Wünsche sind mir sehr willkommen, da kann ich wenigstens dran erkennen, welchen Musikgeschmack die geneigte LeserInnenschaft hat.
Zum Album: Finde ich interessant, auch wenn die gute Annika, mit der wunderschönen Stimme, in Solo meinen Geschmack nicht wirklich trifft - vor allem nicht wenn sie englisch singt. Rühmliche Ausnahme bei den englischsprachigen Songs ist der Track 5, The Scales And The Score, der richtig schön düster kommt. Ausgesprochen gut finde ich den Opener Cowboy. Wann hört man schon mal deutschsprachigen Trip-Hop?
Trost heißt ein neues Projekt aus Berlin, nicht nur, weil es uns Trost spenden will, sondern weil die Protagonistin, früher Teil des Duos Cobra Killer, von Shizuo und Atari Teenage Riot, Annika Line Trost heißt. "Trust Me" nennt Annika ihr zweites Album, ein buntes dreisprachiges Fräulein-Trip-Pop-Kaleidoskop, das sich noch weiter weg bewegt vom intellektuellen Electronic-Punk der früheren Trost-Tage. Trost brauchte früher nur einen Sampler, um eine wilde und großartige Bühnenshow zu bieten. Was sie damit jedoch alles erschafft, das ist virtuos. Diesmal jedoch griff sie nicht nur auf ihren alten Sampler-Freund, sondern auch auf einige Musiker zurück, und als gelernte Schlagzeugerin und früherer Klavier-Elevin war sie scheinbar auch sehr anspruchsvoll bei der Suche.
Frau Trost arbeitet rhythmisch mit quasi jeder Variante des tanzbaren Schlagwerks, das je ertrommelt wurde. Alles was in Afrika über den Balkan, im Club, am Lagerfeuer, von der argentinischen Hafenbar, den Pariser Brasserien oder auf moderner Ballettbühne an Beats jemals erfunden worden ist. Und wir sprechen jetzt nur vom Rhythmus!
Musikalisch erzückt uns Trost, grundsätzlich leicht elektronisch verzerrt, mit echtem (beziehungsweise eben gesampelten) Klavier, Geigen, Posaunen, E-Gitarren oder schwummrigen Kino-Sounds, die sie in die unterschiedlichsten Zusammenhänge stellt: In einen schleppenden Tom-Waits-Duktus beispielsweise, in fluffige 70er-Jahre-Pornofilm-Beats, Zirkus-Bigbandsounds der 60-er, ins Vampirfilm-Genre, in die boogaloo-geschwängerten Serien-Leichtigkeit der orange-grünen Mustertapeten-Ära, zum mädchenhaften 70er-Jahre-Stil der französischen Lolita-Chansonnieren, neben die ironische NDW-Frische der 80er-Jahre-Stachelhaar- Schwestern, die lakonische Verrücktheit der Francoise Cactus oder die schrill-autistische Versunkenheit einer Nico. Diese unbeirrte, völlig unhomogene Stilmischung ist aber, anders als sonst so oft, nicht störend oder nervtötend, im Gegenteil, sie ist bunt und überraschend, durchdacht und hochmusikalisch. Frau Trost arbeitete in Studios in Australien und Berlin, nutzte ortsansässige Musiker von The Devastations, Ideal (F.J. Krüger) oder Nick Cave (Thomas Wydler). "Trust Me" wurde ein witziges Album, bizarr und kreativ, hochmodern dank der mangelnden Berührungsangst auch mit traditionellen Mitteln, ein wildes Album für böse Mädchen, nie bequem aber immer schön!
Kati Hofacker(2006)
Trust Me
Genre: Electronic
Bitrate: 167 kBit/s (VBR)
Year: 2006
Blue Angel
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Under Anything Goes I will be sharing anything I think worthwhile that does
not fall under one of the other categories. Examples are book covers, song
...
vor 18 Stunden
4 Kommentare:
Na, wann hört man schon mal deutschsprachigen Trip-Hop, fragst Du? Als alter Trikont-Freund denke ich mal, dass auch Isar 12 mal auf deinem Plattenteller gelandet ist oder? Nicht immer überzeugend, klar, aber manchmal gut.
Also so unter Genossen hätte ich da schon einen Wunsch: Janus.
Erinnert mich ein wenig an Quarks und die gute alte Gustav. Super Album, wird sofort nachgekauft.
Danke
Love the song In Diesem Raum. I hope the album is as good.
Applause and good luck to you
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