Zwischenzeitliche Wiedervereinigung, Re-Releases und History-DVD. Die Mannen der vielleicht bedeutendsten Deutsch-Punk-Formation eierten noch bis weit nach offiziellem Verfallsdatum mit frischer Konservenkost durch die Player. Bis Slime dann endlich kapierten, dass man besser ganz den Deckel drauf macht, wenn es sonst nichts mehr zu sagen gibt.
"Deutschland muss sterben, damit wir leben können!" und "Wir woll'n keine Bullenschweine!" Vor vielen, vielen Jahren hatte das Quintett sehr wohl eine ungeschönte Message: Dagegen gilt's; gegen das verhasste System, gegen Faschisten, Staat, Militär und Polizeiterror. Passagen, die selbst nach so langer Zeit immer noch wohlige Gänsehautschauer hervorrufen. Die Texte zur Message mögen zugegeben nicht immer eben sonderlich eloquent gewesen sein. Wenngleich vieles gar nicht so platt daher kommt, wie es auf den ersten Blick den Anschein haben mag. Dem "Deutschland"-Refrain Pate stand etwa der Nazi-Spruch auf einem Hamburger Kriegerdenkmal "Deutschland muss leben, auch wenn wir sterben müssen".
Slime plus Rubbermaids gleich Rubberslime
Nun sind die Hamburger aber längst Musik-Geschichte. Und doch sind sie es freilich auch wieder nicht. Zum Benefizkonzert für den FC am Millerntor erscheint im Spätsommer 2003 die Single "Viva St. Pauli". Der "Himmel" von De Höhner heißt fortan "Song 1", fragt wann denn bloß der Kicker-Kult-Club wieder aufsteht. Eingespielt wurde das Wahnsinns-Cover von einer Band mit dem sonderbar vertrauten Namen Rubberslime. Also doch! Dirk (Gesang) und Elf (Gitarre), beide Ex-Slime, taten sich für dieses Projekt mit Minne (Gitarre) und Mike (Schlagzeug) von den mindestens genau so lange brachliegenden Rubbermaids zusammen.
Und es wurde bekanntlich mehr als nur ein Projekt: Mit ihrer gemeinsamen "First Attack" strafte man im Januar 2004 alle vorherigen Beschwörungen, dass es keine Reunion geben würde, zwar keiner Lügen, doch das Live-Album mit einigen wenigen Rubbermaids-Nummern und zahlreichen Slime-Gassenhauern spricht für sich. Nicht nur weil die Punk-Hymnen "Religion" oder "Störtebeker" etwas gediegener vorgetragen wurden als gewohnt, mussten sich Rubberslime allerdings ob der Notwendigkeit ihres Daseins stets Vorhaltungen machen lassen. Damit ist dank des Nachfolgers "Rock 'n' Roll Genossen" (Dröönland/Rough Trade) Schluss.
Erstklassiger Punk 'n' Roll ohne das Genre revolutionieren zu wollen
Mit gelegentlichen Ska-Kompromissen ("Ohne dich") und einem Zugeständnis an den absonderlichen Kinderchor-Trend ("Dagegen"), ansonsten durchweg sauber, musikalisch kompromisslos ("El Miedo Global", "Wenn der Teufel stirbt"), textlich gemäßigt kritisch ("Stupid White Men") und ohne das Genre geschweige die Musikwelt revolutionieren zu wollen, kloppen Rubberslime zwölf erstklassige Punk 'n' Roll-Nummern in die Saiten; stänkern auf dem "Rock 'n' Roll Plenum" gegen die selbsternannte Avantgarde der linken Theoretiker und vertonen das "Soldatenlied", ein Gedicht des Anarchisten Erich Mühsam, der 1934 von der SS ermordet wurde.
So weit, so neu. Denn es ist bei weitem nicht nur die markante Stimme von Sänger Dirk, welche nachhaltig dafür Sorge trägt, dass "Rock 'n' Roll Genossen" fast wie ein Slime-Spätwerk klingt. Schließlich ist man immer noch "dagegen, weil wir dagegen sind". Jawoll! Das ist doch endlich mal wieder eine klipp und klare Ansage.
Auf der Homepage von Rubberslime ist zu lesen, dass das neue Album fertig sei und 2008 erscheint - sind wir mal gespannt und erfreuen uns solange an dem Alten.
First Attack
Genre: Blues
Bitrate: 128 kBit/s
Year: 2003
Rock'n'Roll Genossen
Genre: Punk Rock
Bitrate: 160 kBit/s
Year: 2005
Blue Angel
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not fall under one of the other categories. Examples are book covers, song
...
vor 17 Stunden
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