Zwar haben wir immer noch nicht ihr neues Album "Machinette" gehört, aber haben in der aktuellen Ausgabe der jungen welt die Möglichkeit Bernadettes Eindrücke vom Halbfinale zu lesen.
Heute gewinnt die Freundschaft, denn Fußball ist ein toller Integrationsminister. Die Sprecherin von »Hamburg Wasser« verspricht, es wird in der Halbzeit, wenn alle gleichzeitig aufs Klo rennen, keinen Wasserdruckabfall geben. Kann mein Chef mich feuern, wenn ich am Tag nach dem Spiel zu spät oder betrunken zur Arbeit komme? Angela Merkel überreicht Helmut Schmidt den Bild-Zeitungs-»Osgar«, und alle sind gerührt. Er sagt, Deutschland solle nicht in Schwarz-schwarz gemalt werden, deshalb schmeißt sich Julia heute in schwarz-rot-geile Schale.
Ich gehe heute zu meinem ersten Public viewing direkt in die VIP-Lounge der Berliner Arena und sitze direkt vor dem deutschen Außenminister Steinmeier, der umringt von türkischen Fußball-Experten den Kreuzberger Multi-Kulti-Minister raushängen läßt. Leider sind hier mehr deutsche Fans als türkische, ich selbst bin nach ein paar Minuten Türkei-Fan, sie spielen so mutig und mitreißend, obwohl sie auf so viele Spieler verzichten müssen, das verdient gleich mehrere Tore. In der 22. Minute schießt Ugur Boral das 1:0; Lehmann sieht unglücklich aus, als ihm der Ball zwischen den Fingern durchflutscht. Die deutsche Defensive macht Sorgen. Dafür sind die Türken umso angriffslustiger.
Den einzigen guten Moment der DFBler in der ersten Halbzeit, die sich fast ausschließlich vor dem deutschen Tor abspielt, kann Schweini dann glücklicherweise in den Ausgleich verwandeln. Steini springt vor Freude in die Höhe, der türkische Schleimer neben ihm wedelt mit dem deutschen Fähnchen, und die freudige Umarmung wird schnell von den Fotografen geblitzt. Auch in der zweiten Halbzeit sind die Türken flink wie Wiesel, das 2:1 durch Kloses coolen Kopfball treibt sie eher voran, so daß vier Minuten vor Schluß Semih Sentürks Ausgleichstreffer Lehmann noch mal blöd aussehen läßt. Yieehah! Das wird ein spannendes Ende. Steini steht nicht auf, die Integration funktioniert nur einseitig.
Als dann in der 90. Minute Phillipp Lahm die Deutschen ins Finale schießt, bin ich ganz traurig, die Türken hätten es verdient, und Steini has already left the building.
Quelle: Bernadette La Hengst / jungewelt.de
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