Das Berliner Trio macht hintergründige vielschichtige Musik, weitab aller Trends. Man könnte es auch ganz einfach melodischen Gitarren-Rock mit anspruchsvollen deutschen Texten nennen. Diese sind oft doppeldeutig, metaphorisch, zum Mitdenken anregend. Sehr sympathische, entspannte Herren, die drei Berliner Jungs, die nach eigener Aussage lieber für ein kleines Clubpublikum spielen, als auf Festivals. Mittlerweile ist man schon bei Album Nummer Vier angelangt, das sie im Januar 2008 unter das Volk bringen.
„Grande Finesse“ heisst es und bedeutet eine musikalische Horizonterweiterung, denn zu den drei nach wie vor unkonventionell bedienten Standardinstrumenten des Trios kommt nun eine Fraktion von Streichern, Bläsern und Keyboards hinzu. Das verleiht den neuen Delbo- sücken eine Klangvielfalt und –Vielschichtigkeit, die sich richtig gut anhört!
Delbo sind:
Daniel - Gesang und Bass
Tobias – Gitarre
Florian - Schlagzeug
Den 'Havarien' folgt die 'Grande Finesse' - der Aggregatszustand der Berliner Popgruppe Delbo hat sich offenbar verändert. Doch wer übertriebene Klarheit erwartet, wird enttäuscht. Nach wie vor sind die Herren um Daniel Spindler und Tobias Siebert am Schichten, am Rangieren, am Zurechtrücken. Nach wie vor organisieren sie ihre Songs um Strukturen herum, die der Einfältigkeit zeitgemäßen Pops mit den Mitteln des Postrocks begegnen, aber eben nicht nur diffuse tonale und atonale Stimmungen vermitteln.
In 'Grande Finesse' steckt schon etwas drinnen. Etwas, das mit Zuneigung, mit menschlichen Beziehungen im Allgemeinen zu tun hat. Dass die Texte keine Geschichten im herkömmlichen Sinne erzählen, sondern eher kurze Momentaufnahmen, Blicke aus dem Fenster, zu sein scheinen, passt zur Musik. Da spielen Bass und Gitarre zum Beispiel in 'Hermelin' einen klug inszenierten Klangteppich, dessen Eindringlichkeit, dessen verblüffende Dynamik einen guten Untergrund für kluge Poesie gibt. Die hört irgendwann einfach auf, macht Platz für eine Pause, für so eine Art Crescendo, das in einer weichen, fast klassischen Klanglandschaft mitsamt Querflötensolo und Streichersatz gipfelt. 'Umschlungen, verwoben, verwunden' sind die Worte, mit denen der Text endet.
Unmittelbarer wird's selten. 'Wir verpassen uns in immer anderen Städten' in 'Belvedere' ist schon die prägnanteste Information, die Delbo geben. Trotzdem vermittelt 'Grande Finesse' etwas, das leichter, sonniger ist als der Tenor von 'Havarien'. Das mag an der Optik des Produkts liegen. Wo zuletzt ein fast böses Grau wenig freundlich Richtung Betrachter fremdelte, regieren nun Farbe und Form, entwickelt in der traditionell geschmackssicheren Human-Empire-Zentrale. 'Grande Finesse' - beim Googeln stößt man übrigens auf gleichnamige Essigkreationen und das wunderbare und unbedingt zu merkende Wort 'Siegercocktail' - schwirrt eigentümlich. Da fehlt wirklich gar nichts, da bleiben alle und gleichzeitig gar keine Fragen offen, was nur wenigen Bands gelingt. Ganz, ganz großartige Platte.
Grande Finesse
Title
01 Piamo
02 Apricot
03 Moto
04 Hermelin
05 Yeti
06 Belvedere
07 In Zierden
08 Souvenir
09 Polo
Genre: Alternative
Bitrate: 128 kBit/s
Year: 2008
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen