Am Sepia-Album, dem neuen Projekt der Schindler-Geschwister (Mantus, Black Heaven) scheiden sich scheinbar die Geister. Ich mag es. Nein - finde es sogar richtig gut und das nicht nur weil hier wieder einmal Kölner am Werk sind.
Nachfolgende Rezension finde ich gut gelungen, auch wenn ich nun doch seit vielen Jahren kein Gruftie (ja so nannten wir uns damals in der zweiten Generation und so alt bin ich) mehr bin.
SEPIA, das ist anno 2007 die etwas andere Gothic Metal-Band. Wo die Mehrzahl der Szenevertreter auf orchestralen Bombast und Sopran-Stimmen setzt, da kontern SEPIA mit Nu Metal-Einflüssen, Versatzstücken aus Electro oder gar Industrial und selbst Alternative-Auswüchse sind zu vernehmen. Hier sind unüberhörbar musikalische Kinder der Neunziger am Werk.
Dieser ungewöhnliche Sound lebt von seinen Kontrasten, wenngleich man SEPIA nicht gerade das Attribut unberechenbar verleihen kann. Im Gegenteil, das Grundkonzept eines SEPIA-Songs hat man relativ schnell durchschaut. Mörderisch bratende Gitarren und ein dämonischer Groove in den Instrumental-Passagen, setzt jedoch Tinas Gesang ein, nimmt sich die Band zurück und schafft Raum für Melancholie und - natürlich - Tristesse.
Ausnahmen bilden die ruhiger gehaltenen Stücke Melancholie und Was bleibt, die zwar keinen Stilbruch darstellen, aber doch eine konservativere Seite der Band in den Vordergrund stellen.
Relativ schnell erreiche ich jedoch einen Punkt, an dem ich mich außerstande sehe die Objektivität weiter zu wahren.
"Goodbye tristesse" ist ein Album, dass mich emotional tief berührt, und es tut mir nicht wirklich gut. Atmosphärisch aber noch mehr hinsichtlich der Texte reißt das Werk bei mir Schutzmauern ein, die derzeit besser bestehen bleiben würden.
Es schmerzt, dieses Album zu hören und wie in einem Spiegel das eigene seelische Befinden reflektiert zu bekommen. Die allumfassende Finsternis, die unterschwellige Verzweiflung und die Hoffnungslosigkeit, die einem den letzten Funken Glauben an einen Sonnenaufgang am nächsten Morgen raubt…
Ich habe den Drang dieses Album weit von mir zu weisen, um mich selbst zu schützen und dann erliege ich doch immer wieder seiner unwiderstehlichen Anziehungskraft, tauche ein und ertrinke in diesen pechschwarzen Ozean unangenehmer Stimmungen und Gefühle. Hier wird die Grenze der noch gesunden 'Lust am Leiden' weit überschritten.
Verzweifelte Hilfeschreie verhallen ungehört und in Himmel manifestiert sich die Hymne verwundeter Seelen 'Ich brauche den Himmel in meinen Gedanken, ich brauche die Sonne am Ende der Nacht… Schenke mir einen besonderen Tag.'
SEPIA haben mir subjektiv mit "Goodbye tristesse" ein besonderes Album geschenkt. Ein Album, das ich, selbst wenn es sich überhaupt nicht gut anfühlt, für den Rest meines Lebens nicht mehr los werde. Ein akustisches Abbild meiner Empfindungen im Herbst 2007.
Martin Schneider auf home-of-rock.de
Goodbye Tristesse
Title
01 Ich Lebe
02 Keine Worte
03 Kalt
04 Moloch
05 Himmel
06 Goodbye Tristesse
07 Königin
08 Paradies
09 Melancholie
10 Allein
11 Kein Morgen
12 Was Bleibt
Genre: Gothic Rock
Bitrate: 204 kBit/s (VBR)
Year: 2007
Mein persönlicher Anspieltipp ist >>Allein<<
Der Blick nach vorne, mit jedem Schritt weiter zurück
Die Welt erblindet an jedem Tag ein kleines Stück
Sie wollen mir sagen dass doch alles funktioniert
Bin ich der Feind weil es in mir rebelliert?
An jeder Ecke seh ich Falschheit und Verrat
Ein Mensch der redet und doch niemals hinterfragt
Ein Teil des Ganzen der nicht versteht dass es auch
Anders geht...
Ich schlag die Welt in tausend Scherben
Denn so wie sie will ich nicht sein
Und so wie sie will ich nicht werden
Und ohne dich bin ich allein
Ohne dich bin ich allein
Sie kontrollieren um stets die Richtung zu bestimmen
Um unbemerkt in fremde Gedanken einzudringen
So arm an Geist scheint doch das Bewusstsein dieser Zeit
Ich bin gefangen zwischen Traum und Wirklichkeit
Ich schlag die Welt in tausend Scherben
Denn so wie sie will ich nicht sein
Und so wie sie will ich nicht werden
Und ohne dich bin ich allein
Ohne dich bin ich allein
In einer Welt aus Egoisten, Moralisten, Chauvinisten
In einer Welt aus Egoisten, Kapitalisten und Rassisten
Bin ich allein
Bather at Deauville by Kees van Dongen
-
Cornelis Theodorus Maria "Kees" van Dongen (26 January 1877 – 28 May 1968)
was a Dutch-French painter who was one of the leading Fauves ("Wild men" =
th...
vor 4 Stunden
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