarität ("Lean on me!") und bezogen damit klar Stellung zu politischen Fragen und Problemen. Politisch war man der trotzkistischen Tendenz der Socialist Workers Party (SWP) verpflichtet, deren Mitglieder zwei der Rothäute, Chris und Martin, waren. Auch in der britischen Anti-Nazi-Liga hatte man Erfahrungen gesammelt. Ihre erste Single war "Lev Bronstein", über den Führer der russischen Revolution, Organisator der roten Armee und Begründer der trotzkistischen 4.Internationale 1938. So war auch schnell der Satz geprägt, daß die Redskins "röter seien als der Arsch eines Pavians". Ihre erste Single ("Lev Bronstein") erschien 1981 und war wie gesagt noch sehr Oi!-lastig, die weiteren Veröffentlichungen sollten eher soullastig werden. 1982 erschien dann "It can be done!" auf CNT,1983 und 1984 folgten dann "Lean on me", "Peasant Army", "Keep on Keepin on" , auf CNT und Decca. 1985 bringen sie "Bring it down" ebenfalls auf Decca raus, wo 1987 auch die LP erscheint. " Kick over the statues!" erschien beim Abstract Label, weil Decca sie nicht als Benefizplatte für Anti-Apartheid-Organisationen veröffentlichen wollte. Ihr Manko ist, daß sie kein einziges(!) Lied über Saufen oder Ficken haben (aber das bieten uns dafür ja eine Reihe spanischer Redskin-Bands wie Kortatu oder Baldin Bada und ansonsten ist das Thema ja sowieso genug abgedeckt durch die ganzen "unpolitischen" Bands, auch wenn es teilweise doch schon sehr abgedroschen ist.). Der Spaß kam bei ihnen auf jeden Fall textlich zu kurz! Das antirassistische und antipolitische "Hard As Nails" unterstütze und bewunderte sie und Chris schrieb einige Zeit unter dem Pseudonym "X Moore" für die Musikzeitung NME.
Im Juni 1984 war das Festival "Jobs for a change" in London angesagt, auf dem sie mit Billy Brag, Asward und The Smiths spielen sollten. Dabei kam es zu einem Angriff von Fascho-Fratzen der National Front auf die Redskins. Zitieren wir nochmals aus Marshalls Werk: "Als sie gerade Lean on me spielten, wurde eine Flasche auf die Redskins geschleudert und das war dann das Startsignal für circa 50 National Front Skinheads und Chelsea Headhunters, die Bühne zu stürmen. In dem Chaos, das daraus entstand, wurde ein Bass durch eine Trommel gejagt und noch mehr Flaschen geschleudert, alles zu den Klängen von Hitlergrüßen und Rückkopplungen. Anti-Nazi-Skinheads und andere Redskins Fans schlugen zurück, doch die Mehrheit des Publikums in ihrem ach-so-modernen Free Nelson Mandela T-Shirts rannte in die entgegengesetzte Richtung, so schnell sie ihre kleinen Beinchen tragen konnten...Auf den Straßen rund um Jubilee Gardens ging die Schlacht dann weiter und der Anblick von Skinheads, die auf andere Skinheads einschlugen, ließ sich viele Leute wundern, wer denn nun eigentlich auf wessen Seite war.
Die Kämpfe gingen auch in der Waterloo Station weiter und sogar im nahegelegenen St.Thomas Hospital, wo die Verletzten hingebracht wurden. Und in dieser Nacht wurde auch eine stadtbekannte Nazi Kneipe von Linken, die Rache wollten, gestürmt." Seitdem wurden rechte Skins am Eingang von antirassistischen Glatzen sofort wieder nach Hause geschickt. Während des britischen Bergarbeiterstreiks spielten die Redskins so viele Benefiz-Gigs für die Miners wie keine andere Band. Jeder Penny ging an die Familien der kämpfenden Miners, die dem britischen Kapitalismus und seinen Steigbügelhaltern in der Politik die Zähne zeigten und den einjährigen Streik zum Symbol für Widerstand und die Kampfeskraft der britischen Arbeiterklasse werden ließen. Chris sagte damals gegenüber dem "Skinheadfanzine Rote Front": "Verschiedene Gruppen haben Benefiz-Konzerte für die Bergarbeiter gemacht, wir haben das besonders offensiv angepackt. Wir haben nicht nur gesagt, daß das Geld zu den Miners gehen würde, wir haben darüberhinaus auch dafür gesorgt, daß immer Miners auf der Bühne waren, sie waren oft der Mittelpunkt des Auftritts, das hat uns viel Sympathie gebracht." Während andere Bands Pladden aufnahmen und ihre Zeit im Studio verbrachten, spielten sie für die Miners. Sie spielten z.B. mit Bands wie Angelic Upstarts, Red London, Newtown Neurotics, Red Alert, The Burial, traten auf mit Billy Brag und Attila The Stockbroker. 1985 haben sie ihren Höhepunkt erreicht. Ihre Pladden finden reißenden Absatz, ihre Konzerte sind ausverkauft und mit "Keep on Keepin' on" erklimmen sie die britischen Top 20 (wohl gemerkt nicht der Indie-Charts!), werden zur Chartband und das trotz des Boykotts ihres Liedgutes durch die Radio-und TV-Anstalten. Inzwischen hören so viele Leute die Redskins, daß auch die Musikpresse sie nicht mehr ignorieren kann. Es folgen Auftritte im TV und ihre Lieder werden im Radio gespielt (z.B. BBC) und sie treten in der Peel Session auf. In Deutschland erscheinen 1986 u.a. zwei Artikel im SPEX. Aber auch ohne den Charterfolg und die Musikpresse hatten sie es zuvor nichtsdestotrotz verstanden Leute für ihre Musik und Texte zu begeistern. Denn es gab viele, die eine Art Anti-Tory Rock' n' Roll wollten. Linke und anti-rassistische Glatzen, viele, die durch den politischen Punk a la Clash inspiriert waren und viele, denen der Punkrock inzwischen zu sehr zahm, angepaßt und vermarktet war und welche, denen einfach dieser frische, neue Sound der Rothäute unheimlich gut zusagte. 1986 ist dann der Streik niedergeschlagen, Resignation herrscht. Und die Musik der Redskins, die zum Kämpfen aufruft, will keiner mehr hören. In der Band brechen Konflikte um den Schlagzeuger Nick King auf, der darauf die Band verläßt und durch Paul Hookham ersetzt wird. 1987 erscheint dann ihre einzige LP, die wahrlich im Vergleich zu ihren Singles und Maxis ein musikalischer Scherzartikel ist, da auf ihr nur die Single-Stücke in neuer Version enthalten sind. Kein einziges neues Stück, keines daß an die abwechslungsreichen Single-und Maxi-Veröffentlichungen herankommt. Was ist "It can be done!" auf der LP gegen die gleichnamige Maxi oder die Liveversionen? Nach ihrer LP folgt ihre Europa-Tournee, die sie dann Mitte 1987 auch nach Deutschland bringt. Ende 1987 zerbricht die Band dann an politischen und musikalischen Streitigkeiten. Eine geile Band ist tot und eine Legende ist geboren! Doch Redskins blieben Heroes für viele von uns und werden wohl nie in Vergessenheit geraten, dafür waren sie einfach zu genial. Dafür spricht auch die Gegenwart. Seit 1994 erfahren die Redskins eine Wiederkehr in die Pladdenläden. 1994 erschien die Live-Compilation auf Dojo, 1995 folgte ein Bootleg namens "Redskins-Rarities" (eine sehr zu empfehlende Pladde und gute Leistung der Macher! Deshalb an dieser Stelle ein Gruß an Euch!). Dieser Bootleg war ein Non-Profit-Ding und als eine Art Ehrung gedacht, sozusagen um die Erinnerung an das Werk dieser geilen Kapelle wachzuhalten. Doch sehr verwundert hat mich, daß eines der Band-Mitglieder, das heute in München lebt, sich beschwert und mit Klage gedroht hat und so die Pladde z.B. bei Scumfuck aus dem Sortiment genommen wurde. Hat diese ehemalige Rothaut denn nix kapiert? Das würde ich ihn gerne selber mal fragen! Anzudenken wäre auch die Neu-Pressung ihrer LP, mir egal ob als Bootleg oder nich! Hauptsache sie ist auch für die Jüngeren unter uns greifbar und nicht bloß begehrtes Kultobjekt einiger Älterer. Die Redskins haben es verstanden korrekte politische Texte mit guter Musik zu verbinden. Sie legten einen weiteren Grundstein für die Redskin-Bewegung, machten die Skinhead-Bewegung auch attraktiv für links eingestellte Menschen, bot dem Fascho-Müll und der Lüge, daß doch alle Skins Nazis seien, bestes Kontra! Sie revolutionierten die Musikwelt, indem sie mehrere Musik-Stile verbanden. So beeinflußten sie jede ihnen nachfolgende Rebel Rock Band, z.B. Bands wie die Blaggers I.T.A., S.M.A.S.H., The Farm, Fire Next Time, Easterhouse, 25th Of march und auch die Hip-Hoper von Marxman. Auf Konzerten der Redskins konnte es einem schon passieren, daß Chris die Bühne erklomm und ein paar Zeilen aus dem "Socialist Worker" zitierte oder zum Kauf des SWP-Organs aufrief. Aber das macht auch gerade den qualitativen Unterschied zu anderen Bands aus! So, hoffe, Ihr seid jetzt schlauer über die Kult-Band überhaupt, deren Leistung wohl für lange Zeit unerreicht bleiben dürfte. Ich ziehe mir jetzt auf jeden Fall ihre Radioaufnahmen rein, bis denne! KEEP ON KEEPIN' ON! Red Devil

(Dieser Artikel über die Redskins entstand im Februar 1996. Auch heute halte ich die Redskins noch für eine sehr wichtige und gute Band, würde allerdings heute mehr und kritisch auf ihre Mitgliedschaft in der SWP eingehen. Inwiefern die SWP die Redskins mißbraucht hat bzw. diese sich als treue Parteigänger mißbrauchen lassen haben ist eine andere Frage. Denn noch Ende der 70er Jahre schickte die SWP Schlägertrupps auf Crass-Konzerte und ließ alle Kurzhaarigen verprügeln. Woher dieser Sinneswandel gekommen ist, liegt bei Organisationen wie der SWP auf der Hand. Es geht ihnen meist darum Mitglieder zu rekrutieren, ihren Führungsanspruch zu untermauern, Menschen für ihre Ziele zu mißbrauchen. Interessant ist in diesem Zusammenhang ein Text im Internet über die SWP ("How socialist is the SWP?" - http://www.geocities.com/Athens/Acropolis/8195/swp.html ))

Quelle: geocities.com/revolutiontimes

Neither Washington Nor Moscow



Title

01 The Power Is Yours
02 Kick Over The Statues
03 Go Get Organized
04 It Can Be Done
05 Keep On Keepin' On
06 Bring It Down!
07 Hold On!
08 Turnin' Loose
09 Take No Heroes
10 Let's Make It Work
11 Lean On Me
12 Keep On Keepin' On (Ted De Bono 12'' Mix)
13 16 Tons
14 Reds Strike The Blues
15 99 And A Half (Won't Do)

Genre: Soul
Bitrate: 192 kBit/s

Year: 1986


Live - Kick over Apartheid Tour 1985



Title

01 Lean on me
02 Red's Strike the blues
03 Hold on
04 Unionise
05 Kick over the statues
06 Ninety nine and a half won't do
07 Take no heroes
08 Let's make it work
09 Keep on keepin' on
10 It can be done
11 Turnin' loose
12 Plateful Of Hateful
13 Bring it down
14 Don't talk to me about whether
15 The Power is yours

Genre: Revolution Rock
Bitrate: 301 kBit/s (VBR)

Year: 1985

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Wie genial ist das? Vielen vielen Dank, wollte immer schon mal die live hoeren! Gruss Canuto

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