Mit spitzfindigen Kritikern hat der deutsche Reggae-Interpret Maxim kein Problem. "Es gibt zwar einige, die mich als Sänger für die Ladies bezeichnen, aber das ist schon okay. Dann finden mich eben die Ladies besser als die Typen", sagt er, grinst und rührt in seinem Kakao. weiterlesen
Grund für solche Aussagen sind Maxims melodieverliebte, rootsige Songs - mit Texten, die Gefühle konkret ansprechen. Eins jedoch weist er weit von sich: "Ein Kritiker hat geschrieben, auf meinem Album gebe es nur drei oder vier Songs, die sich nicht um Beziehungen und Liebe drehen. Das ärgert mich schon. Das ist einfach sachlich falsch."
Im Übrigen sei es ohnehin okay über Liebe zu singen, schließlich "ist sie, seit es Kunst gibt, auch von Künstlern thematisiert worden". Mit der einen oder anderen gesellschaftskritischen Aussage muss allerdings auch rechnen, wer sich mit den hintergründigen Texten Maxims befasst. "Es gibt einige Dinge, die mich bewegen und nerven. Ich finde es wichtig, meinen Senf dazu zu geben."
Maxim Richarz kommt am 15. Mai 1982 in Siegburg bei Bonn zur Welt. Seine Mutter stmmt aus Frankreich, sein Vater verlegt wissenschaftliche Bücher. Maxim wächst in Königswinter auf, besucht die Waldorfschule und legt mit 19 Jahren seine Abiturprüfungen an einer Bonner Gesamtschule ab. Es folgt der obligatorische Zivildienst.
Ein in Köln begonnenes BWL-Studium bricht Maxim ab - der Musik wegen. "Ich dachte, dass es sich vielleicht gut mit Musik kombinieren ließe, aber Kreativität und das Geschäftliche waren mir einfach zu widersprüchlich."
Ein kurzer Schüleraustausch mit Guadeloupe, einer überschaubaren französischen Insel der Kleinen Antillen, hinterlässt Spuren: Sommer, Sonne, Reggae – soweit das Klischee. Maxim kommt mit Zouk und kreolischem Dancehall in Berührung. Dennoch drängt es ihn wegen seiner Vorliebe für R'n'B eher in Richtung Roots-Reggae.
Zurück in Deutschland produziert er ein eher semiprofessionelles Tape und gerät irgendwann an den Bonner Nosliw, der mit seiner Musik bereits einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht hat. Er nimmt Maxim als Backgroundsänger mit auf Tour. "Das war wie ein Praktikum. Ziemlich interessant und es hat mir viel gebracht."
Nebenbei feilt er an eigenen Songs - im Hause Rootdown Music findet er mit Thilo Jacks aka Teka einen Partner für Songwriting und Produktion. Im November 2005 erscheint als erster greifbarer Beleg für die Fruchtbarkeit der Zusammenarbeit das Debüt-Album "Maxim". Weitere sollen folgen.
Obwohl schon einige deutsche Acts erfolgreich im Reggaegeschäft unterwegs sind, leistet Maxim Pionierarbeit. Gentleman, Seeed oder Culcha Candela haben eben einen überschaubaren bis nicht vorhandenen deutschprachigen Anteil in ihren Texten. Ganz anders Maxim oder Nosliw, die ausschließlich auf Deutsch singen und damit fast Paradiesvogel-Status erlangen.
"Radiosender sind eher zurückhaltend, was deutschen Reggae angeht", sagt der Sänger. "Im Prinzip läuft es auf eine Handvoll Menschen hinaus, die versucht, sich in der Musiklandschaft zu behaupten. Einen Hype wie früher beim deutschen Hip Hop gibt es nicht. Deutschsprachiger Reggae klingt eben ungewohnt." (laut.de)
Wenn sich junge Männer "aus Wut auf diesen kranken Planeten" die Finger wund schreiben, resultiert dies in der Regel in quarrigen Jammer-Tiraden, die ich ohne zu zögern mit dem Etikett "Nicht Mein Style" versehen würde. Irgendwas muss Maxim anders machen, sonst hätte er mich kaum bereits mit dem Eröffnungs-Track rettungslos um den Finger gewickelt. weiterlesen
"Man kann immer nur die Scherben sehen, wenn grad 'ne Welt zusammen bricht / Doch mit jedem Schritt zurück wird aus den Scherben eine Welt für sich / Denn jede kleinste Scherbe macht das Mosaik zu dem, was es ist / Jede kleinste Falte in deinem Gesicht zeigt, wer du bist." Im Grunde sehr unspektakulär, was Maxim zum Besten gibt, deswegen jedoch weder weniger wahr noch weniger weise.
Verpackt in hübsche Melodien und garniert mit einer Überdosis charmanter Unaufgeregtheit wird aus der Redensart "Was einen selbst trifft, tut am wehsten" und der gleichzzeitig ausgegebenen Maxime (...!) "Aufgeben gilt nicht!" ein hoch willkommener, weil ansprechender Ohrwurm.
In die Reggae-Schublade ließ sich Maxim noch nie widerstandslos einsortieren. Diese Tradition setzt "Rückwärts Fallen" auf das Erfreulichste fort. Da die musikalische Umsetzung durchgehend auf das Konto von Rootdowns Hausproduzenten Teka geht, verwundert die jamaikanische Färbung der Grooves nicht weiter.
Daneben machen sich aber unüberhörbar Singer/Songwriter-Elemente sowie Einflüsse aus Pop und Soul breit. "Die Beleidigte Leberwurst" schmollt im Ska-Rhythmus. In "Lieber Bluten Als Frieren" sieht man sich mit einem astreinen Blues konfrontiert.
Die satte Instrumentierung baut auf Gitarre, Bass, Drums und Keyboards. Hie und da aufgemöbelt mit Bläsern und Percussion sorgt sie für das warme, erdige Grundgefühl, in das man sich gefahrlos "Rückwärts Fallen" lassen darf. Sorgfältig abgefeilte Ecken und Kanten schließen ein Verletzungsrisiko weitgehend aus.
Vor dem Abgleiten ins Harmlose bewahren Maxims hintergründige Texte. Solange der Gesang die Stimmung der Lyrics so genau einfängt, bleibt gegen eine gewisse Wehleidigkeit wenig einzuwenden. Zumal Maxim immer wieder mit herzerfrischend vertrauten Geschichten aufwartet.
Die Story vom "Pizzamann" gerät zwar etwas flach. Möglicherweise ärgere ich mich hier aber auch nur über die an den hintersten Hintergrund verschwendeten Bläser. An anderen Stellen kommt man dafür nicht umhin, sich ertappt, porträtiert und teilweise gnadenlos karikiert zu fühlen.
Bei der "Angst Vor Der Liebe" handelt es sich schließlich um ein weit verbreitetes Phänomen, und die Zahl der Szenarien, in denen mir ums Verrecken der Name meines Gegenübers ums Verrecken nicht einfallen wollte, tendiert gegen Unendlich. "Ich glaub', es war irgendwas mit A oder so. Oder doch irgendwas mit O?" (laut.de C:Dani Fromm)
Rückwärts Fallen 2008 (VBR)
Rückwärts Fallen
Shard
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I've shot many rust abstracts over the years, but this is one of the most
remarkable. There is actually a 3D structure formed by the rust here. A
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vor 15 Stunden
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