Ich hoffe Ihr habt Spaß daran - trotz der kleinen Promo-Störer.
An das erste Mal erinnert sich Peter Hein, als wäre es gestern gewesen. Dabei liegt die erste Show der Band Fehlfarben – es war in Mannheim – genau 30 Jahre zurück. In der Rückschau verdichtet sich das Konzert auf die Geschichte einer wundersamen Krankenheilung: „Ich hatte knapp 40 Fieber und Erkältung“, erzählt Hein. „Aus dem Büro direkt zum Bahnhof, im Zug eine Schachtel Aspirin eingepfiffen, mit Weißwein das Fieber noch beschleunigt. Am Ende des Gigs war ich topfit.“
Doch Peter Hein und Keyboarder Kurt „Pyrolator“ Dahlke wollen an diesem Wintermorgen nicht in Geschichten von damals schwelgen. Im „Ohme Jupp“, einer gutbürgerlichen Gaststätte in der Düsseldorfer Altstadt, geben sie Interviews zum neuen Fehlfarben-Album „Glücksmaschinen“ und Hein führt sich bereits zur Mittagsstunde den ortsüblichen obergärigen Treibstoff zu. Der „Ratinger Hof“, der als Punkschuppen ebenso wie die Fehlfarben Musikgeschichte geschrieben hat, befindet sich schräg gegenüber, „aber das ist jetzt nichts Lustiges mehr“, sagt Hein.
Die vorletzte Fehlfarben-CD „Handbuch für die Welt“ war untergegangen, weil 2007 zeit gleich zur Veröffentlichung ihr damaliges Label V2 in den letzten Zügen lag. Die neue CD erscheint nun bei Tapete Records in Hamburg. „Wir leben, wir sind Glücksmaschinen“, heißt es im Refrain des Titelsongs, „wir sind noch lang' nicht ausgeschieden.“ Dieses Statement wird unterstützt durch einen entschlackten, drängenden Sound, aus dem Michael Kemners markanter New-Order-Bass heraus sticht.
Mit Moses Schneider, der unter anderem die Beatsteaks und Kante betreut, haben Fehlfarben seit langem mal wieder mit einem Produzenten gearbeitet und gemeinsam die Spielregeln im Studio festgelegt: Keine Chöre, keine Overdubs, keine zweite Gitarre. „Diesmal machten wir es, wie die Beatles und die Stones es auch gemacht haben“, sagt Dahlke. „Wir spielten die Stücke im Studio so lange, bis sie funktionierten.“
Wenn gar nichts funktioniert, hilft manchmal der Zufall. „Respekt“, das letzte Stück auf dem Album, kam in einer stundenlangen Session nicht recht voran, weil Hein außer drei Refrainzeilen nichts einfiel. In dieser angespannten Situation machte Moses Schneider den Fehler, dem Sänger „in den Kopfhörer reinzuquasseln.“ Ein spontaner Wutausbruch veredelt nun den fertigen Song. Die Szene erzählt viel über Peter Heins Arbeitsweise: Seine Texte „entstehen erst zu dem, was ich im Studio höre, ohne vorformulierte Idee. Die paar Male, wo es anders war, sind auch zu Recht verschollen.“
Die Angriffslust des Rheinländers
So hat Hein, in dessen angriffslustiger Stimme manchmal ein rheinischer Unterton mitschwingt, diesmal prägnante Zeilen zur Gemütslage in der Krise („Wir haben Angst, aber leider keine Zeit dafür“) geschrieben. Auch macht er sich über soziale Netzwerke wie Facebook lustig: „Man wusste doch nie, ob man wirklich Freunde hat. Der Freundezähler hat's an den Tag gebracht“. Insgesamt ist „Glücksmaschinen“ nicht nur ein hellsichtiges und kraftvolles, sondern auch ein ungewöhnlich kurzes Album geworden: acht Songs, 34 Minuten. „Mir gehen diese moderne Sachen mit 60, 70 Minuten Spieldauer auf den Senkel“, sagt Peter Hein. „Nach einer Dreiviertelstunde reicht es.“
Während Hein eine Leck-Mich-Haltung gegenüber dem kultiviert, was der gesellschaftliche Mainstream als „Fortschritt“ behauptet, ist der Pyrolator sein Gegenpol in der Band. Kurt Dahlke lebt zum Teil in Brooklyn, arbeitet dort in einer zweiten Band (Burkina Electric) und ist nach eigenem Bekunden „ein Typ, der viele neue Platten anschleppt.“ Die Sachen, die er Hein im Auto vorspielt, stoßen aber nur selten auf Gegenliebe. Die typische Reaktion des Sängers geht etwa so: „Interessiert mich nicht. Die klingen ja wie The Clash, in einem Jahr sind die vergessen.“
Peter Hein äußert sich in Inter views ungern über Songtexte, er verrät aber immerhin, dass der aller Illusionen beraubte Arbeitnehmer in „Aufgeraucht“ keine Ich-Geschichte ist. Wenngleich Hein seine eigene Vita als abhängig Beschäftigter mit sich herumschleppt: Bei Xerox war er als Azubi „in ein prosperierendes Weltunternehmen eingestiegen. Ich bin ja den kompletten kaufmännischen Weg gegangen, von der Ausbildung bis ins Sachbearbeitertum.“ Die Doppelbelastung Büro und Bühne ist mittlerweile Geschichte, weil es Hein 2003 bei einer Kündigungswelle doch noch erwischte. Sein Weltbild hat sich dadurch nur gefestigt: „Ich bin ja zufrieden, wenn es immer nur schlimmer wird und nicht katastrophal.“
Text beim Kölner STA geklaut.
Glücksmaschinen
Title
01 Glücksmaschinen
02 Stadt der 1000 Tränen
03 Neues Leben
04 Augfgeraucht
05 Im Sommer
06 Vielleicht Leute 5
07 Wir warten (Ihr habt die Uhr, wir die Zeit)
08 Respekt?
Genre: Alternative
Bitrate: 158 kBit/s (VBR)
Year: 2010
4 Kommentare:
tausend dank.
die song & fehlfarben haben mich nicht enttäuscht.
diese songs muss man original haben!
die qualität entspricht in etwa einer 56-kbit-mp3
56 kbit ist zu optimistisch die quali ist zu schlecht als das ein download lohnt
hey! sorry, wenn meine ohren schon was älter sind, ich höre jedoch nur die promo-quietscher einmal pro lied, die sich anhören, wie damals bei den ganz schlechten rips. ansonsten hab ich mit der quali kein problem.
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