Lupo vom Quadrantenblog hat vorgestern die neue Hamsters in seinen Blog gestellt. Nun will ich ihm seinen Verdienst nicht rauben und lade Euch daher ein, seinen Blog zu besuchen, wenn Ihr in das wieder einmal gelungene neue Album reinhören wollt.
Zeit ist auch wieder so ein Pflaster. Jedem sieht man es an jeder Geheimratsecke, jeder Furche und jedem Grübchen an, dass seine Geschichte so langsam auserzählt ist. Nur mit Boxhamsters-Platten ist das irgendwie anders. Die kommen zwar mittlerweile auch nicht mehr flotter als die meisten Regierungswechsel. Aber wenn sie da sind, sind sie gereift wie eine Pulle Wein. Und sie klingen altersweise, ohne sich wie die Eltern anzuhören, die man nie haben wollte. Ein kleines Wunder, weil die Boxhamsters eigentlich mittlerweile selbst zu alt für den Scheiß sein müssten: Die 80er haben sie überlebt, die 90er durchgemacht, die 00er mitgenommen und sind trotzdem noch am Leben - man müsste sie als die neuen Duracell-Männchen engagieren. Dabei könnten sie doch endlich mal was Richtiges machen: mit der Stretchlimo durch Gießen tingeln, sich am Legenden-Status berauschen und sich an Büchern über die alte Zeit dumm und dämlich verdienen. Doch wenn der letzte Akkord von "Brut imperial" verklungen ist, ist man dann doch ganz froh, dass die Boxhamsters diese Platte noch mal gemacht haben.
Bilder aus drei Jahrzehnten Leben klebt die Band hier in ein Album, das vier Musiker und zwei Kästen Bier so nahe bringt, als würden sie gerade live im Wohnzimmer spielen. Oder im Juze nebenan, klar. Eine echte Co-Produktion also, wie immer. Wie alle anderen Boxhamsters-Platten zuvor, ist auch "Brut imperial" mehr als bloß eine Sammlung von Songs, sondern auch ein Stück Chronik von vier Menschen, die ihre Geschichte(n) nicht in Tagebücher, sondern in Punkrock packen. Alleine deshalb schon hat sich "Brut imperial" verdient, gemacht zu werden. Die Welt von "Demut & Elite" von 2004 ist noch mal eine andere geworden, und Martin Coburger und der Rest der Boxhamsters sind als Menschen auch nicht stehen geblieben. Wenn dieser Coburger in "Lochfrass" die Schlagworte Hartz IV, Hoffenheim und Obama zu einem Statement verknüpft, ist das heute genau so bissig wie seinerzeit "Winnetou IV". Und wenn die Boxhamsters in "Der 3. Ton" nach all den Jahren mal über sich selbst reflektieren, dann natürlich ganz am Schluss von einem Alterswerk wie "Brut imperial": "Ein letzter Punkrocksong muss sein / Wir war'n lange genug dabei." Eine Band, ein Album, ein Überlebensmotto.
Zwischen diesen beiden Eckpfeilern Reflexion und Zeigefinger beschäftigt sich "Brut imperial" mit Zeug, das alte Säcke eben so beschäftigt. Die Erinnerung an die eigene Jugend etwa, die die Boxhamsters in "1982" in Bilder packen, die blumfeldeln, ohne dass man versucht ist, "Schlager!" zu schreien und "Skip" zu drücken - zur Nachahmung empfohlen. Und ihr Glück setzen sie in "Schluchtenflitzer" auf den Sattel einer Kreidler, stopfen Zickzack-Gitarren und Wipers-Bässe in den Gepäckträger, geben Gas und kommen dort an, wo sich vier Menschen finden, Jahrzehnte beerdigen und gemeinsam Lieder singen. Eine Platte wie zwanzig Jahre Freundschaft. Wen sie langweilt, den langweilt auch das Leben.
Ein Glücksfall zudem, dass "Brut imperial" so klingt, wie es klingt. So unaufgeregt, dass man es zwischendurch glatt auch Mutti vorspielen könnte. Und so selbstbewusst, dass Co "Flöz und Pökel" im Duett mit Eva Briegel von Juli schmettert, ohne sich irgendetwas dabei denken zu müssen. Möglich ist das vermutlich deshalb, weil schon vor dieser Platte klar war: Alles, was jetzt noch kommt, ist Bonus. Die Boxhamsters müssen ja eigentlich gar nicht mehr. Sie dürfen nur. Und wollten auf diesem "Brut imperial" eben auch noch mal. Sie haben ein paar Kumpels dazu eingeladen, die auf diesem Album auch mal ein Banjo mitsingen lassen. Sie haben Sitzkissen verteilt, Bier gesponsort und haben dann noch mal ein paar Songs aufgenommen, die sie aufgenommen haben wollten. Wenigstens einer geht aber noch. Oder?
Brut Imperial
Title
01 1982
02 Herzigel
03 Mogli
04 Schluchtenflitzer
05 Unendlich
06 Flöz und Pökel
07 Daumenkino
08 Lochfrass
09 Gottmodus
10 Der 3. Ton
11 1982 Instrumental
Genre: Punk
Bitrate: 245 kBit/s (VBR)
Year: 2009
2 Kommentare:
hi!
vielen dank für den up! *räusper* wie ist denn das passwort?
lg, zwb
guckst du im quadrantenblog, da steht im post:
Passwort: Quantenpunk
:-))
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