Die Tage um Neujahr stehen auf Kuba im Zeichen des runden
Revolutionsjubiläums. Vor genau 50 Jahren, in der Nacht zum 1. Januar
1959, hatte sich der von den USA ausgehaltene Diktator Fulgencio Batista
in Richtung Festland abgesetzt. Am Neujahrstag selbst feierten »die
Bärtigen«, wie die von Fidel Castro geführte Guerilla auch genannt
wurde, ihren Sieg -- und mit ihnen bereits damals Millionen Kubaner. 50
Jahre danach wird dieses Ereignis erneut gefeiert -- unter anderem mit
einem zentralen Festakt am 1. Januar in Santiago de Cuba.
Santiago, die zweitgrößte Stadt der Insel, war Schauplatz einiger der
wichtigsten Ereignisse der kubanischen Geschichte. Hier begann am 26.
Juli 1953 mit dem von Fidel Castro geleiteten Sturm auf die
Moncada-Kaserne der bewaffnete Kampf gegen die Batista-Diktatur. Hier
verkündete Fidel am 1. Januar 1959 den Sieg der Revolution. »Endlich
sind wir in Santiago! Der Weg war hart und lang, aber wir sind
angekommen!« waren seine ersten Worte, die er vom Balkon des Rathauses
von Santiago aus der versammelten Menge zurief. »Die Revolution beginnt
jetzt. Die Revolution wird keine einfache Aufgabe, sie wird hart und
voller Gefahren sein, vor allem in dieser Anfangsphase, und welcher Ort
wäre besser geeignet, um die Regierung der Republik zu etablieren, als
diese Festung der Revolution.« Deshalb sei Santiago de Cuba »die
provisorische Hauptstadt der Republik«, verkündete Fidel.
Derselbe Balkon wird nun, 50 Jahre danach, Schauplatz der offiziellen
Festveranstaltung zum Jahrestag sein. Wie die kubanische
Gewerkschaftszeitung Trabajadores berichtet, werden zu diesem Festakt
3000 Gäste erwartet, die die verschiedenen Teile der Bevölkerung
repräsentieren sollen. Zunächst sollen Vertreter der
Pionierorganisation, der Jugend, der Arbeiter und der Revolutionären
Streitkräfte zu den Versammelten sprechen, bevor die »zentralen Reden«
beginnen. Weder Trabajadores noch andere kubanische Medien informierten
bislang jedoch darüber, wer die zentralen Redner sein werden. Klar ist,
daß die -- vor allem infolge der schweren Hurrikan-Katastrophen des
Sommers -- angespannte wirtschaftliche Lage die Staatsführung veranlaßt
hat, auch mit den Geldern zur Finanzierung der Jubiläumsfestivitäten
sparsam umzugehen.
Trotzdem: »Ein halbes Jahrhundert Errungenschaften sind ein Grund mehr
zum Feiern«, schreibt die Gewerkschaftszeitung mit Blick auf mehr als
ein Dutzend Konzerte unter freiem Himmel, mit denen die Hauptstadt
Havanna das neue Jahr und den Jahrestag der Revolution begrüßen wird.
Bis zu 45000 Teilnehmer werden allein auf der Plaza Marianao erwartet.
Auf der »Antiimperialistischen Tribüne José Martí« gegenüber der
US-Interessenvertretung am Ende des Malecón wird die populäre Salsa-Band
»Los Van Van« aufspielen.
Auch in zahlreichen anderen Ländern wird mit Feiern, Ausstellungen und
offiziellen Zeremonien der Jahrestag des Sieges gewürdigt. Venezuelas
Präsident Hugo Chávez kündigte bei einer Veranstaltung am vergangenen
Wochenende an, daß er seine offiziellen Aktivitäten im Jahr 2009 mit
einer Zeremonie zu Ehren der kubanischen Revolution beginnen werde. Die
Abgeordneten der russischen Duma beschlossen eine Erklärung, in der sie
die sozialen Errungenschaften hervorheben, die Kuba trotz der
jahrzehntelangen Blockade erreichen konnte. Es sei erfreulich, daß im
abgelaufenen Jahr die »traditionelle Freundschaft beider Länder« wieder
gestärkt werden konnte. In Managua sagte Tomás Borges, der letzte noch
lebende Mitbegründer der Sandinistischen Befreiungsfront FSLN, daß alle
politischen Veränderungen in Lateinamerika ihren Ursprung in der
Kubanischen Revolution gehabt hätten. »Der venezolanische Präsident Hugo
Chávez ist möglich durch Bolívar und Fidel. In Nicaragua wäre die FSLN
nicht erklärbar ohne Sandino, aber (ihr wichtigster Gründer) Carlos
Fonseca war nur möglich durch Sandino und Fidel«, betonte der frühere
nicaraguanische Minister.
Unterdessen wachsen die Spekulationen über eine Änderung der
US-amerikanischen Blockadepolitik gegen Kuba. Einer Meldung der Agentur
Reuters zufolge soll der künftige US-Präsident Barack Obama bereit sein,
die Blockade gegen die Insel an einigen Punkten zu lockern. Im Wahlkampf
hatte sich Obama noch für eine Beibehaltung der Sanktionen
ausgesprochen, während der kubanische Präsident wiederholt seine
Bereitschaft zu einem bilateralen Treffen betonte.
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