Poets of the Fall's neustes Werk!
Dreaming Wide Awake – Die erste Single von Poets of the Fall erinnert an die Vergangenheit
Das mit zehn Titeln recht wenig ausufernd besetzte Album Twilight Theater beginnt, wie nicht anders zu erwarten, mit einem Tusch – einem Tusch auf das letzte Album. Dreaming Wide Awake erinnert deutlich an Revolution Roulette, ist eine Art Reminiszenz an das vergangene Jahr und damit sicher keine schlechte Wahl als erste Single-Auskopplung.
Da er aber vermutlich lange vor allen anderen Songs dieses Albums geschrieben worden ist, kann er sich zunächst nicht gänzlich ins Gesamtbild einfügen. Wie gesagt – zunächst. Man fühlt sich erinnert an die erste Single aus Carnival of Rust (die ebenfalls Carnival of Rust hieß), die im Geiste deutlich Signs of Life zu zuordnen war. Dennoch erfüllt der Song seinen Zweck und dient als angemessener Opener.
Cinematic Rock – Der Stoff aus dem die Hollywood-Trailer sind
Gefolgt von War, lässt sich das Ausmaß der Veränderung langsam erahnen. Der Song beginnt weit weniger energisch: Markos markante Stimme, nur begleitet von einem tragenden Gitarrenspiel, steht im Mittelpunkt. Sobald der Song im Refrain seinen ersten Höhepunkt erreicht, setzt ein Streichorchester ein und gibt den Blick auf den Bombast frei, den das relativ frische Cinematic-Rock-Genre ausmacht.
Zurückzuführen ist es, wie der Titel andeutet, auf das Kino und maßgeblich auf dessen treibende Trailer-Untermalungen – etwa das düstere Thema aus Requiem for a Dream (komponiert von Clint Mansell), das für den finalen Trailer von Herr der Ringe: Die zwei Türme neu aufgelegt und pompös orchestriert wurde. Bis heute hat der Trailer bleibenden Eindruck hinterlassen, obwohl der Song im Film selber nie zu hören war.
War, der Titelsong für Alan Wake, das neue Game der Max Payne-Macher
Trotz dieses zunächst überwältigenden Erfahrung, stellt sich gerade bei War bald der Verdacht ein, dass die bislang so präzisen und durchdachten Lyrics dem Sound nicht ganz standhalten können. Dennoch fiel die Entscheidung auf eben diesen Song, als es darum ging, dem neuen X-Box 360-Titel Alan Wake der Entwickler von Remedy einen Track beizusteuern.
Vermutlich ein Freundschaftsdienst, hatte der erste Song von Poets of the Fall, Late Goodbye, doch im Abspann von Remedys Max Payne 2 Platz gefunden – und die Band erst auf die Schirme von Fans auf der ganzen Welt gebracht. Man kann gespannt sein, ob sich War in das Spielgeschehen ebenso überzeugend einfügen wird.
Das nächste Mal fällt die Diskrepanz zwischen Sound und Text bei 15 Min Flame ins Gewicht, wo es „Excuse Me“ heißt, als der Song seinem Höhepunkt entgegen strebt. Es klingt einfach falsch, wie eine Entschuldigung dafür, dass dieser emotionalen Stelle keine Worte gerecht werden. Oder einfach nicht die richtigen gefunden wurden. Schade.
Reminiszenz an Signs of Life
Der passend mit Change betitelte Song, weiß hingegen erneut zu überzeugen, im fließenden Wechsel zwischen ruhigen und treibenden Passagen, garniert mit tiefgründigem Songtext. Given and Denied beruft sich dann wieder ganz auf akustische Vorzüge von Gitarren, Piano und Markos imposantem Stimmorgan. Zeitweise fühlt man sich wohlig erinnert an Stay oder 3 A.M.
Auf dieser Welle, wenig cinematisch, dafür umso einfühlsamer, schwimmt auch Rewind, der bisweilen sogar an den bislang auf keinem Album veröffentlichtem Song The Beautiful Ones erinnert, dabei aber gänzlich eigene Spuren im Gedächtnis seiner Hörer zu hinterlassen weiß.
Der freundlichste Song des Albums, You’re Still Here, beginnt mit den traurigen Klängen eines Late Goodbye, nur um sofort ins Gegenteil zu kippen. Er stützt sich noch viel mehr auf Markos zerbrechliche Stimme, als die vorangegangen Songs – jedoch erfüllt der Titel eher den Zweck eines Lückenbüßers, denn nämlich spätestens hier sehnt man sich zurück nach härteren Tönen, wie sie die ersten Titel präsentiert haben.
Back to the roots – Twilight Theater ist eine Art Best of von Poets of the Fall
Dieser Wunsch geht umgehend in Erfüllung, denn Dying to Live legt wieder eine gute Schippe zu. Der elektronisch geprägte Song treibt erneut zu ungeahnten Höhen an und geht ins Blut. Zur Überraschung zeichnet jetzt sich ein Muster ab, das sich vermutlich in erster Linie Fans der ersten Stunde offenbart. Twilight Theater ist wie ein Rundumschlag durch die gesamte Bandgeschichte, von 2005 bis heute.
Eine Art Best of der Sounds aus drei vorangegangenen Alben, verpackt in neuen Songs und garniert mit frischen Einflüssen. Da fällt es auch nicht weiter ins Gewicht, dass der vorletzte Titel Smoke and Mirrors eher wieder Durchschnittskost ist, denn der Abschluss gestaltet sich mit Heal My Wounds versöhnlich und lädt dazu ein, direkt wieder auf Play zu drücken und erneut bei Track Eins zu starten.
Abschließend lässt sich sagen, dass Twilight Theater eine Erfahrung wert ist, aber auch ein zwiespältiges Gefühl hinterlässt. Für Fans und solche die es werden wollen, ist diese Vereinigung aus allen bisherigen Alben ein reizvoller, frischer Wind. Aber obwohl die Poets of the Fall in Finnland längst ein großer Act sind, reicht es in Deutschland leider weiter nicht für mehr als Vorband-Dienst für eher Mainstream orientierte Kollegen wie Sunrise Avenue. Daran wird vermutlich auch das aktuelle Album nichts ändern. Dennoch, Chapeau für das Festhalten an dem Obama-Motto: Time for a change – ein Slogan, der gerade in der Musikindustrie mit nicht unerheblichem Risiko verbunden ist.
Twilight Theater ist seit dem 17. März 2010 in finnischen Plattenläden erhältlich....
Quelle: Domenik Krug
Poets of the Fall - Twilight Theater 2010
01. Dreaming Wide Awake (4:24)
02. War (5:05)
03. Change (4:45)
04. 15 Min Flame (5:01)
05. Given and Denied (4:17)
06. Rewind (4:22)
07. Dying to Live (3:47)
08. You're Still Here (3:27)
09. Smoke and Mirrors (5:18)
10. Heal My Wounds (5:56)
Genre: Indie, Rock, Punk
Country:Finnland
Jahr: 2010
Qualität 320kb/sec
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