Über so manche erste Gehversuche sollte man einfach besser den berühmten Mantel des Schweigens legen. So z.B. auch bei Joachim Witt, als er in den 70er Jahren unter dem Pseudonym Julian herumgeisterte: Sowohl der Song “Ich bin ein Mann“, als auch “Ich weiß, ich komm zurück“ versanken schnell in der Belanglosigkeit.
Dies änderte sich jedoch alsbald durch sein aktives Mitwirken bei der Rockband Duesenberg, aus der Joachim Witt dann Anfang der 80er Jahre als reiner Solokünstler hervorging. Hierbei schlug gleich sein Debütalbum “Silberblick“ ein wie eine Bombe, als im Jahre 1981 “Der goldene Reiter“ als erfolgreiche Radio-Single ausgekoppelt wurde. Seither gilt Joachim Witt als einer der Mitbegründer der Neuen Deutschen Welle und sahnte zugleich zahlreiche Musikpreise ab.
Doch dann verließen sie ihn… Als es gegen Ende der 80er Jahre endgültig vorbei war mit der NDW, versank auch Joachim Witt ins tiefe Bodenlose und seine Alben blieben wie Blei in den Regalen liegen.
Doch dann kam jenes schicksalsträchtige Jahr 1998. Das Jahr, in dem Joachim Witt mit “Bayreuth“ nochmals zu einem allumfassenden Rundumschlag ausholte, der sich insbesondere in der neuen (Gitarren-)Härte seiner Musik niederschlug. Als Vorreiter schickte man seinerzeit den düsteren und endzeitlichen Titel “Die Flut“ ins Chartrennen - ein Duett, von Joachim Witt zusammen mit dem Wolfsheim Sänger Peter Heppner.
Der Rest ist Geschichte… “Die Flut“ war eine der erfolgreichsten Singles des Jahres 1998 und auch das Gesamtwerk “Bayreuth“ thronte zu Recht lange Zeit an der vorderen Spitze der Musikcharts. Im letzten Jahr folgte dann mit “Bayreuth 3“ der Abschluss der sozialkritischen und wertkonformen Reihe. Dazwischen erschienen (nicht minder erfolgreich) die beiden CD-Produktionen “Eisenherz“ (2002) und “Pop“ (2004).
Womit wir nun endgültig in der heutigen Gegenwart angekommen wären:
“Auf Ewig - Meisterwerke“ widmet sich dem Joachim Witt der Neuzeit. Was bedeutet, dass sich die Retrospektive des gebürtigen Hamburgers auf die Alben “Eisenherz“, “Pop“ und “Bayreuth 1 - 3“ beschränken. Ausnahmen bilden hier lediglich die beiden frühzeitlichen Klassiker “Der goldene Reiter“ und “Herbergsvater (Tri Tra Trullala)“, die komplett neu arrangiert und eingespielt wurden. Entsprechend deftig und druckvoll ertönen nun diese Kollaborationen aus Neuer Deutscher Härte und saftigem Elektro-Rock.
Aber auch “Leben im Staub“ unterzog Joachim Witt einem zeitgeistlich noch moderneren Anstrich, indem er extra einen deutlich gehaltvolleren „G8 - Mix“ für eben jenen Titel anfertigte. Diese Chance auf ein zusätzliches politisches Statement wollte sich das jahrelange ATTAC - Mitglied einfach nicht nehmen lassen!
Parallel zu zeitgenössischen Hit-Singles wie “Und ich lauf“, “Bataillon d´Amour“ und “Das geht tief“ gibt es aber mit “Weh-Oh-Weh“ und “Unsere Welt“ auch zwei ganz neue Kompositionen aus dem Hause Witt zu hören. Ebenfalls mit einer gelungenen Mischung aus Härte, Poesie und politischem Understatement versehen, vollzieht der Norddeutsche einen vorbildlichen Spagat aus Tiefgang, Anspruch und Unterhaltung.
Fazit: Somit bleibt Joachim Witt auch im Jahre 2007 nach wie vor direkt am Puls der Zeit. Und scheut sich auch nicht davor, heiße Eisen wie die wirtschaftliche Globalisierung oder das emotional abgestumpfte Gesellschaftsleben anzupacken.
Witt fordert wie auch schon vor über 25 Jahren seine Zuhörer zum Mitdenken auf. Er setzt auf engagierte Courage und weicht auch nicht davor zurück, richtig unbequem zu werden… Schade nur, dass immer erst so ein „alter Haudegen“ (Joachim Witt wurde am 22.02.1949 geboren) kommen muss, um die notwendige Fahne des sozialen Protestes hochzuhalten.
the-pit.de
Auf Ewig
Genre: Alternative
Bitrate: 215 kBit/s (VBR)
Year: 2007
Blue Angel
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Under Anything Goes I will be sharing anything I think worthwhile that does
not fall under one of the other categories. Examples are book covers, song
...
vor 1 Stunde
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