Es ist ein beliebtes Vorurteil, dass van Dannen Vertreter einfachst arrangierten Liedermachertums sei. Akustikgitarre, schiefer Gesang, Produktion am Küchentisch, fertig. Dabei hätte man eine CD wie "Saharasand" sogar heftigst überproduzieren können, was aber netterweise vermieden wurde. Jeder Song klingt wie für eine Bandbesetzung komponiert, jedem Song würden Synthesizer gut zu Gesicht stehen, nur gibt es sie nicht. Manchmal hört man eine zweite Gitarre, manchmal einen Bass, dazu van Dannens Stimme, die aber tatsächlich eine Nichtstimme ist, das wenigstens. Sie erzählt pointenlose Kurzgeschichten, manchmal melancholisch, manchmal lustig, ohne das erhöhte Aggressionspotenzial des Vorgängers "Trotzdem danke". Überhaupt ist "Saharasand" in seiner unspektakulären Haltung angenehm durchhängerfrei - und sie hat schöne Sommerhängertexte wie diesen: "Wenn die Straße ein Fluss wäre und die Autos Schiffe, wären wir noch glücklicher und hätten keine Wünsche mehr./Wenn die Straße ein Fluss wäre und die Autos Schiffe und Berlin eine Insel und Brandenburg das Meer." (kulturnews.de)
Part 1:
Saharasand
Part 2:
Saharasand
Titelliste
01 Katzepissepistole
02 Saugefährlich klingen
03 Pflanzendisco
04 Jugendstil
05 29 Marienkäfer
06 Wenn die Strasse ein Fluss wäre
07 Aktienpaket
08 Instinkte
09 Saharasand
10 Magnolie
11 Simpsons-Plakat
12 Samenstau
13 Innehalten
14 Wandern
15 Auch nur ein Tier
16 Sternschnuppen
17 Würfelspiel
18 Sozialismus
19 Anmut und Askese
20 Wenn die Liebe sich nicht mehr lohnt
21 Zum Leben
Genre: Indie
Bitrate: 320 kBit/s
Year: 2009
for PW read FAQ
Samstag, Oktober 03, 2009
Der Sand der Sahara
...weiterlesen...
Donnerstag, August 30, 2007
Funny Van Dannen - Der Rest
Hier nun der schon lang versprochene und von vielen ebenso lang erwartete Rest des ehemaligen Lassie Singers und goßartigen Liedermachers. Funny Van Dannen schrieb und schreibt seine Songs bekanntlich nicht nur für sich, sondern auch für andere Größen wie Lindenberg, Die Toten Hosen, Rantanplan oder Die Schröders.
Jetzt wo die Disco fertig ist, bitte ich Euch zu posten, welches Lied Euch am meisten beeindruckt. Und ich bastel mal dazu eine Umfrage, in der ich die von Euch geposteten Lieder zur Abstimmung bringe.
Viel Spaß!
Clubsongs
...weiterlesen...
Mittwoch, August 22, 2007
Funny van Dannen - Teil 2
Hier jetzt der zweite Teil von Funny. Die Abstimmung läuft weiter, denn ich hätte noch
- Clubsongs
- Groooveman
- Info 3
- Melody Star
- Basics
Nebelmaschine
...weiterlesen...
Hörbuch: Funny van Dannen - Neues Von Gott
Vorneweg:
Dank Dir Buenaventura Durruti! Poste Dein Geschenk mal mit, damit es nicht untergeht! Wäre ja schade drum!
Neues von Gott
...weiterlesen...
Sonntag, August 19, 2007
Funny van Dannen
Mit Songs wie „Als Willy Brandt noch Bundeskanzler war“ machte Funny van Dannen den vom Aussterben bedrohten Beruf des Liedermachers im Deutschland der Neunziger wieder populär. Er wurden von Udo Lindenberg oder den Toten Hosen nachgespielt.
Jetzt veröffentlicht der Sänger und Buchautor, der 1958 als Franz-Josef Hagmanns im deutsch-niederländischen Grenzgebiet geboren wurde, seine zehnte CD. Die Stücke auf „Trotzdem Danke“ (JKP/Warner) handeln von Sandra Bullock, Hartz IV und Hunden mit dem Namen Gazprom.
WELT ONLINE: Dem Pressetext zu Ihrer neuen CD lässt sich entnehmen, dass Ihr zweitgeborener Sohn Dionysos bei der Aufnahme behilflich war. Heißt der wirklich so?
Funny van Dannen: Ja. Der Name rührt von Dion and the Belmonts her, „Why must I be a teenager in love“. Mein Sohn kommt gut mit dem Namen zurecht. Er hat sich im Keller ein kleines Studio eingerichtet für seinen HipHop, und da hat er mich jetzt aufgenommen. Normalerweise macht er für seinen älteren Bruder die Samples und die Beats. Der Große tritt auf damit.
WELT ONLINE: HipHop? Gibt es da keine musikalischen Generationenkonflikte in der Familie?
Funny: Gut, ich find an dem HipHop jetzt nicht groß was. Ich dachte ja, dass der schon vor zehn Jahren gegessen wäre. In der Einschätzung war ich wohl nicht so kompetent. Ich glaube, meine Musik mögen meine Söhne schon. Die sind ja damit aufgewachsen. Es gab zumindest nie den Punkt, an dem einer gesagt hätte: Alter, bleib uns von der Jacke mit dem Zeug.
WELT ONLINE: Haben Ihre Kinder Sie bei Ihren manchmal doch recht albernen Texten beeinflusst?
Funny: Denken viele. Aber das ist nicht so. Obwohl: Einmal habe ich von Dion den Spruch übernommen für einen Song, dass Jesus und Tarzan die gleichen Unterhosen haben. Eine sehr gute Beobachtung.
WELT ONLINE: Bei Ihren Konzerten trifft man hauptsächlich jüngere Leute. Finden Sie das seltsam?
Funny: Ist schon erstaunlich. Ich wundere mich selber. Allerdings, wenn man sich mal das aus dem Aspekt der Liedermacher-Geschichte anschaut – Leute aus meiner Generation sind da sehr vorbelastet. Sobald du mit einer Gitarre die Bühne betrittst und dir dazu eine Mundharmonika umhängst, bis du Bob Dylan. Und dann kommen noch Namen wie Degenhardt, Wader, Biermann – also Leute, mit denen ich im Grunde nix zu schaffen habe. Das blockiert die Wahrnehmung meiner Sachen. Man wird irgendwo in die Schublade gesteckt und ist dann der zweite Reinhard Mey oder so ein Blödsinn. Die jüngeren Leute sind da freier im Kopf. Die sehen das als frische Alternative zu diesem durchtechnisierten Pop, den sie normalerweise hören.
WELT ONLINE: Was hat Ihr Erfolg mit der viel beschworenen Ironie der Neunzigerjahre zu tun?
Funny: : Das Ironische ist auf jeden Fall da. Das hatte ich aber immer schon. Das hat nichts mit den Neunzigern oder mit der Comedywelle zu schaffen. Und was die Ironie angeht: Im Osten funktioniert die gar nicht. Die Leute, die im Osten groß geworden sind, haben für Ironie keine Antennen.
WELT ONLINE: Wirklich?
Funny: Das ist tatsächlich so. Das merkt man immer wieder. Die im Osten haben anscheinend eine andere Art zu denken entwickelt. Wahrscheinlich war für die, wenn die in der DDR oppositionell waren, das Ironische auch schon zu offensichtlich. So doof ist die Diktatur dann doch nicht. Deshalb müssen die ganz andere Dinge entwickelt haben, Code-Geschichten, ich habe mich damit noch nicht so eingehend befasst. Möchte ich eigentlich auch nicht.
WELT ONLINE: Wie wichtig ist es für Ihr Schaffen, dass Sie Rheinländer sind?
Funny: Das sieht man an meinem Anspruch, die Leute zu unterhalten, ruhig auch karnevalistisch. Da habe ich auch meine Wurzeln. Ich habe ja schon mit neun Jahren beim Kinderkarneval mitgemacht, mit Büttenreden oder Playback-Auftritten als Heino. Da musste ich vorher immer zum Küster zum Üben. Der hatte die künstlerische Leitung. War toll.
WELT ONLINE: Beim Küster haben sich gewisse Scherze wohl verboten?
Funny: Nö. Rheinischer Katholizismus. Da geht alles.
WELT ONLINE: Wie halten Sie es mit dem rheinischen Buddhismus, der Gelassenheit, alles mit dem gleichen Wohlgefallen zu betrachten?
Funny: Die Menschenfreundlichkeit, die der Rheinländer hat, dass er die anderen erst mal so sein lässt, wie sie sind – die spielt da auch schon so eine Rolle bei mir. Obwohl die bei mir auch ihre Grenzen hat (lacht).
WELT ONLINE: Das macht das Berliner Exil.
Funny: Ja, vielleicht. Mit dieser Distanz hier kann man niemals warm werden. Ich werde Berlin auch niemals als meine Heimat empfinden. Obwohl: Wenn man manchmal aus dem Rheinland zurückkommt, freut man sich. Endlich, diese Enge ist futsch. Aber die Schroffheit in der Kommunikation ist nicht so lustig. Beim Berliner hast du das Gefühl: Alles, was zum Gelderwerb notwendig ist, wird gemacht. Jeder Satz, der darüber hinausgeht, ist Luxus.
WELT ONLINE: Was hat Sie zur Liedermacherei gebracht?
Funny: Herbert Grönemeyer und Marius Müller-Westernhagen. Die fand ich Mitte der Achtziger derart ätzend, dass ich dachte: Da muss ich mir die Lieder selber machen.
WELT ONLINE: War das nicht extrem punkig, im Berlin der Achtzigerjahre als Liedermacher aufzutreten?
Funny: Ja, schon. Aber ich war nie Punk im eigentlichen Sinn. Ich bin 1978 nach Berlin gezogen, richtig angekommen bin ich 1980. Da war Punk schon wieder Geschichte.
WELT ONLINE: Parallel fing ja auch die Neue Deutsche Welle an...
Funny: Ja, Bands wie „Ideal“.
WELT ONLINE: Das war doch eigentlich das erste Mal, dass man nach dem Krieg auf Deutsch singen konnte und dabei cool wirkte.
Funny: Moment, man sollte nicht die Hildegard Knef vergessen! Ich finde, Knef-Songs ragen heraus. Für mich ist es immer noch das Beste, was es gibt. „Ideal“ und Rio Reiser waren auch nicht schlecht, auch die Liedermacher hatten gute Sachen, das will ich gar nicht bestreiten. Was bei mir noch hinzukommt, ist der Schlagereinfluss. Da gibt's punktuell ganz wunderbare Sachen. Adamo etwa. Oder Kurt Hertha, der leider unlängst verstorben ist: „Dich erkenne ich mit verbundenen Augen, ohne Licht und in der Dunkelheit“. Perlen deutscher Poesie, herrlich!
WELT ONLINE: Würde es Sie reizen, wie Kollege Peter Licht mal in Klagenfurt aufzutreten?
Funny: So was würde ich nie machen. Mit Jury-Geschichten habe ich nix am Hut. Ich lasse mir auch nicht gerne Preise verleihen. Da habe ich schon einiges abgesagt.
WELT ONLINE: Was halten Sie von dem Vorwurf, dass Ihre Stücke immer gleich klingen?
Funny: Meine Stimme ist, wie sie ist. Ich geh nicht über drei Oktaven. Aber ich finde, meine Stücke haben einen eigenen Charakter und unterscheiden sich sehr. Weshalb es auch nicht einfach ist, die im Konzert so hintereinander zu spielen. Die Leute fragen mich ja immer: Warum trittst du nicht öfter auf? Singst du die Liedchen mal... Von wegen Liedchen! Hildegard Knef meinte das auch mal: Wie anstrengend das ist, ständig die Welten zu wechseln. Mal Melancholie, im nächsten Moment musst du wieder was Albernes bringen. Das ist schon Arbeit.
WELT ONLINE: Die Texte auf der neuen CD prangern grassierenden Zynismus und miese Stimmung an. Ist Deutschland momentan wirklich so schlimm?
Funny: Stimmt, ich denke, das Gemeckere ist vorbei und auch die Zeit, sich über das Gemecker aufzuregen. Aber das kann sich schnell ändern. Den Aufschwung halte ich nicht für allzu stabil.
WELT ONLINE: Wie könnte man die Laune denn grundsätzlich verbessern?
Funny: Bescheidenheit finde ich immer ganz gut. Das ist ein Rezept für bessere Laune. Wenn man sich mal auf die grundlegenden Dinge des Lebens konzentriert. Ich sage das aus meiner persönlichen Erfahrung. Ich war als Kind oft krank. Ich hatte ständig Bronchitis. Wenn du keine Luft kriegst, weißt du es zu schätzen, wie es ist, frei atmen zu können. Ich ärgere mich, wenn ich ganz gesunde Leute sehe, die das nicht zu schätzen wissen. Die sich nicht über einen neuen Tag in Gesundheit freuen können, wenn die Sonne scheint.
Trotzdem Danke
...weiterlesen...
Samstag, Juli 28, 2007
Lassie Singers
Nicht vergessen: Männo!
Sie waren der griechische Chor in den Dramen der neunziger Jahre:
Von Richard Oehmann
Feuilleton Junge Welt 03.11.1998
Sie sahen nicht aus wie Twiggy, wollten nicht fremdbestimmt arbeiten und ihren Lippen entschlüpfte auch mal ein unbeherrschtes Wort. Die Lassie Singers waren nicht allein die Rettung für jene, die gerne im Auto Lieder grölen und außer Comedian Harmonists, Ideal und "Die Gedanken sind frei" kein vernünftiges deutsches Liedgut kannten, nicht allein Trost für alle zögerlichen Berufsanfänger in der Sinnkrise, für alle, denen Erwachsenwerden schwer fiel.
Diese Damen waren nichts weniger als der griechische Chor der neunziger Jahre. Heute erst, da ihre Jugendsünde "Wir sind dagegen, wir sind dafür" veröffentlicht ist, wird offenbar, wie präzise die Band die Beklemmungen und unheilvollen Ahnungen einer Generation zum Ausdruck brachte: Da nämlich sprachen sich die Sängerinnen bereits 1991 gegen die Scheidung von Mutter Beimer, gegen Cola light und Karaoke aus.
Nichts von dem konnte verhindert werden, und daran ist schon das ganze Drama zu erkennen. Der Chor selbst, der nur danebenstehen und an den Schaurigkeiten der Welt verzweifeln muß, wird zur tragischen Figur und geht schließlich an dem ganzen Jammer, den er zu besingen hat, zu Grunde. Die Band, die sich bereits aufgelöst hatte und schon in Vergessenheit geraten wollte, bedauert mittlerweile ihr schnödes, klammheimliches Verschwinden, nimmt daher nochmal die Strapazen einer Abschiedstournee auf sich und sagt ordentlich "Tschüss" zu den Anhängern.
Dabei soll noch einmal zum Ausdruck kommen, was die Band diesem Jahrzehnt beschert hat: neuen Mut zu Trallalala, Peinlichkeit und Melancholie. Und zwar genau in dieser Reihenfolge.
Almut Schummel und C.C. Hügelsheim alias Almut Klotz und Cristiane Rösinger haben die Gruppe mit dem doofen Namen einst zusammen mit Funny van Dannen im Kreuzberger Fischbüro gegründet. Weil sie keine Ausbildung hatten, nahmen sie eben diesen Scheiß auf sich, schleppten sich durch die Unbill des Musikgeschäfts, reisten von Club zu Club, warben für ihre Platten und wurden doch nicht reich.
Nun bestreiten Frau Klotz und Frau Rösinger konsequenterweise auch den Heimgang des hellsichtigsten Damenchors der entmauerten Republik. 15 Tage dauert die Abschiedsreise, da herrscht mindestens dreimal "Schnitzelalarm", wenn der Tourbus an der Raststätte Frankenhöhe vorbeikommt, in München wartet das "Hotel daheim" und in "sexy Hamburg" der Hans-Albers-Platz mit seinen Ski-Anzügen.
Es gibt Immenses zu erinnern. In einer Branche, wo Frauen entweder glamourös oder Groupie zu sein haben, krähten die Lassie Singers ein herzhaftes "Männo!" in die Runde, das man niemals vergessen kann.
Die erste Platte "Die Lassie Singers helfen Dir" markierte, auch wenn viele Texte von schiefgelaufenen Beziehungen kündeten, die neue Heiterkeit des jungen Jahrzehnts. Die simpel-großartigen Akkorde von Hermann Hermanns Gitarre und der mehrstimmige Gesang erzeugten die erbarmungslosesten Ohrwürmer seit Franz Beckenbauer. Hier wurde gereimt, zitiert und gealbert wie selten.
Viele Themen hatten schon so lange ihrer lyrischen Aufarbeitung geharrt, nun ging alles in einem Aufwasch: die Abrechnung mit dem Pärchentum in "Pärchenlüge" und "Alle netten Mädchen", der Zorn über eitle Männer in "Mein Freund hat mit mir Schluß gemacht" sowie die Klarstellung, woran Frauen wirklich täglich zu leiden haben in "Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs".
Politische Ereignisse werden dagegen auf der Bedeutungsstufe von Zahnschmerzen abgehandelt: "Zu allem Unglück stürzt auch noch die Mauer ein und mein Ex aus'm Osten will bei mir rein." Der Zitatenschatz ist sehr Sixties-orientiert, man merkt es an Namen wie Emma Peel, Wilma Feuerstein und Fury, aber auch Helge Schneider hinterläßt bereits Spuren im Textblatt.
Auf der zweiten Platte erst kommt die graue Eminenz der Neunziger, Mutter Drombusch, mit ihrem berühmten Satz "Sei Motor!" zur Geltung. Das Werk selbst, "Sei à gogo" aus dem Jahre '92, wird ein Meilenstein der neuen Ungezwungenheit, denn Frustriertsein ist wieder liedkompatibel. Die Schwermütigen aus der Vergangenheit, Bettina Wegener und Rainer-Werner Fassbinder, existieren nur noch als Phrase, der wahre Kummer kulminiert im biologischen Feldversuch im eigenen Zimmer ("Ist das wieder so 'ne Phase?").
"Mein zukünftiger Exfreund" nimmt Jeff Goldblums "my future exwife" aus "Jurassic Park" vorweg, und zudem dokumentiert die Platte das Aufkommen von Zitronenbieren sowie die Entdeckung der Schatzstadt Hamburg als angeblich besten Partyort des Landes.
1995 erfolgt der Versuch der Eleganz: die CD "Stadt, Land, Verbrechen". Der Klang ist edler, die Fotos sind gestellter und die Gitarre von F.J. Krüger verhilft zu ungewohnt schneidiger aber keineswegs notwendiger Rockigkeit.
"Der Mensch wird immer größer, fitnessiert sich immer mehr", doch die große Party scheint vorbei, "Sex ist kein Thema mehr", man bleibt zu Hause und betreibt Gesellschaftsspiele oder beobachtet den Nachbarn, der "Murmeln im Sack" hat. Es herrscht "stille Grundtrauer", Müdigkeit, Langeweile und Sehnsucht nach dem Landleben. Das Verb "verschlagen" findet Eingang in die Popgeschichte, und bei "Es ist so schade" triumphiert noch einmal die Akkordkombination C-a-F-G.
Ein Jahr später geht der Katzenjammer erst richtig los. Die männlichen Mitmenschen haben die Band verlassen, Klotz und Rösinger schreiben ihre Stücke öfter alleine, weshalb der Humor nurmehr ein Adjutantendasein führt. Die CD "Hotel Daheim" hört sich latent bedauerlich an: "Süßes Wühlen in Vergeblichkeit", "kein Geld" und Angst vor dem Alter. Liebe wird sowieso "oft überbewertet", und wenn man gelernt hat, sich "selbst Hotel zu sein", kriegt man auch diese düstere Phase rum.
Aber egal, in welche tristen Täler sich die Lassie Singers zwischendurch verlaufen haben, ihre Konzerte sorgten stets dafür, daß der abfällige Unterton beim Aussprechen des Wortes "nett" verschwunden ist. "Die sind soooooo nett", war das häufigste Fan-Fazit nach der Show. Man wollte diese Mädels sofort für zden Freundeskreis annektieren, mit ihnen Stadt-Land-Verbrechen spielen oder "Danke für diesen guten Morgen" singen.
Die Lassies sorgten als große Schwestern von Tocotronic dafür, daß schon vor deren "Wir sind hier nicht in Seattle, Dirk" die Welt bereit war für die gute Idee, unzickige deutsche Popmusik zu hören.
Nun, am Ende der holprigen Karriere, sind die Lassie Singers bei Nostalgie und Misanthropie angelangt. Zwei CDs auf dem soeben von Klotz und Rösinger gegründeten Label "Flittchenrecords" maulen noch mal nach.
"The best of" ist die Geschenkidee für alle armen Schweine, die wieder nichts mitgekriegt haben, und "The Rest of" bietet LS-Hardcore, Jugendsünden, erste verschrobene Aufnahmen einschließlich quietschendem Wellensittich und zwei Spätwerke.
Einst hatten die Lassie Singers in ihrem gesungenen Credo angekündigt, daß sie bald in allen Bars zu hören und echte Stars sein werden. "Und dann werdet ihr euch wundern!" hieß es. Gewundert haben wir uns nicht, aber sehr gefreut, und das ist ja wohl viel, viel bessser, oder?
Stadt Land Verbrechen
Title:
01 Kindchenschema
02 Entrez La Nature
03 Ampelmann
04 Du Laesst Dich Gehen
05 Langeweile
06 Es Ist Zu Schade
07 Stad Land Verbrechen
08 Will Ich Mit Dir Gehen
09 Flugzeugspiel
10 Tantra Tantra
11 So Muede
12 Der Mieter
13 Geheime Gesellschaft
14 Das Kissen
Genre: Rock
Bitrate: 160 kBit/s
Year: 1994
Time To Say Tschüß (Best OF)
Title:
01 Geh In Den Keller
02 Das Letzte Biest Am Himmel
03 Mein Freund Hat Mit Mir Schluß Gemacht
04 Warum Nette Mädchen Niemals Glücklich Werden Können
05 Die Pärchenlüge
06 Männliche Mitmenschen
07 Hamburg
08 Ist Das Wieder So Ne Phase
09 Leben In Der Bar
10 Loswerden
11 Mein Zukünftiger Exfreund
12 Es Ist So Schade
13 Regen
14 Liebe Wird Oft Überbewertet
15 Ich Bin Dir Jetzt Schon Dankbar
16 Hotel Daheim
17 Freiheit Aus Einem Männermund (Kotzen)
18 Misanthropisches Monodrama
Genre: Rock
Bitrate: 160 kBit/s
Year: 1998
...weiterlesen...